Flexibel Arbeiten Diese Fallen drohen im Home-Office

Wer ständig zu Hause arbeitet, gefährdet seine Gesundheit und seine Karriere. Diese vier typischen Fallen lauern auf Heimarbeiter. Wie Sie sie vermeiden können.

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Das Büro im Wohnzimmer. Quelle: Illustration: Stephanie Wunderlich

Bevor Nicolas Preuß um die Ecke biegt, hören seine Mitarbeiter keine Schritte, sondern ein Surren. Der 35-Jährige ist Teamleiter beim Logistikunternehmen Time Matters und zuständig für sieben Angestellte. Die Firma sitzt im hessischen Neu-Isenburg, Preuß arbeitet meist im bayrischen Landsberg am Lech – vier Autostunden entfernt.

Seit zwei Jahren praktiziert Preuß fast ausschließlich „Management by rolling around“, und zwar dank eines Roboters des US-Herstellers Suitable Technologies. Das Gerät namens Beam besteht aus einem Bildschirm auf zwei Stelzen und fünf Rädern, Preuß bedient es von zu Hause aus mit dem Steuerkreuz seiner Tastatur.

Technischer Schnickschnack? Keineswegs. „Ohne den Roboter könnte ich meinen Job nicht aus dem Home-Office machen“, sagt Preuß, der bei dem Unternehmen Stammzellentransporte koordiniert. „Ich muss für mein Team ansprechbar sein.“

„Nico“, ruft ein junger Mitarbeiter, als er das unverwechselbare Surren hört. „Ist nicht so wichtig, aber kannst du gleich mal vorbeikommen? Ich habe eine Frage.“ Preuß grinst. Für solche vermeintlich unwichtigen Anliegen setzt niemand eine Telefonkonferenz an: „Ich will mir dafür trotzdem Zeit nehmen“, sagt Preuß, „auch ohne körperlich anwesend zu sein.“

Home-Office verhindert zufällige Gespräche

Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hält die Roboterlösung für legitim. „Eines der größten Probleme beim Home-Office ist, dass keine zufälligen Gespräche mehr stattfinden“, sagt die Expertin, die zu flexiblen Arbeitsformen forscht. Doch genau aus solchen scheinbar belanglosen Konversationen entstehen häufig neue Ideen: „Nur wer den Flurfunk mitbekommt, hat ein Gefühl dafür, wie die Stimmung im Unternehmen ist und was die Kollegen umtreibt.“

Dank seines Roboters kann Preuß umsetzen, wovon viele Deutsche träumen. Die Arbeit im Homeoffice ist für sie nach wie vor ein unerfüllter Wunsch. Laut einer Studie des Bundesarbeitsministeriums aus dem Jahr 2015 hätten knapp 40 Prozent der Angestellten, die bislang nicht im Homeoffice arbeiten, gerne die Möglichkeit dazu. Als Hauptgründe geben sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie weniger Fahrzeit an.

Und tatsächlich: Lästige Staus wären passé, das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern eher Regel als Ausnahme. Und wenn am Nachmittag der Schädel dröhnt, könnte der Heimarbeiter spontan mit dem Hund eine Runde Gassi gehen, um so den Kopf wieder freizubekommen. So lautet zumindest die Idealvorstellung.

Worauf Sie bei Ihrem Heimarbeitsplatz achten sollten
Regeln schaffen Quelle: Fotolia
Heller Arbeitsplatz – mit eigener Tür Quelle: Fotolia
Funktionierende Technik Quelle: Fotolia
Richtig sitzen Quelle: Fotolia
Nicht zu lange sitzen Quelle: Fotolia
Gutes Klima Quelle: Fotolia

Doch die schöne neue Arbeitswelt hat ihre Tücken. Für den Chef bedeutet es mehr Koordination, wenn seine Angestellten von zu Hause aus arbeiten – und die wiederum müssen diszipliniert sein. Studien unterstreichen, dass Arbeitnehmer im Homeoffice häufiger gestresst und einsam sind – und obendrein seltener befördert werden als Büroarbeiter. „Bei vielen folgt nach einigen Monaten Homeoffice die Ernüchterung“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert. Doch es gibt Hoffnung: „Wer sich vorher überlegt, wie er seinen Job von zu Hause aus gestalten kann, und das auch mit Kollegen und dem Chef bespricht, kann durchaus positive Ergebnisse erzielen“, sagt sie.

Aber welche Fallen lauern im Homeoffice? Welche sind besonders tückisch? Was tun Unternehmen, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen? Und was raten Experten den Heimarbeitern? Die vier typischen Homeoffice-Fallen – und wie man sie vermeidet.

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