Dax und Co. Experten raten wegen Bilanzflut zu Vorsicht

Weltweit stehen etliche Bilanzvorlagen an, die richtungsweisend für die Märkte sein werden. Nach Daimler und VW folgen unter anderem die Zahlen von BASF, Bayer und Linde. Für Bewegung wird auch die US-Notenbank sorgen.

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Die Bilanzflut wird am Dienstag von Daimler eröffnet. Die Absatzzahlen lassen auf ein starkes Auftaktquartal des Stuttgarter Autobauers hoffen. Quelle: Reuters

Frankfurt/New York In der neuen Börsenwoche werden die vielen Bilanzen der europäischen wie auch US-amerikanischen Firmen richtungsweisend für die Aktienmärkte sein. Zwar dürften gerade deutsche exportorientierte Unternehmen dank eines schwächeren Euro glänzen. Doch Aktienstrategen mahnen zur Vorsicht: Sollten die Konzerne die Hoffnungen der Investoren zum Jahresauftakt nicht erfüllen, drohen Dax und Co. Rückschläge. „Nach der Rally der vergangenen Monate und der enorm gestiegenen Erwartungshaltung der Anleger hat die Gefahr von Enttäuschungen deutlich zugenommen“, sagt Helaba-Analyst Markus Reinwand.

In der zu Ende gehenden Woche hat der deutsche Leitindex rund ein Prozent auf 11.800 Punkte zugelegt, seit Jahresbeginn sind es etwa 20 Prozent. Doch zeitgleich hätten sich die Aussichten für die Unternehmensgewinne nicht nennenswert verbessert, konstatiert Reinwand. Auch an der Wall Street hält die Jagd nach Rekorden an. Die Technologiebörse Nasdaq wie auch der S&P 500 schlossen Freitag mit neuen Höchstständen.

Weltweit stehen etliche Bilanzvorlagen an: am Dienstag ist unter anderem Daimler an der Reihe. Die Absatzzahlen lassen auf ein starkes Auftaktquartal des Stuttgarter Autobauers hoffen. Am Mittwoch folgt der Volkswagen -Konzern mit seinen Geschäftszahlen. Erst am Wochenende war Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nach einem Machtkampf mit Vorstandschef Martin Winterkorn von seinem Amt zurückgetreten. Am Donnerstag folgen unter anderem Zahlen von BASF, Bayer und Linde. Am Freitag bleiben die Frankfurter und Züricher Börse am „Tag der Arbeit“ geschlossen. Im Fokus dürfte auch weiterhin die Deutsche Bank stehen, die bereits am Sonntag Einblick in die Quartalszahlen geben wollte. Erst in der Nacht zu Samstag hatte das Institut angekündigt, sich von der Postbank trennen zu wollen. Details zur künftigen Strategie wollte das größte deutsche Geldhaus am Montag präsentieren.

Auch in den USA stehen zahllose Bilanzberichte an. Von besonderem Interesse dürften die Quartalszahlen von Apple sein, die Montag nach US-Börsenschluss veröffentlicht werden. Erst kürzlich hatte der iPhone-Konzern den Verkauf seiner neuen Apple Watch gestartet. Zudem berichten diverse Pharmafirmen wie Pfizer, Merck & Co. und Bristol-Meyers Squibb.


Wann kommt die US-Zinsanhebung?

Für Bewegung dürfte auch die US-Notenbank Fed sorgen, die am Dienstag zu ihrer zweitägigen Sitzung zusammenkommt. Wegen der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aus Amerika rechnen die meisten Analysten allerdings nicht mit einer Anhebung der Zinsen im April. „Der Zeitpunkt und das Ausmaß der anstehenden Zinsschritte werden sich allein nach den wirtschaftlichen Daten richten, so die Sprachregelung der Notenbank“, sagt Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. „Damit werden sich die Marktteilnehmer auf eine größere Unsicherheit hinsichtlich der mittelfristigen Geldpolitik einzustellen haben.“

Ein klares Signal für oder gegen eine Zinserhöhung auf der Juni-Sitzung wäre eine Überraschung, meint Helaba-Experte Patrick Franke. Laut Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein ist aus Sicht der Dax-Anleger die Fed allerdings schon länger nicht mehr alleiniger Tonangeber für die europäischen Börsen. „Die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks arbeiten konträr: die EZB flutet die Märkte mit Geld, während die Fed auf die Bremse treten will.“ Deshalb könnten sich die hiesigen Märkte auch immer stärker von den USA abkoppeln. „Wenn die Wall Street hustet, kriegen wir hier schon länger keinen Schnupfen mehr.“

In der Woche stehen von der US-Datenfront unter anderem die erste Schätzung des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal am Mittwoch und der ISM-Index für die Industrie (Freitag) auf der Agenda. Der starke Dollar, sinkende Ölpreise und der harte Winter setzten der US-Wirtschaft zuletzt zu.

Kritisch beäugen werden Börsianer auch die Entwicklungen rund um Griechenland. Noch immer ringt das Land mit seinen Gläubigern um eine Lösung im Schuldenstreit. Ein Verbleib in der Euro-Gruppe ist weiter ungewiss. Am Freitag forderten die Euro-Finanzminister von Griechenland weitere Anstrengungen.

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