Optimismus allenthalben: 45 Prozent der Bundesbürger blicken mit Zuversicht ins neue Jahr, fand die Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen in einer aktuellen Umfrage heraus – Angst hat hingegen nur jeder Zehnte. Vor allem die junge Generation ist derzeit positiv gestimmt. 71 Prozent glauben laut Shell-Studie 2010 fest daran, dass sie sich ihren Berufswunsch erfüllen werden. 59 Prozent der Jugendlichen sehen die Zukunft positiv.
Bundeskanzlerin Angela Merkel geht es genau so. „Geht nicht, gibt’s nicht“, resümierte sie am Silvesterabend in ihrer Neujahrsansprache. Zumindest auf den Arbeitsmarkt lässt sich diese Prognose derzeit übertragen.
Dazu passte auch eine Umfrage der „Bild“-Zeitung von Anfang Januar: Allein im Gesundheitswesen gebe es in diesem Jahr bis zu 150 000 neue Stellen, in der Zeitarbeit seien es mindestens 100 000, die Logistik schaffe 30 000 zusätzliche Jobs. Insgesamt entstünden 2011 in den elf wichtigsten Wirtschaftszweigen Deutschlands 360 000 neue Arbeitsplätze.
Auch viele Experten erwarten ein Jobwunder 2011: Sie gehen davon aus, dass die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in diesem Jahr und in den kommenden Jahren steigt. Der Grund: Durch den Bevölkerungsrückgang und die stark alternde Gesellschaft sinkt das Angebot an Arbeitskräften erstmals seit Jahrzehnten wieder.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn etwa prognostiziert eine Trendwende bis 2025. In den kommenden 15 Jahren falle das Erwerbspersonenpotenzial von heute 44,7 Millionen auf rund 41 Millionen Personen. Prognos rechnet damit, dass bis zum Jahr 2030 auf dem Jobmarkt eine Lücke von 5,2 Millionen Fachkräften klafft.
Niedriglohnsektor: Wo die Unterbezahlten arbeiten
Anteil am gesamten Niedriglohnsektor: 5,1 Prozent
Niedriglohn-Anteil in der Branche: 14,3 Prozent
(Quelle: SOEP 2010, Auswertungen des IAQ)
Anteil am gesamten Niedriglohnsektor: 9,0 Prozent
Niedriglohn-Anteil in der Branche: 32,9 Prozent
Anteil am gesamten Niedriglohnsektor: 9,3 Prozent
Niedriglohn-Anteil in der Branche: 64,3 Prozent
Anteil am gesamten Niedriglohnsektor: 13,7 Prozent
Niedriglohn-Anteil in der Branche: 22,4 Prozent
Anteil am gesamten Niedriglohnsektor: 17,8 Prozent
Niedriglohn-Anteil in der Branche: 37,6 Prozent
Sicher, längst nicht alle werden von dieser Entwicklung profitieren. Gering Qualifizierte, also Personen, die über keinen Berufsabschluss verfügen, werden auch in Zukunft nur schwer eine Festanstellung finden.
Der Fachkräftemangel zeichnet sich vor allem auf der mittleren Qualifikationsebene ab – also bei Ausbildungsberufen und Akademikern. Das schlägt sich auch in der Prognos-Auswertung nieder: Knapp jede fünfte Stelle richtet sich an Führungskräfte – und die werden künftig in den Branchen Energie, Gesundheit und Technologie besonders gefragt sein.
Dass ausgerechnet dort die größten Wachstumsfelder liegen, lässt sich vor allem auf zwei Entwicklungen zurückführen. Einerseits schrumpft die Gesellschaft in den Industrieländern generell. Kurzum: Der Anteil der Alten nimmt zu, während eine geringere Anzahl von Jungen nachrückt.
Andererseits werden die natürlichen Ressourcen knapper. Der Klimawandel stellt somit nicht nur die Menschen, sondern auch die Unternehmen vor große Herausforderungen.
Schon 2025 könnten etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung in Gebieten ohne ausreichende Wasserversorgung leben. Umso gefragter sind findige Forscher und Ingenieure, die an neuen Technologien tüfteln, um diese Missstände zu beheben.
So finden Sie den richtigen Beruf
Eine große Karriere beginnt bereits in der Schule und in der Universität. Doch junge Menschen finden sich im Dickicht der Berufswahl oft nicht gut zurecht. Svenja Hofert hat einen sehr nützlichen Ratgeber geschrieben, um die Probleme zu umschiffen („Am besten wirst du Arzt“, Campus Verlag). Die Expertin für neue Karrieren hat bereits zahlreiche Bestseller geschrieben. Es folgen einige ihrer Ratschläge in der Kurzfassung.
Immer mehr Deutsche haben Angst vor einer (zu) niedrigen Schulbildung ihrer Kinder. Doch die Expertin rät: „Es macht keinen Sinn, einen jungen Menschen durch das Gymnasium zu prügeln.“ Es gibt Lerntypen, die dort nicht hinpassen und auf anderem Weg eine tolle Karriere starten.
Eine junge Persönlichkeit muss lernen, was sie kann – und was (noch) nicht. Feedback ist in der Erziehung extrem wichtig, sowohl Lob als auch Kritik. Stellen Sie Fragen wie „Was hast du richtig gern gemacht?“ oder „Warum hast du die Zeit vergessen?“ und fordern Sie genaue Antworten ein. Kinder sollten auch die Dinge tun, die ihnen schwerfallen und ihr Können aufschreiben. Die tatsächlichen Interessen finden sich am besten durch viel Lesen und intensive Gespräche.
Kinder sind manchmal einfach faul. Kaum eines übt freiwillig jeden Tag auf einem Instrument oder engagiert sich erheblich über das minimale Maß hinaus. Geld oder sonstige extrinsische Anreize haben oft nur kurzfristige Wirkung. Besser ist, gesunde Neugier zu wecken oder schlicht das Kind zu fragen, wie man es motivieren könnte.
Wenn junge Menschen eine feste, möglichst dauerhafte Position in einem Unternehmen anstreben, sollten sie eher auf das duale Pferd setzen als auf eine reine Ausbildung. Nicht ratsam ist das duale Studium, wenn ein starkes thematisches Interesse vorhanden ist. Dann lieber studieren und sich währenddessen beruflich orientieren.
Es gibt immer mehr Studiengänge und immer mehr, die nichts taugen. Durch die Umstellung auf Bachelor und Master ist es grundsätzlich flexibler geworden – bei allen Nachteilen ist die Kombinierbarkeit ein großer Vorteil. In Zukunft wird es eine stark steigende Anzahl von Biografien geben mit zwei oder drei Studiengängen. Vorsicht vor dem Schweinezyklus: Einige Studiengänge werden nach einer Phase von zu wenig Nachfrage gern rasch überlaufen.
Da gibt es keine einheitliche Antwort. Einige Studenten sollten nach dem Bachelor – also dem Grundlagenstudium – eher Erfahrungen im Berufsleben machen, andere direkt noch den Master folgen lassen. Entscheidend ist die intrinsische Motivation, also die persönliche Neigung zum Lernen. Studien belegen, dass Bachelor-Absolventen immer bessere Einstiegschancen haben.
Studenten haben viele Möglichkeiten, sich nebenbei weiterzuentwickeln. Ein Auslandssemester lohnt sich umso mehr in einem Land, in das nicht alle gehen und wo nicht nur unter Deutschen gefeiert wird. Der Nebenjob sollte nicht nur Geld bringen, sondern auch etwas für den eigenen Berufswunsch. Ein Ehrenamt macht sich immer gut und ein Praktikum sollte es während des Bachelor-Studiums mindestens sein. Dabei wäre es gut, wenn das Unternehmen Relevanz am Arbeitsmarkt hat.
Jobs an sich kann man in der Regel nicht zukunftssicher bezeichnen, denn es hängt allzu sehr vom Individuum ab. Also davon, was er oder sie kann und bereit ist, zu investieren. Grundsätzlich sollte man bei der Auswahl Wunsch und Wirklichkeit strikt trennen. Wie das genau geht, lesen Sie weiter unten! Bei neuen Berufen sollten Sie nachschauen, ob es sich um einen anerkannten Ausbildungsberuf handelt.
Im Bereich Energie öffnen sich ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten für deutsche Konzerne, weiter zu expandieren. Unternehmen arbeiten verstärkt daran, das Geschäft mit erneuerbaren Energien auszubauen. Nach Berechnungen des Bundesumweltministeriums arbeiten in dem Sektor derzeit mehr als 300 000 Menschen, fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2004 – Tendenz weiter steigend.
Zum anderen geht es in vielen anderen Branchen schlicht um mehr Effizienz. Die Automobilindustrie entwickelt Verbrennungsmotoren, die bei gleicher Leistung noch weniger Benzin verbrauchen – oder tüftelt gleich an Elektrofahrzeugen. Auch Schiffsbauer arbeiten an Systemen, mit denen sie die Treibstoffkosten erheblich reduzieren können. Und Bauingenieurbüros sanieren den Gebäudebestand in Deutschland, damit weniger Energie durch schlechte Wärmedämmung vergeudet wird.