Frauen im Management Das sind Deutschlands heimliche Herrscherinnen

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Vera Gäde-Butzlaff, Andrea Grebe, Ingrid Hofmann

Gasag: Vera Gäde-Butzlaff

Es ist eine Geschichte, die man selten hört auf Deutschlands Chefetagen. Eine Managerin tritt nach sieben Jahren an der Spitze eines Unternehmens einfach ab. Nicht weil sie muss. Sondern weil sie glaubt, dass viele ihrer Aufgaben für sie zur Routine geworden sind. Und weil sie Angst davor hat, neue Ideen mit dem alten Spruch „Das haben wir alles schon versucht“ abzubügeln. Also verlässt Vera Gäde-Butzlaff 2014 die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR).

Vera Gäde-Butzlaff Quelle: Ansgar Werrelmann für WirtschaftsWoche

Und dann? Sie will kürzer treten, liebäugelt mit einem Ehrenamt, spricht über Aufsichtsratsposten. Bis die heute 62-Jährige dieses eine Angebot erhält, auf das sie ihre ganze Karriere gewartet hat. Sie wollte in einem interessanten Wirtschaftszweig arbeiten, und das Unternehmen sollte sich im Umbruch befinden, damit sie in kurzer Zeit viel bewirken kann. Zudem passte der Standort: Berlin. Der Chefposten von Gasag, einer von Europas größten regionalen Gasversorgern, mit einem Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro und 1500 Mitarbeitern, erfüllte alle drei Kriterien. Im März 2015 beginnt Gäde-Butzlaff ihren neuen Job. Knapp zwei Jahre später sitzt sie in ihrem Eckbüro im siebten Stock.

"Das ist mein wichtigster Job"

„Ich habe Angebote zur beruflichen Veränderung genutzt und die damit verbundenen Risiken nicht gescheut“, sagt sie. Und das waren einige. Zunächst arbeitete die Juristin als Richterin am Verwaltungsgericht, anschließend wechselte sie als Staatssekretärin ins Umweltministerium und von da an die Spitze der BSR. Dort formte sie aus dem unbeliebten Entsorgungsunternehmern ein wahres Imagewunder. „Das Unternehmen mit seinen Angeboten und Produkten zu positionieren und die Marke positiv zu besetzen“, sagt Gäde-Butzlaff, „das ist mein wichtigster Job.“

Einen Job, den sie auch bei der Gasag absolviert. Die Managerin will das Unternehmen vom klassischen Gasversorger zu einem breit aufgestellten Energieunternehmen umbauen. Das scheint ihr zu gelingen, bei der letzten Hauptversammlung konnte sie das Ergebnis um 3,5 Prozent vor Steuern und Zinsen steigern.

Vivantes: Andrea Grebe

Schon als Kind lernte Andrea Grebe, wie Unternehmertum funktioniert. Ihr Vater formte aus einem kleinen Kohlehandel eine mittelständische Spedition für Flüssiggas und Benzin. Trotz aller Faszination für das Geschäft studierte Grebe erst mal Medizin. Denn die Hessin wollte unbedingt etwas mit Menschen machen und keinesfalls das Familienunternehmen übernehmen.

In ihrem heutigen Job vereint die 56-Jährige die Sorge um die Patienten mit dem Gespür fürs Geschäftliche. Sie leitet Deutschlands größten kommunalen Krankenhauskonzern Vivantes mit 15.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.

Um dies zu erreichen, sattelte die Fachärztin für innere Medizin mit Mitte 30 einen Master für Management von Gesundheitssystemen obendrauf und prüfte im Anschluss für KPMG zwei Jahre lang die Bücher von Krankenhäusern. Aktuell sind die Sanierungsarbeiten an den Berliner Kliniken Grebes größte Herausforderung. Alleine in Neukölln muss die Managerin in den nächsten Jahren 600 Millionen Euro investieren.

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I.K. Hofmann: Ingrid Hofmann

Mit der Orchideenzucht wurde es leider nichts. Die damaligen politischen Verhältnisse in Südafrika erschienen Ingrid Hofmann zu ungewiss. Macht nichts, Plan B lief reibungslos. In den Achtzigerjahren gründete die damals 31-Jährige das Unternehmen I. K. Hofmann – mit 30 000 D-Mark Startkapital, das sie sich vom Vater lieh. Heute gehört Hofmann zu den sechs größten Personaldienstleistern Deutschlands und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 768 Millionen Euro. „Dass ich es gewagt habe, mich in einer schon damals außergewöhnlichen Branche selbstständig zu machen“, sagt Hofmann, „darauf bin ich stolz.“ Die Unternehmerin sitzt zudem im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. Wie sie das alles schafft? Zum Beispiel mit wenig Schlaf. Vier bis fünf Stunden reichen ihr.

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