World Happiness Report Warum die Norweger so glücklich sind

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Das Zauberwort heißt Gemütlichkeit

Das war nicht immer so, wie die Forschung seiner Organisation Lederne gezeigt hätten. Nach dem Ersten Weltkrieg habe es viele Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen gegeben. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich das geändert. Graduell wäre es zu einer wachsenden Teilhabe der Mitarbeiter auf allen Ebenen gekommen. Außerdem würden flache Hierarchien dazu beitragen, dass sich jeder ins Unternehmen einbringen könne. "Das schafft Vertrauen und reduziert Konflikte", sagt Sverre Simen Hov.

Zu dem Gefühl von Sicherheit und Vertrauen tragen auch die sozialen Sicherheitssysteme bei. Wer zum Beispiel krank wird, bekommt vom ersten Tag an den vollen Arbeitslohn - und das bis zu ein Jahr lang. Problematisch ist dabei allerdings ein Fakt, auf den die OECD hinweist. Zu jeder Zeit sind etwa sieben Prozent der Arbeitnehmer krankgeschrieben. Dazu kommen weitere Sozialleistungen. Gesundheitsausgaben sind gedeckelt, Universitäten kostenfrei und auch, wer sein Leben lang Hausfrau war, bekommt mit 67 eine Rente.

Daraus entsteht ein Lebensgefühl, dass von den Dänen, den südlichen Nachbarn Norwegens, mit einem Wort beschrieben wird: "Hygge". Es tauchte im vergangenen Jahr sogar auf der Liste der Wörter des Jahres des britischen Collins Dictionary auf. An der Übersetzung des Wortes haben sich schon viele versucht. Es beschreibt gleichzeitig Geisteszustand und Atmosphäre in einer Situation, die gemütlich und angenehm ist.

All das klingt nicht besonders deutsch. Doch Sverre Simen Hov glaubt, dass auch die Deutschen eigentlich glücklicher sein müssten, als es ihr 16. Platz im UN-Ranking aussagt. Er hat gerade seinen MBA in Berlin beendet und bei den Menschen dort ähnliche Charakterzüge festgestellt wie bei seinen Landsleuten in Norwegen. "Das Vertrauen in Institutionen und der Glaube an Regeln - das sind die Dinge, die unsere Gesellschaften gemeinsam haben", sagt er. Es fehlt vielleicht noch die Gemütlichkeit.

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