Interim Manager Mieten Sie sich einen Chef auf Zeit

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Das Persönlichkeitsprofil des Interim Managers


Der Interim Manager an sich unterscheidet sich in seinen Persönlichkeitsmerkmalen signifikant vom klassischen Linienmanager, wie Norbert Bach, Leiter des Fachgebiets Unternehmensführung und Organisation an der Technische Universität Ilmenau und Andreas Pauli von der Justus-Liebig-Universität Gießen herausgefunden haben. Sie haben die Persönlichkeitsprofile von 60 Interim Managern und 164 Linienmanagern erstellt und miteinander verglichen.
Ihr Ergebnis: Interim Manager sind (im Mittel) signifikant offener für Erfahrungen als Linienmanager.

Sie sind deutlich seltener neurotisch, als gewöhnliche Manager, dafür sind sie gewissenhafter, extrovertierter und weniger harmoniebedürftig. Und sie sind deutlich eher bereit, für ihre eigenen Interessen zu kämpfen, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen. Außerdem sind sie skeptischer als Linienmanager. Wer sich zum Beruf gemacht hat, von Unternehmen zu Unternehmen zu ziehen und dort Probleme zu lösen, indem er tradierte Muster aufbricht, muss allerdings auch genauso sein. Wer es jedem Recht machen will, macht seinen Job falsch. Was allerdings nicht heißt, dass die Manager auf Zeit mit der Brechstange agieren können, wie Doerfler sagt: „Nur weil der nach sechs Monaten wieder weg ist, darf er sich nicht verhalten, wie die Axt im Walde.“

Laut dem Interim Management Report 2017 von Executives Online (EO), müssen Interim Manager deshalb vor allem eines sein: erfahren. EO hat sich auf die Vermittlung von Führungskräften und Interim Managern spezialisiert und mehr als 2400 Interim Managern weltweit zu ihrer Rolle und den Herausforderungen ihres Berufes befragt. Die Befragten kommen in der Regel von gehobenen Führungspositionen und haben mitunter schon erfolgreich ihre eigenen Unternehmen geführt. Ein großer Erfahrungsschatz, fachspezifische Kompetenzen sowie die Fähigkeit, Mitarbeiter schnell für sich und das neue Projekt zu gewinnen, sind laut den Befragten wichtige Eigenschaften eines Interimers.

Auch Doerfler zufolge sind die persönlichen Kompetenzen noch wichtiger als das fachliche Wissen. „Ein Interim Manager muss sich sehr, sehr schnell einarbeiten und das Vertrauen aller Stakeholder erwerben. Wenn ein angestellter Manager 100 Tage dafür Zeit hat, hat der Interim Manager vielleicht 100 Stunden“, sagt er. „Ohne ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten funktioniert das nicht.“

Außerdem dürfe sich beispielsweise ein Interim Finanzvorstand auch nicht zu fein sein, selbst Buchungssätze einzugeben. Doerfler: „Der Interim Manager wird geholt, um Projekte und Strategien auch umzusetzen, entsprechend braucht er eine ausgeprägte Hands on-Mentalität.“ Seiner Erfahrung nach machen die Unternehmen ihre Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten jedoch davon abhängig, ob der oder die neue zum Unternehmen passt. Schließlich fehlt für eine Eingewöhnung die Zeit.

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