WirtschaftsWoche: Herr Holz, Sie sind auf einer Party und jemand will wissen, was Sie beruflich machen. Was antworten Sie?
Fedor Holz: Das kommt auf die Party an. Aber grundsätzlich würde ich jetzt nicht mehr antworten: „Ich bin Pokerspieler.“
Sondern?
Ich würde vermutlich sagen, dass ich Unternehmer bin und vor einem halben Jahr ein eigenes Start-up gegründet habe.
Das ist aber sehr bescheiden. Sie haben alleine 2016 ein Preisgeld in Höhe von etwa 16 Millionen Dollar gewonnen und stehen damit in der Liste der erfolgreichsten Pokerspieler aller Zeiten aktuell auf Platz sechs - und das im Alter von 23. Sind Sie so viel besser als die anderen oder haben Sie einfach mehr Glück?
Ich bin definitiv nicht so viel besser als die anderen auf dem höchsten Niveau. Aber es ist eine Mischung aus beidem. Der Bessere gewinnt auch häufiger. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich an stetiges Verlieren gewöhnen muss.
Wie sind Sie zum Pokern gekommen?
Das war vor etwa sieben Jahren, ich war damals etwa 16. Ein paar Freunde von mir spielten schon länger und luden mich ein, mal mitzuspielen.
Start-up-Ökosystem 2017: So sieht der Markt in Deutschland aus Sicht von Start-ups, Gründern und Investoren aus
EXIST-Gründerstipendium, KfW-Förderung, Industrie 4.0 Plattform, Digital Hub Initiative
366 „early stage“-Investments
Investmentvolumen 2016: USD 967 Mio.
5 Unicorns
Quelle: Deutsche Börse und EY (Ernst & Young)
Mietkosten: Berlin Ø 16,80 Dollar pro Quadratmeter
Frankfurt Ø 21,10 Dollar pro Quadratmeter
Leerstandsquote: Berlin 4 Prozent, Frankfurt 11 Prozent
5,2 Universitäten auf 1 Million Einwohner - 0,565 Professoren auf 1000 Einwohner
12,7 Prozent der Bevölkerung mit höherem Bildungsabschluss
465 Patente von Universitäten genehmigt (2015)
EU Blaue Karte erleichtert Arbeitserlaubnis nach Universitätsabschluss
2015 wurden 763.000 Unternehmen gegründet, 0,0093 Unternehmen pro Kopf
Scheitern nicht akzeptiert
Gründung meist als GmbH oder UG (keine Genehmigung notwendig)
Gesetzlich vorgeschriebene Buchführungspflicht
Pflicht zur Aufstellung eines Jahresabschlusses und der Veröffentlichung im Bundesanzeiger
Für kleine Unternehmen gelten Entlastungsregelungen bei oben genannten Punkten
Hoher administrativer Aufwand (Melde- und Abgabepflichten auch für Start-ups)
Körperschaftsteuer: 15 Prozent + 5,5 Prozent Soli = 15,825 Prozent
Gewerbesteuer: ≈ 15 Prozent (lokale Unterschiede)
Keine spezielle Regelung. In der Regel sofort abziehbar in Höhe der angefallenen Aufwendungen, soweit nicht zu aktivieren (keine Aktivierung selbstgeschaffener Wirtschaftsgüter)
Bis zu einer Million Euro komplett, der eine Million Euro übersteigende Betrag wird zu 60 Prozent des Verlustvortrags verrechnet werden; (zeitlich unbeschränkt)
Begrenzter körperschaftsteuerlicher Rücktrag des Verlustes ins Vorjahr möglich
Verlusterhalt u.a. bei stillen Reserven grds. möglich
Steuerneutrale Umwandlungen ohne Aufdeckung der stillen Reserven grds. möglich
25 Prozent Kapitalertragsteuer + Soli. 5,5 Prozent = 26,375 Prozent zu versteuern. (Im Inlandsfall lediglich Timing/Cash-Effekt, im Auslandsfall (Teil-)Freistellung/Erstattung auf Antrag möglich)
Natürliche Personen: Beteiligungsanteil < 1 Prozent Kapitalertragsteuer besitzt abgeltende Wirkung.
Beteiligungsanteil mindestens 1 Prozent (Veräußerungsgewinne)
Juristische Personen: Veräußerungsgewinne & Dividenden steuerfrei, 5 Prozent = nicht abzugsfähige Betriebsausgabe
Teileinkünfteverfahren auf den Carried Interest bei Investitionen von VC / Private Equity Fonds (wenn immaterielle Werte eingebracht werden)
Förderprogramm INVEST: Nicht rückzahlbarer steuerfreier Erwerbszuschuss i.H.v. 20 Prozent der Kapitalbeteiligung (wenn Bedingungen erfüllt)
Beratungsdienst durch IHK eingerichtet
GmbH: Gründungskapital 25.000€ + zusätzliche Kosten
AG: Gründungskapital 50.000€ + zusätzliche Kosten
Betriebsrat ab 5 Arbeitnehmern & 3 wählbaren Arbeitnehmern möglich
Kündigungsschutz mit > 5 Arbeitnehmern und Zugehörigkeit länger als 6 Monate
Ungleichbehandlung von Menschen nicht erlaubt, Quoten greifen für Startups nicht
sehr komplex und streng
Unternehmen mit > 9 Beschäftigten sind zur Bestellung eines
Datenschutzbeauftragten verpflichtet
Hohe Strafen bei Verletzung der Datenschutzrechte
Und merkten Sie gleich, dass Sie es besser können als die anderen?
Nein, überhaupt nicht. Es hat mir Spaß gemacht, aber meine Freunde hatten damals mehr Erfahrung. Die hatten sich schon mit den Strategien auseinandergesetzt, hatten viel online gespielt und auch ein bisschen Geld verdient.
Und daraufhin begannen Sie, auch online zu pokern.
Genau. Ich habe nach dem Abitur in der Nähe von Saarbrücken zunächst Informatik studiert, das aber nach zwei Semestern abgebrochen und zunehmend Zeit mit Onlinepoker verbracht. Das erste Jahr lief allerdings nicht gut. Im Januar 2013 wollte ich dann ein paar Monate durch die Welt reisen und habe währenddessen zwei Jungs aus Wien kennengelernt, im Mai 2013 bin ich in deren WG in Wien eingezogen. Die spielten auch viel Poker - und von da an ging es eigentlich nur aufwärts.
Ab dann verbrachten Sie den Hauptteil ihrer Zeit vor dem Rechner?
Genau - und wenn wir nicht spielten, redeten wir auch viel über Poker. Außerdem bin ich zu der Zeit sehr viel gereist.
Und da erkannten Sie, dass Sie mit Pokern Geld verdienen können.
Ja.
Worauf kommt es dabei an?
Man muss damit klar kommen, Geld zu verlieren. Und man muss mental sehr widerstandsfähig sein. Ich habe mich daher viel damit beschäftigt, mit Niederlagen umzugehen.
Wie haben Sie sich weitergebildet?
Ich habe in meinen Leben maximal zwei Poker-Bücher gelesen und halte davon nicht viel. Als Einsteiger ist das sicher nicht verkehrt, aber mit Büchern kommt man nicht weit. Viel wichtiger ist es, sich mit anderen Menschen auszutauschen und ständig Situationen zu analysieren.
Spielen Sie denn im Endeffekt Ihre eigenen Karten oder den Gegner?
Beides. Es ist eine Mischung aus Informationen, die man je nach Situation gewichtet. Im Grunde ist es wie bei jedem Sport. Man hat seine eigene Strategie, passt sich aber zusätzlich an die Schwächen des Gegners an.
Früher spielten Sie mit Ihren Freunden um ein paar Cent, inzwischen spielen Sie fast ausschließlich Turniere mit einem Antrittsgeld zwischen 50.000 und 100.000 Dollar. Sind Sie ein Zocker?
Auf keinen Fall, denn dahinter steckt schon ein System. Üblicherweise setzen professionelle Pokerspieler für ein Turnier maximal ein Prozent ihres Spielguthabens, der so genannten Bankroll. Das heißt im Umkehrschluss, dass ich in 99 Prozent der Fälle nicht pleite gehe. Man nimmt natürlich ein Risiko auf sich, aber eben nicht unvernünftig viel Risiko. Vereinfacht gesagt: Man spielt mit Geld, das man verlieren kann.