Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick ernüchternd aus: Im Durchschnitt stieg der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei den 30 größten Dax-Konzernen von 2010 auf 2011 um gerade mal 0,7 Prozentpunkte. Während beim Versicherungsriesen Allianz schon jede vierte Führungsposition mit einer Frau besetzt ist und bei Henkel gar knapp jede dritte, Tendenz leicht steigend, dümpeln Technologiekonzerne wie BMW oder Linde noch bei knapp unter zehn Prozent dahin. Sportartikler Adidas, der seit Jahren zu den beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands zählt, erlaubte sich gar den Fauxpas, die Quote von 26 auf 25 Prozent absacken zu lassen.
„Skandal!“ rufen da all diejenigen, die die Forderung aus der Politik unterstützen, den Anteil weiblicher Führungskräfte von Vorständen und Aufsichtsräten bis hinunter zur mittleren Führungsebene bis Ende 2013 auf 30 Prozent zu steigern.
Ich aber sage: Danke, Adidas, danke. Und schließe in diese Glückwünsche pars pro toto auch alle anderen Unternehmen ein, die sich, mehr oder weniger offen, gegen die Bevormundung aus Berlin und Brüssel zur Wehr setzen. Und sich nicht gängeln lassen bei der Auswahl ihrer Beschäftigten. Auch wenn sie damit genau diese Gängelung per Gesetz riskieren.
Natürlich ist es unbestritten, dass es sich unsere Volkswirtschaft nicht leisten kann, auf den ökonomischen Beitrag ganzer Bevölkerungsgruppen zu verzichten – neben den von Migranten oder älteren Arbeitnehmern auch nicht auf den von Frauen und Müttern. Dennoch kann man diese Fragen offenbar nicht oft genug stellen: Warum eigentlich maßt der Staat sich an, besser als Unternehmen jedweder Branche zu wissen, welche Mitarbeiter am besten zu ihm passen? Mit welcher Belegschaft er im Wettbewerb mit dem Konkurrenten um die Ecke oder ein paar tausend Kilometer gen Osten oder Westen in Asien oder den USA am besten besteht? Warum glaubt der Staat, Unternehmen zu ihrem Glück zwingen zu müssen? Warum überlassen wir Gedeih und Verderb der Unternehmen nicht den Unternehmen selbst?
Unternehmen, die sich informieren wollen, werden früher oder später schon auf die Studien stoßen, die belegen, dass diverse Belegschaften kreativer sind und die Wertschöpfung mittelfristig stärker erhöhen als Unternehmen, die immer auf die gleichen Eggheads setzen. Und kann dann, ganz für sich selbst, prüfen, ob er diesen Argumenten Glauben schenkt. Kann selbst entscheiden, in welchem Maß er sie auch für sein eigenes Unternehmen für passend hält und wie er sich gegen die Folgen des demographischen Wandels wappnet. Wobei man sich, ganz nebenbei bemerkt, mit einem starren Blick auf Frauenquoten wenig Gefallen tut. Gleiches gilt es zu überlegen in Bezug Herkunft, Alter, Religionszugehörigkeit oder sexuelle Orientierung. Weil diese Liste endlos fortzusetzen ist, geht es letztlich nur um eines: die Leistung zählt.
Oder gibt es ein Gesetz, das Unternehmen vorschreibt, welches Geschäftsmodell es zu verfolgen hat, mit welchen Marketingstrategien es seine Produkte und Dienstleistungen anpreist, welchen Preis es dafür zu nehmen hat? Also.
Und noch was: Ob starre oder flexible Quote – ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Staat in den eigenen Reihen auch nur mit Wasser kocht. In den rund 320 Unternehmen der öffentlichen Hand stagniert bundesweit der Anteil weiblicher Führungskräfte seit Jahren bei unter 20 Prozent. Ist damit zwar höher als in der Privatwirtschaft, erfüllt aber lange nicht die aus Berlin für die Privatwirtschaft geforderten Quoten von bis zu 40 Prozent in Aufsichtsratsgremien.
Und auch in den Bundesministerien besteht noch Handlungsbedarf: Laut einer Zählung der Personalberatung Kienbaum hat zwar Familienministerin Kristina Schröder mittlerweile jede zweite Führungsposition mit einer Frau besetzt. Aber schon Ursula von der Leyen, ihre Kontrahentin um die Hoheit in Frauenquotenfragen, ist in der Bestenliste auf Rang sieben zurückgefallen. Schlusslicht: Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere – bei einem Frauenanteil von 28 Prozent sind gerade mal acht von hundert Führungskräften weiblich.
Adidas-Chef Herbert Hainer würde sich vermutlich schämen.