Umso wichtiger ist es, abwanderungswillige Teams diskret zu kontaktieren. Wer wirklich alle Rechtsgefahren vermeiden will, sollte im Zweifel nicht über sein Diensthandy mit Interessenten telefonieren, immer außerhalb der Firmenräume kommunizieren und niemals persönliche Mails auf dem Firmenaccount schreiben. Zumal man nie ganz ausschließen kann, dass das Interesse des Abwerbenden nur vorgetäuscht war, um die Konkurrenz auszuspionieren.
Besonders dreist gingen zuletzt zwei Geschäftsführer eines Zeitarbeitsunternehmens vor, die sich gemeinsam selbstständig machten. Sie wollten 50 Ingenieure anwerben, die für ihre Exfirma bei einem Industrieunternehmen im Einsatz waren.
In der Mittagspause fingen sie die Ingenieure ab und luden sie in einen Wohnwagen zum Kaffee, den sie gleich gegenüber vom Werkstor postiert hatten. Zudem drückten sie ihnen auch noch vorgefertigte Kündigungsschreiben für ihren Arbeitgeber in die Hand. Jahrelange Streitigkeiten vor Gericht folgten.
Hinzu kommt in solchen Fällen oft: Die Jäger des abwerbenden Unternehmens dürfen keine herabsetzenden Äußerungen über den aktuellen Arbeitgeber tätigen oder gar Lügen verbreiten. Wer sich dabei erwischen lässt, macht sich eines geschäftsschädigenden Verhaltens schuldig – und dann wird mitunter Schadensersatz fällig. Schlimmstenfalls droht eine Strafanzeige wegen übler Nachrede.
Checkliste für die Kündigungsfrist
Notieren Sie zunächst alle Projekte und Aufgaben, die zu Ihrem Arbeitsbereich gehören. Darüber hinaus schreiben Sie auf die Liste alle Dinge, die Sie vor Ihrem letzten Arbeitstag noch erledigen müssen oder wollen. Etwa Fragen an den Chef, Übergabegespräche oder einfach Organisatorisches wie die Schlüsselabgabe. Diese Liste können Sie dann konsequent abarbeiten. So haben Sie ein klares Programm und idealerweise vergessen Sie nichts.
Nicht alle Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten, werden Sie in Ihrer Kündigungsfrist noch abarbeiten können. Idealerweise lernen Sie Ihren Nachfolger noch kennen und können ihn persönlich einarbeiten. Wie auch immer es kommt – bereiten Sie in jedem Fall eine saubere Übergabe vor und schreiben Sie Notizen. Stellen Sie dafür sicher, dass alle Aspekte verständlich nachvollziehbar sind.
Aufräumarbeiten gehören zum Abschied dazu. Selbst bei den ordentlichsten Arbeitnehmern dürften sich diverse Unterlagen und unter Umständen auch persönliche Notizen angesammelt haben. Nehmen Sie sich Zeit für diese Aufräumarbeiten, denn diese organisatorischen Bemühungen haben auch einen psychologischen Aspekt. Beginnen Sie damit also nicht erst am vorletzten oder gar letzten Tag.
Wenn die Kündigungsnachricht verdaut ist und es nur noch ein paar Wochen bis zum Abschied sind, sollten Sie mit Ihrem zukünftigen Ex-Chef über Ihr Arbeitszeugnis sprechen. Bieten Sie Ihre Mithilfe an, sollte Ihr Chef viel Arbeit haben oder sich mit derartigen Formulierungen schwertun. Ihre Mithilfe kann Ihr Zeugnis unter Umständen positiv beeinflussen. Sie könnten beispielsweise anbieten, einen Entwurf zu formulieren. Allerdings sollten Sie vorsichtig sein mit diesem Angebot. Manch ein Chef könnte auch misstrauisch werden oder ablehnend reagieren – da müssen Sie auf Ihr Bauchgefühl hören.
Bürobuffet? Frühstück? Kuchen? Sekt? Oder doch lieber in kleiner Runde abends zum Essen im Restaurant oder auf ein Bier? Bereiten Sie Ihren Abschied frühzeitig vor und informieren Sie Ihre Kollegen beizeiten. Damit garantieren Sie, dass alle Zeit finden, sich auf Ihren Abschied freuen und es nicht in Stress ausartet.
Wie und womit aber darf man Teams locken? Mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Gehalt oder Urlaub, klar. Oder mit Prämien, so wie gerade die Lufthansa. Deren Billigtochter Eurowings bietet Flugkapitänen mit einer Trainerlizenz für den Airbus A320 immerhin 20.000 Euro Prämie, wenn sie von einer anderen Linie wechseln. 15 Flugkapitäne haben schon einen Arbeitsvertrag bei der Lufthansa unterschrieben.
So delikat ein Teamwechsel bisweilen ist, er lohnt sich bestenfalls nicht nur finanziell. Jörg Asmas Senior Manager für Sicherheitsmanagement folgt ihm bereits seit 16 Jahren.
Das Duo lernte sich kennen, als es am ersten Arbeitstag bei IBM in Düsseldorf eine halbe Stunde vor der Bürotür ihres Chefs warten musste. Die beiden verstanden sich auf Anhieb gut, teilen bis heute die Liebe zum Grillen und gehen gerne gemeinsam wandern.
Aus der Arbeitsbeziehung ist eine Freundschaft entstanden, und davon profitiert auch ihre Gruppe: „Weil wir die meiste Zeit des Tages miteinander verbringen, muss das Klima stimmen“, sagt Asma. „Miesepeter kommen uns nicht ins Team.“