Große E-Mails, die das System lahmlegen, langsamer Up- und Download von Dateien aus dem Internet, schlechter Empfang auf mobilen Geräten oder Probleme bei Voice-over-IP- und Video-Calls: Vor drei Jahren hat der IT-Dienstleister Computacenter Mitarbeiter von 250 deutschen Unternehmen befragt, was sie bei der Arbeit am meisten nervt. Abgesehen von menschlichen Faktoren wie der doofen Kollegin, dem meckernden Chef oder dem Endlosstau auf dem Weg ins Büro.
Das Ergebnis: die schlechte lokale Netzwerkperformance beziehungsweise die lahme Internetanbindung.
Im selben Jahr hat die Bundesregierung in ihrer digitalen Agenda beschlossen, dieses Problem der Angestellten – und ihrer Arbeitgeber – zu lösen. „Schnelles Internet für alle. Überall“, war die Losung. Bis zum Jahr 2017 sollte das erreicht sein. Leider hat das nicht geklappt, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung belegt.
In Deutschland haben nur 6,6 Prozent der Haushalte schnelles Internet. Im ländlichen Bereich liege die Abdeckung mit Breitband sogar nur bei 1,4 Prozent. Zum Vergleich: In Estland haben 73 Prozent der Haushalte Glasfaseranschluss. Im OECD-Vergleich belegt Deutschland bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen Platz 28 von 32.
Das ist nicht nur für all diejenigen störend, die ihre Lieblingsserie ruckelfrei streamen wollen, oder die leidenschaftliche Online-Gamer sind. Tatsächlich existenzbedrohend ist die schlechte Versorgung mit schnellem Internet für Unternehmen. So haben Unternehmen tatsächlich schon Kunden verloren, weil ihnen die lahme Internetverbindung einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das ist das Ergebnis einer Yougov-Umfrage im Auftrag von WiredScore, einem Anbieter von Bewertungssystemen für Gewerbeimmobilien. Dass es nur elf Prozent sind, denen die Kunden schon mal weggelaufen sind, ist eigentlich erstaunlich. Denn 88 Prozent der Führungskräfte sagen, dass ihre Mitarbeiter auf schnelles Internet angewiesen sind, um gute Arbeit zu leisten.
Demgegenüber stehen mehr als 23.000 Gewerbegebiete in Deutschland, die bis heute keinen Anschluss ans Glasfasernetz haben. Besonders mies ist die Anbindung in Sachsen und Bayern, wo 3819 beziehungsweise 3352 Gewerbeflächen ohne Breitband auskommen müssen. In Nordrhein-Westfalen arbeiten Unternehmen an 2721 Gewerbestandorten noch mit dem 56-k-Modem.
Kein Wunder, dass die befragten Entscheider sagen: Egal, wie hoch die Miete ist – Hauptsache, es gibt eine vernünftige Internetverbindung.
So gaben jedenfalls 84 Prozent der Führungskräfte an, dass eine gute Internetverbindung bei der Wahl eines neuen Büros oder einer Gewerbefläche kriegsentscheidend sei. Zweitwichtigstes Auswahlkriterium ist mit 76 Prozent die gute Mobilfunkabdeckung. Die Höhe der Miete folgt mit 74 Prozent erst auf Rang drei.
„Deutlich mehr Unternehmern ist es wichtiger, dass ihre Mitarbeiter mit gutem Internet arbeiten können, als an der Miete zu sparen – schließlich macht das den Erfolg ihres Geschäfts aus“, bestätigt Sebastian Seehusen, Director Germany von WiredScore.