Bildung „Deutschland ist auf dem Weg in die Inkompetenz“

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Fachliche Lehrpläne statt exklusive Fachkompetenz

Heißt also, dass das Lernen verflacht wird?

Ja. Die vielfach beklagte Niveauabsenkung ist die unabwendbare Folge dieses Denkens. Diese Art von Umgang mit Inhalten ist nicht nur grob fahrlässig, sondern eine reine Unsinnigkeit. Wenn es nur noch darum geht, eine für das alltägliche oder berufliche Leben brauchbare Kompetenz zu erwerben, verschwinden viele Inhalte oder gar ganze Fächer – wie beispielsweise die alten Sprachen – von selbst, da sie dieser Prämisse eben nicht folgen.

Ein wichtiger Grund für die Kompetenzorientierung in der Schule sind die PISA-Studien und die dort festgestellte angeblich schlechten Leistungen deutscher Schüler...

PISA war der demokratisch nicht legitimierte normgebende Angriff auf das bis dahin im deutschsprachigen Raum mehr auf Allgemeinbildung Wert legende Bildungssystem, das einer langen europäischen und besonders deutschen Bildungstradition entsprach, die interessanterweise heute noch für viele Länder als Vorbild gilt.

Normgebend auch deshalb, weil die PISA-Studien keinesfalls die geltenden Lehrpläne in irgendeiner Form berücksichtigen, sondern angeblich Kompetenzen abprüfen, in denen halt problemorientierte Anwendungen, notfalls auch Scheinanwendungen vorgeben werden, die oftmals durch Lesekompetenz und geschickten Umgang mit Multiple-Choice-Verfahren nach dem „Wer wird Millionär“ Ausschlussprinzip erfolgreich zu lösen sind.

Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?

Warum konzentriert man sich dann auf Kompetenzen statt Inhalte, wenn dadurch bloßes Auswendiglernen und raten gefördert wird?

Es geht darum, neue vereinheitlichte fachliche Lehrpläne, welche die Fachstruktur der Fächer berücksichtigen, für alle verpflichtend vorzugeben. Im Sinne des exemplarischen Lernens muss darauf geachtet werden, dass die ehemalige unübersehbare Vielfalt von aufgezählten Fachinhalten sich auf tatsächliche Kerninhalte des Faches und der Fachstrukturen konzentriert, um auch die Anschlussfähigkeit an ein Hochschulstudium zu gewährleisten.  Diese Kerninhalte sind dann von jedem Schüler nachzuweisen und die Basis von Zentralabiturarbeiten, in denen nicht wie heute in vielen westlichen Bundesländern Lesekompetenz ausreicht, um die bereits im Informationsmaterial mitgegebenen Lösungen nur auffinden zu müssen.

Was junge Deutsche über unsere Geschichte zu wissen glauben

Wer lesen kann, bekommt das Abitur?

Schauen Sie sich die neue Lernkultur in Baden-Württemberg oder die bereits vorhandene Realität der Konzepte der Stadtteilschulen in Hamburg an. Oberstes Ziel ist, dass alle unabhängig ihrer individuellen Voraussetzungen in einer Klasse zusammenhocken. Wem ist damit geholfen? Das ausgegebene Ziel einer radikalen inklusiven Pädagogik dann auch ist die Abschaffung des gegliederten Schulsystems und die Einführung einer Einheitsschule für alle für die zunehmend heterogene Schülerschaft, der man mit einer Individualisierung von Unterricht begegnen will, ein Konzept, dass nicht nur im gesamten anglo-amerikanischen Raum längst als gescheitert gilt, wie wissenschaftliche Studien eindeutig belegen.

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