Schlafmangel Müde Menschen treffen riskante Entscheidungen

Müde Menschen sind risikobereiter, als ausgeschlafene. Eine aktuelle Studie der Universität Zürich belegt, warum vor allem Führungspersonen genug Schlaf brauchen, um Entscheidungen zu treffen. Sonst kann es teuer werden.

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Müdigkeit erhöht Risiko. Quelle: Fotolia

Angela Merkel sagte einmal, dass sie ein paar Tage lang mit vier Stunden Schlaf pro Nacht auskomme: „Ich habe eine kamelartige Fähigkeit, den Schlaf zu speichern". Den fehlenden Schlaf würde sie dann an den Wochenenden nachholen. Das funktioniert aber auch bei ihr nicht auf Dauer. Wenn die Bundeskanzlerin „einigermaßen konstante Laune“ haben will, müsse es mehr Schlaf sein, wie sie in der "Rheinischen Post" bekannte.

Dass zu wenig Schlaf für schlechte Laune sorgt und die Leistung mindert, ist bekannt. Wissenschaftler der Universität Zürich (UZH) nun aber heraus, dass zu wenig Schlaf auch die Risikobereitschaft erhöht.

Die Studie im Detail: Die Schlaf- und Neuroökonomie-Wissenschaftler setzten 14 männliche Studenten zwischen 18 und 28 Jahren auf Schlafentzug: Statt der normalen, etwa acht Stunden Schlaf pro Nacht, durften sie eine Woche lang nur fünf Stunden schlafen - für so manchen Manager sind fünf Stunden Schlaf eine lange, erholsame Nacht.

Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen

Täglich untersuchten die Forscher das Risikoverhalten der müden Probanden. Dafür mussten die Studenten zweimal täglich entscheiden, ob sie sofort einen kleineren Geldbetrag bekommen oder lieber um eine größere Geldmenge wetten wollen. Der maximale Gewinn lag bei 100 Franken. Das Risiko stieg mit der Gewinnsumme. Wer sich also dafür entschied, auf viel Geld zu wetten, steigerte so auch die Wahrscheinlichkeit, viel zu verlieren.

Das Resultat: Eine einzelne kurze Nacht hatte keinen Einfluss auf die Risikobereitschaft, während eine ganze Woche starke Auswirkungen hatte: Elf der 14 Studienteilnehmer zeigten sich nach der Woche mit reduziertem Schlaf risikobereiter als zuvor. "Es lassen sich keine Prozentzahlen aus den Ergebnissen errechnen", räumt Christian Baumann, Leiter des Klinischen Forschungsschwerpunkts „Sleep and Health“ der UZH, ein. Die Ergebnisse zeigten jedoch deutlich, dass die Risikobereitschaft bei zu wenig Schlaf signifikant höher sei. Das Alter der Studenten habe übrigens nichts mit dem Resultat der Studie zu tun.

Die Wissenschaftler wiesen außerdem zum ersten Mal nach, dass eine niedrige Schlaftiefe im rechten präfrontalen Kortex, einem Teil der Großhirnrinde, direkt mit vermehrtem Risikoverhalten zusammenhängt. Dieses Gebiet der Hirnrinde wurde schon früher mit Risikoverhalten assoziiert.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass der präfrontale Kortex anatomisch-funktionelle Verhaltensänderungen hervorruft, wenn er sich nicht genügend erholen kann. Was bei chronischem Schlafmangel der Fall ist. Denn eine regenerative Wirkung des Schlafs stellt sich erst nach mehreren Stunden ein.

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