Die genervten Mitarbeiter raten ihren Bekannten nicht mehr, sich bei ihrem Arbeitgeber zu bewerben. Während 2016 noch 71 Prozent ihren Arbeitgeber weiterempfahlen, taten dies 2017 nur noch 67 Prozent. Der bis dato verlässliche Vitamin-B-Bewerberpool könnte also schrumpfen. Wenn man davon ausgeht, dass jede dritte Stellenbesetzung über Vitamin B zustande kommt, ist das für Unternehmen eine besorgniserregende Entwicklung.
- Unzufriedene Mitarbeiter sind weniger produktiv, häufiger krank und kündigen öfter. Tatsächlich ist die Unzufriedenheit mit dem Chef einer der Hauptkündigungsgründe, wie Befragungen unter Jobwechslern zeigen.
Schlechte Chefs vergraulen also nicht nur ihre Mitarbeiter, sie sorgen gleichzeitig dafür, dass weniger Neue anheuern. Wenn das keine Lose-Lose Situation ist. Den Schaden, der der deutschen Wirtschaft dadurch entsteht, beziffern die Marktforscher von Gallup auf bis zu 105 Milliarden Euro jährlich.
Auch die Gallup-Untersuchung zeigt, dass die schlechte Stimmung in den deutschen Unternehmen Chefsache ist. "Wie lange Mitarbeiter ihrem Unternehmen treu bleiben und wie einsatzfreudig und produktiv sie in dieser Zeit sind, hängt in erster Linie vom Führungsverhalten des direkten Vorgesetzten ab", bestätigt Marco Nink, Studienverantwortlicher bei Gallup. "Doch in punkto Führungsqualität klaffen die Wünsche der Mitarbeiter und die Wirklichkeit in den Unternehmen weit auseinander."
So wünschen sich die mehr als 300.000 von kununu befragten Deutschen nämlich, Entwicklungen im Unternehmen offen diskutieren und beeinflussen zu können. Mehr Selbstbestimmung wäre auch nicht schlecht. Stattdessen bekommen sie starre Hierarchien und einen Chef an der Spitze, der alles allein entscheidet und jede Kleinigkeit kontrollieren will.
Das geht so nicht mehr, sagt Prüller. „Die Anforderungen der Mitarbeiter haben sich in den letzten Jahren verändert. Das bedeutet, dass sich auch die Führungsmodelle entsprechend ändern müssen.“
Was Vorgesetzte tun können, damit ihre Angestellten zufrieden sind (und bleiben)
Für die Studie „Die Zeit ist reif. Glücklich arbeiten" hat der Personaldienstleister Robert Half gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Happiness works und dem Statistiker Nic Marks 23.000 Arbeitnehmer befragen lassen, rund 2400 davon aus Deutschland.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind gleichermaßen für das Betriebsklima zuständig, sagen 46 Prozent der Befragten. Mehr als jeder Dritte erwartet allerdings vom Unternehmen, für das Glück am Arbeitsplatz zu sorgen. Vorgesetzte können natürlich nicht dafür zuständig sein, für jeden den persönlichen Feelgood-Manager zu geben. Für ein besseres Betriebsklima sorgen können sie aber sehr wohl.
Ein Veganer wird beim Schlachter nicht glücklich. Auch nicht, wenn er nur im Büro arbeiten muss. Wer dauerhaft zufriedene Mitarbeiter möchte, sollte nur Leute einstellen, die mit Ihren persönlichen und fachlichen Skills gut zum Unternehmen passen. Ihnen fällt es leichter, sich anzupassen, einzugewöhnen und gute Leistungen zu bringen. Das lohnt sich doppelt: Ein ungeeigneter Mitarbeiter kann die Arbeitsmoral eines gesamten Teams schwächen.
Mitarbeiter wollen Verantwortung übernehmen: Wer das Gefühl hat, selbstständig wichtige Entscheidungen im Job zu treffen, wächst an dieser Herausforderung. Vorgesetzte sollten deshalb Verantwortung abgeben und ihren Mitarbeitern vertrauen. Wer sich sinnvoll in das Unternehmen einbringen kann, fühlt sich diesem auch stärker verbunden.
Wer gute Arbeit leistet, will und soll auch gelobt werden. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie ihre Arbeit und ihren Einsatz schätzen. Echte Anerkennung für gezeigte Leistungen schafft ein positives Arbeitsklima und motiviert Ihre Mitarbeiter zu weiteren Höchstleistungen.
Mitarbeiter, die ihre Aufgaben als sinnvoll erachten, sind stolz auf das, was sie tun – und sie sind stolz auf ihr Unternehmen. Die Studie zeigt, dass sinnstiftende Arbeit einer der wichtigsten Treiber für Freude im Job ist: Angestellte, die einen Sinn in ihrem Tun erkennen, sind 2,4 Mal zufriedner als andere. Machen Sie Ihren Mitarbeitern deshalb klar, wie wichtig ihr Beitrag für den Erfolg des Unternehmens ist.
Leben Sie Fairness im Job vor und lassen Sie Ihre Angestellten an Ihren Entscheidungen teilhaben. Dazu gehört eine transparente Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern offen über Gehalt, Karrierechancen und Projekte – ohne dabei ein Teammitglied auszuschließen. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sich jederzeit an Sie wenden können, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Teamgeist, Kollegialität und gelebter Zusammenhalt sind der soziale Klebstoff in jedem Unternehmen. Führungskräfte müssen deshalb mit gutem Beispiel voran gehen: Wenn Sie einen positiven Umgang vorleben, beeinflussen Sie damit Ihr Team, Ihre Kunden und sogar die Kunden Ihrer Kunden.
Gefragt, wann sie im Berufsleben zufrieden oder glücklich sind, sagten Teilnehmer unter anderem: „Ich fühle mich wohl, wenn ich und meine Arbeit geschätzt werden. Wenn meine Meinung ernst genommen wird und ich mich einbringen kann.“ Oder: „Ich habe mich da am wohlsten gefühlt, wo nur Rahmenbedingungen angegeben wurden und ich mich selbst und meine Gedanken einbringen konnte.“ Ein anderer war dann besonders zufrieden, „als wir nach einem sehr stressigen und anstrengenden Vormittag eine Runde Eiscafé von der Chefin spendiert bekommen haben und diesen gemütlich zusammen genießen konnten.“
Statt Anwesenheit und Leistung mit Stech- und Stoppuhr zu kontrollieren, sollten Führungskräfte seiner Meinung nach mehr Vertrauen in die Belegschaft haben und mit ihnen gemeinsam Ziele setzen, die die Mitarbeiter erreichen müssen. „Für Mitarbeiter bedeutet das natürlich mehr Druck durch Verantwortungsübernahme, positiv formuliert aber auch mehr Freiheit in der Arbeit.“ Dann klappt's auch wieder mit der Zufriedenheit.