Die Deutschen sind glücklich. Sagt zumindest der aktuelle Glücksatlas der Deutschen Post. Dieses Glück, das der Atlas misst, hat nichts mit einem Lottogewinn zu tun. Es geht um eine Langzeitbewertung des eigenen Lebens, um Wünsche, Ziele, Erwartungen und Einstellungen.
Jahrelang lag dieser Wert in Deutschland statistisch gesehen um 7,0. Zwischen 2015 und 2016 sprang er auf 7,11 - ein spürbarer Hüpfer. Den neuen, leicht niedrigeren Wert von 7,07 betrachten die Forscher als statistische Unsicherheit und sehen die positive Tendenz als ungebrochen an. „Das ist ein vollkommen realistisches Bild, das die Deutschen von sich haben“, sagt der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, der die repräsentative Studie am Dienstag vorstellte.
Raffelhüschen sieht den Grund für die hohe Zufriedenheit in einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung mit weniger Arbeitslosigkeit und Lohnzuwächsen. Denn Arbeit spielt für die Zufriedenheit eine wichtige Rolle.
Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage des Karrierenetzwerks Linkedin unter 2.067 Arbeitnehmer (1.000 Männer und 1.067 Frauen) in Deutschland. Allerdings spielt für die Befragten - Karrierenetzwerk hin oder her - die klassische Karriere keine Rolle, wenn es um das eigene Glück geht.
Familie, Freunde und Gesundheit sind wichtiger als Karriere
Nur knapp ein Viertel der Befragten sehen berufliche Meilensteine als Erfolg an. Finanzielle Aspekte wie eine Gehaltserhöhung (16 Prozent) oder ein sechsstelliges Gehalt (12 Prozent) werden sogar als noch weniger wichtig bewertet. "Erfolg ist entgegen der weitläufigen Annahme nicht mehr das Motto ‚Mein Haus, mein Auto, mein Boot‘. Für viele sind persönliche Freiräume sowie genügend Zeit für Familie und Freunde sehr wichtig", sagt Barbara Wittmann, Mitglied der Linkedin-Geschäftsleitung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Das sind die glücklichsten Nationen der Welt
Für den Weltglücksbericht haben internationale Forscher 155 Länder untersucht. Der Bericht verbindet unter anderem Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung ihrer Bewohner. Er berücksichtigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung, die gefühlte Unterstützung aus dem eigenen sozialen Umfeld oder Vertrauen in Regierung und Unternehmen mit Blick auf Korruption.
Es geht auch um die von den Befragten empfundene Freiheit, grundlegende Entscheidungen für das eigene Leben treffen zu können sowie die Großzügigkeit der Befragten bei Spenden. Negative Faktoren wie Sorgen, Trauer und Wut spielen auch eine Rolle. Der diesjährige Bericht stützt sich auf Daten aus den Jahren 2014 bis 2016.
Deutschland stagniert auf Platz 16 - hinter unter anderem den USA, den Israel und Costa Rica.
Wie schon in den Vorjahren belegen die Schweden Rang zehn.
Sonne, Kängurus und eine schicke Oper: Australien belegt im aktuellen „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen Platz neun. Australien ist eines von drei nicht-europäischen Ländern in den Top Ten. Selbst die USA belegen nur Rang 15.
Mit 7.334 Glückspunkten belegt Neuseeland wie auch 2016 den achten Platz. Im Jahr 2015 belegten die Kiwis noch Platz neun. Ganz hinten liegt übrigens die Zentralafrikanische Republik.
Von Platz sechs runter auf Platz sieben ging es für Kanada. Im Jahr 2015 schaffte es das Land noch auf Platz fünf.
Der sechste Platz geht an die Niederlande. Damit haben unsere Nachbarn ihre Platzierung aus den beiden Vorjahren verteidigen können. 2014 belegten die Niederlande allerdings noch Platz vier.
Auch die Finnen sind äußerst zufrieden. Ihr Land hat es auf Platz fünf im Ranking geschafft.
Die Schweiz ist 2015 von den Forschern zum glücklichsten Land der Welt gekürt worden. Vergangenes Jahr reicht es "nur" noch für Platz zwei – mit 7.509 „Glückspunkten“. 2017 belegt die Schweiz Platz vier.
Noch ein bisschen glücklicher sind die Isländer. Mit 7.501 Punkten belegen sie den dritten Platz.
In der vergangenen drei Jahren belegte Dänemark jeweils den ersten Platz. 2017 wurde es von Norwegen an der Spitze abgelöst.
Norwegen ist einer Studie internationaler Experten zufolge das glücklichste Land der Welt. Das skandinavische Land eroberte den Spitzenplatz im Weltglücksbericht, den die Fachleute am Montag in New York zum fünften Mal vorlegten. Im vergangenen Jahr hatten die Norweger noch auf dem vierten Rang gelegen.
Ganz hinten liegt die Zentralafrikanische Republik. Mit Ausnahmen unter anderem von Syrien, Afghanistan, Haiti, der Ukraine und dem Jemen liegen auch die meisten anderen Länder der 30 hintersten Ränge in Afrika.
Stattdessen sagen 72 Prozent, dass es ein sehr großer Erfolg sei, glücklich zu sein. 71 Prozent halten Gesundheit für den größten Erfolg. Auf Platz drei folgt Zufriedenheit im Privatleben: Gute Freunde (55 Prozent), die Familie (48 Prozent), Reisen (44 Prozent) oder Zeit für Hobbies (41 Prozent) werden höher gewichtet als die Karriereentwicklung. Dabei unterscheiden sich die Vorstellungen von Frauen und Männern kaum.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Auf die klassische Vorstellungsgespräch-Frage "Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?" antworteten 13 Prozent, dass sie in zehn Jahren mehr Zeit für Familie und Freunde haben möchten. Zwölf Prozent wollen in zehn Jahren durch die Welt reisen. Nur zwei Prozent sehen als ihren großen Wunsch für die Zukunft eine höhere Position an.
Für Unternehmen bedeutet das, den Karrierefokus weniger in den Vordergrund zu rücken, als die Work-Life-Balance. "Arbeitnehmer suchen ihren Arbeitsplatz zunehmend danach aus, wie er sich mit dem Privatleben vereinbaren lässt", bestätigt Wittmann.
Auch am Karriereverständnis sollten Arbeitgeber arbeiten, die in Zukunft für Fachkräfte attraktiv bleiben wollen. Zumindest halten 22 Prozent dieser Fachkräfte traditionelle Ansichten von Erfolg für veraltet und fühlen sich von den Ansprüchen "höher, weiter, schneller" unter Druck gesetzt.