Arbeit ist kein Wunschkonzert. Trotzdem hat die Personalberatung SThree bei mehr als 1100 berufstätigen Deutschen nachgefragt, wie sie gerne arbeiten würden. Und wie sie tatsächlich arbeiten. Wenig überraschend klafft eine Lücke zwischen Wunsch und Realität. So würden sich 73 Prozent der Befragten gerne frei einteilen, wann und so sie arbeiten: nachts, am Wochenende, von neun bis fünf. Doch nur 34 Prozent können tatsächlich frei über ihre Arbeitszeit verfügen. Bei allen anderen bestimmen Chef und Stechuhr, wer wann wo wie viel arbeitet.
„Letztlich muss natürlich immer abgewogen werden, in welchen Branchen und Tätigkeiten eine zu hundertprozentig flexible Arbeitszeit sinnvoll und realisierbar ist“, räumt Luuk Houtepen, Director Business Development bei SThree ein. Ein Unfallchirurg sollte im OP stehen, wenn er da gebraucht wird und nicht, wann es ihm am besten passt. Aber gerade bei Bürojobs wäre mehr Flexibilität möglich.
Gleiches gilt für das Arbeiten im Home-Office, was sich 39 Prozent wünschen. Tatsächlich nutzen können allerdings nur zwölf Prozent diese Möglichkeit. „Die Wunscharbeitswelt der Menschen in Deutschland verdeutlicht: Immer weniger haben Lust auf eine Präsenzkultur“, interpretiert Houtepen die Umfrageergebnisse.
Überstunden, Unterforderung, wenig Flexibilität: So arbeitet Deutschland 2017
34 Prozent können sich die Arbeit frei einteilen.
Quelle: Deutschland-Umfrage der Personalberatung SThree.
12 Prozent der Arbeit wird im Home-Office erledigt.
71 Prozent arbeiten trotz Krankheit (42 Prozent, weil sie sagen, dass ihre Arbeit sonst nicht machbar wäre, 31 Prozent aus Eigenmotivation).
53 Prozent arbeiten häufig länger, um alle Aufgaben erledigen zu können.
33 Prozent sehen bei sich oder Kollegen das Risiko dauerhafter Unterforderung.
Tatsächlich ist aber noch Präsenzkultur angesagt - und die auch über das vertraglich Vereinbarte hinausgehend. "Für 53 Prozent aller Befragten ist es selbstverständlich, Überstunden – respektive Extrastunden bei Freiberuflern – zu leisten, um alle Projekte zu erledigen“, so Houtepen. Auch wenn es bei der Arbeit mal ruhiger zugeht, suchen sich 65 Prozent weitere Aufgaben und 20 Prozent fordern von ihren Vorgesetzten zusätzliche ein.
Selbst wenn die Befragten krank sind, kommen sie zur Arbeit. Ganze 71 Prozent schleppen sich mit einer Erkältung, Rückenschmerzen oder sonstigen Krankheiten ins Büro, beziehungsweise bleiben im Home-Office, um die Kollegen nicht anzustecken. Denn dass sie das tun würden, ist den Befragten bewusst.
Diese Berufsgruppen gehen krank zur Arbeit
Eine Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter 4600 Arbeitnehmern zeigt: 60 Prozent der Angestellten aus dem Sektor „Medizinische Gesundheitsberufe“ – also Ärzte, Pfleger, Arzthelfer, Physiotherapeuten & Co. – gehen krank zur Arbeit. Mindestens eine Woche lang verteilen sie ihre Viren und Bazillen an ihre Patienten, bevor sie zuhause bleiben.
55 Prozent der Gebäudetechniker waren mindestens eine Woche krank arbeiten.
In dieser Berufsgruppe waren 54 Prozent der Befragten mindestens eine Woche trotz Krankheit am Arbeitsplatz.
Im Bereich der lehrenden Berufe erschienen immerhin 53 Prozent auch krank mindestens eine Woche am Arbeitsplatz.
53 Prozent der Vertreter der nichtmedizinischen Gesundheitsberufe waren mindestens eine Woche lang krank arbeiten.
Trotz Krankheit arbeiteten 52 Prozent der Befragten dieser Berufsgruppe trotz Krankheit.
51 Prozent der Angestellten aus Militär und Überwachung waren mindestens eine Woche krank im Büro.
Aus dieser Berufsgruppe gaben 51 Prozent an trotz Krankheit auf der Arbeit gewesen zu sein.
51 Prozent der Befragten aus den Metallberufen gaben an krank arbeiten gewesen zu sein.
Exakt die Hälft der Befragten gaben an, mindestens eine Woche krank zur Arbeit gegangen zu sein.
49 Prozent der Verkäufer erschienen krank zur Arbeit - und gefährdeten damit auch die Gesundheit ihrer Kunden.
49 Prozent der Befragten erschienen im vergangenen Jahr krank im Büro.
48 Prozent der befragten Reinigungskräfte gaben an, mindestens eine Woche krank gearbeitet zu haben.
47 Prozent der Befragten aus dieser Berufsgruppe gaben an, krank zur Arbeit erschienen zu sein.
Durchschnittlich 47 Prozent aller Befragten waren mindestens eine Woche krank arbeiten.
46 Prozent der Befragten aus der Lebensmittelbranche waren im vergangenen Jahr mindestens eine Woche lang krank arbeiten.
44 Prozent der befragten aus dieser Berufsgruppe gaben an, mehr als eine Woche krank arbeiten gewesen zu sein.
47 Prozent der Befragten waren im vergangenen Jahr mindestens eine Woche lang krank auf der Arbeit.
44 Prozent der Angestellten anderer Dienstleistungsberufe erschienen krank auf der Arbeit.
43 Prozent der Befragten dieser Berufsgruppe waren in den vergangenen zwölf Monaten mindestens eine Woche trotz Krankheit arbeiten.
43 Prozent der Leiter von Unternehmen waren krank arbeiten.
42 Prozent der Befragten dieser Berufsgruppe erschienen krank auf der Arbeit.
von den Befragten gaben 41 Prozent an, mindestens eine Woche krank arbeiten gewesen zu sein.
Aus dieser Berufsgruppe gaben 41 Prozent an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine Woche krank auf der Arbeit gewesen zu sein.
39 Prozent der Befragten gaben an mindestens eine Woche lang krank gearbeitet zu haben.
39 Prozent der Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten gaben an in den vergangenen 12 Monaten krank gearbeitet zu haben.
Nur 24 Prozent der Befragten gaben an im vergangenen Jahr mindestens eine Woche lang trotz Krankheit gearbeitet zu haben.
Der Deutsche Gewerkschaftsbunde hat 4600 Arbeitnehmern befragt. Erhoben wurde, wie groß der Anteil der Beschäftigten einer Berufsgruppe ist, die innerhalb des vergangenen Jahres trotz Krankheit eine oder mehr Wochen auf der Arbeit waren.
Quelle: DGB, 2015
Für die Anerkennung des Vorgesetzten tun sich die Befragten den Stress übrigens nicht an. Jedenfalls sagen 72 Prozent, dass es für dessen Anerkennung nicht wichtig sei, auch im Krankheitsfall zu arbeiten. Tatsächlich schleppt sich ein Großteil krank zur Arbeit, weil er befürchtet, dass die Aufgaben sonst liegenbleiben und zeitlich nicht zu schaffen wären. Dabei sind sich die Berufstätigen bewusst, dass sie nicht nur ihre Kollegen anstecken und länger brauchen, bis sie wieder ganz gesund sind. Sie wissen auch, dass sie krank weniger leisten.
Hier sind im Zweifelsfall die Chefs gefragt, die die Bazillenschleuder mit dem übergroßen Pflichtbewusstsein wieder nach Hause schickt. Bevor nachher die ganze Abteilung schnieft.