„Cutting through complexity”, “Transform to the Power of digital”, “Shaping the future. Together“. Mit diesen drei Slogans preisen sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG als Vereinfacher, Capgemini als Digitalisierer und die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) als Zukunftsgestalter an. Die großen Unternehmensberatungen versprechen ihren Kunden eine Menge. Doch können sie es überhaupt halten?
Der Bedarf nach Unterstützung bei Zukunftsplanung und digitaler Transformation steigt allerorten und bescherte den rund 16.000 Unternehmensberatungen Deutschlands im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 7,4 Prozent. 29 Milliarden Euro setzten die Beratungen 2016 um. Der Digitalisierung und den damit einhergehenden Veränderungen sei Dank sind besonders Organisations- und Prozessberatung (43,5 Prozent Marktanteil), Strategieberatung (24,8 Prozent) und IT-Beratung (21,6 Prozent)* gefragt.
„Sobald ‚Digitalisierung‘ vor dem Wort ‚Berater‘ steht, rennen die Unternehmen einem die Bude ein“, erzählt ein Berater für mittelständische Unternehmen, der sich auf Digitalisierungsthemen fokussiert hat und deshalb in diesem Zusammenhang nicht namentlich genannt werden möchte.
Beraterbranche profitiert von Veränderungen
Ralf Strehlau unterstützt diese Einschätzung. „Immer wenn Veränderungen anstehen, ist das gut für die Beraterbranche.“ Strehlau ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) und seit 25 Jahren in der Branche tätig. Grundsätzlich habe jede Branche digitalisierungsbedingten Beratungsbedarf, so Strehlau. Die einen früher, die anderen später. Die Medien- und Handelsbranche bemerkte zuerst, dass die Kunden auf Produkte und Dienstleistungen von gestern keine Lust mehr haben. Mittlerweile kratzen Banken und Versicherungen bei den Unternehmensberatungen an der Tür.
Stärkster Umsatztreiber für die Berater war im vergangenen Jahr die Chemie- und Pharmabranche, hier stieg die Nachfrage um zehn Prozent. Große wie kleine Unternehmen, Verwaltungen und Behörden wenden sich hilfesuchend an Berater. Dabei seien größere Unternehmen "Beratungsfirmen gegenüber grundsätzlich offener", erzählt Strehlau. "Aber auch Mittelständler ab etwa 100 Mitarbeitern holen sich für Spezialthemen wie die Unternehmensnachfolge oder eine Auslandsexpansion Berater ins Haus“, so seine Erfahrung.
So erkennen Sie gute Berater
Headhunter müssen mit Regeln und Besonderheiten der Branche des Auftraggebers vertraut sein. Keine Beratung kennt jede Branche gleich gut.
Größe und Bekanntheit einer Beratung spielen keine Rolle. Entscheidend sind Branchenexpertise und Vernetzung.
Statt nach vorliegenden Infos zur Qualifikation fragt ein guter Personalberater, ob ein Jobwechsel überhaupt möglich ist. Und welche Vorstellungen Sie haben.
Ohne Ihr Wissen wird der Lebenslauf nicht an Dritte weitergeleitet.
Der Kandidat wird regelmäßig über den Stand des Verfahrens informiert.
Nur wenige Headhunter verstehen sich als Karriereberater. Wer Sparringspartner für den Aufstieg wünscht, sucht sich besser einen darauf spezialisierten Coach und bezahlt ihn auch selbst.
Sich Hilfe holen ist eine gute Sache. Unternehmen sollten in einem Berater allerdings keinen Heilsbringer sehen, der mit einem Fingerschnipp alle Probleme löst. Tatsächlich haben große wie kleine Unternehmensberatungen mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen wie ihre Mandanten:
- Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden komplexer und vielschichtiger.
- Die Strukturen innerhalb der Beratungen verändern sich.
- Die Start-up-Konkurrenten werden zahlreicher.
- Es gibt immer weniger qualifizierte Bewerber.
Drei Viertel der BDU-Mitglieder setzen deshalb mittlerweile selbst auf Kooperationen, um vom Wissen anderer Beratungen zu profitieren. Anderen Problemen wie dem Fachkräftemangel steht die Branche genauso ratlos gegenüber wie der Maschinenbauer aus Oberschwaben. Da hilft nur: ausprobieren, scheitern, daraus lernen, besser machen.
*Die komplette Übersicht der nachgefragten Beratungsfelder und das Nachfragewachstum finden Sie in der Tabelle auf Seite fünf.