Jürgen Gosch Vom Maurerlehrling zum Krabbenkönig

Der gelernte Maurer Jürgen Gosch wurde vom Aalverkäufer in den Sylter Dünen zu einem der erfolgreichsten Gastronomen Deutschlands. Wie hat er das geschafft?

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Jürgen Gosch, 73, vor seinem neuesten Lokal am Roten Kliff auf Sylt. Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

Neue Tresen für Lachs, Krabben und Matjes, eine kleine Bäckerei und eine Probierstube zur Häppchen-Verkostung: Alles muss raus, alles muss neu bei Goschs Fischmarkt am Lister Hafen. Die Kernsanierung des 250 Quadratmeter großen Ladens hat gerade begonnen, die Wiedereröffnung ist für Mitte März geplant.

„Wir müssen umdenken, bevor es zu spät ist“, sagt Jürgen Gosch. Der, so schätzt er, für die Umbausumme „auch zwei Eigenheime auf dem Festland“ kaufen könnte. Warum er das Geld nicht lieber in ein neues Restaurant oder einen Imbiss steckt?

„Die Urlauber wollen immer häufiger in ihren Ferienapartments statt im Restaurant essen“, hat Gosch beobachtet. Also müssen sie einkaufen – und sich in Ruhe umgucken, mit dem Personal schnacken und gute Qualität zu passablen Preisen kaufen können.

„Das ist unsere Zukunft“, sagt Gosch. „Höchste Zeit, dass wir zur Sache gehen – wenn wir es nicht machen, macht es ein anderer.“

Goschs Gesetze

Seine Chancen wittern und konsequent nutzen, sich zur rechten Zeit weiterentwickeln, statt stur am immer Gleichen festzuhalten, das Angebot am Interesse der Kunden ausrichten, „denn der hat immer recht“.

So wie der Gründer und Eigner der Gastronomiekette Gosch gerade die nächste Entwicklungsstufe seines Unternehmens plant, hat er es immer wieder gehalten in seinem Leben. Und sich so im Laufe von fast fünf Jahrzehnten hochgearbeitet vom klammen Maurergesellen, der nebenbei in der Mittagspause und nach Feierabend Aale an Sylt-Touristen verkaufte, zum millionenschweren Alleineigentümer der Gastronomie- und Fischhandelskette Gosch Sylt.

Die ist längst weit über die Grenzen von Deutschlands nördlichster Insel hinaus bekannt und erfolgreich: Zu Gosch gehören heute 34 Imbissbuden und Restaurants zwischen dem Lister Hafen auf Sylt und dem Münchner Hauptbahnhof.

Beliefert werden sie mit täglich rund fünf Tonnen Lachs und Matjes, Seezungen und Krabben, Kabeljau und Heringen aus der eigenen Fischfabrik. Das Unternehmen mit dem roten Hummer im Logo gilt laut Verlag Deutsche Standards seit 2010 als „Inbegriff von Genuss und Atmosphäre“ und zählt zu den 100 bekanntesten Marken Deutschlands – die Gosch mit Dutzenden Produkten konsequent versilbert.

Mit 900 Mitarbeitern setzte Gosch 2013 über alle Kanäle laut der Fachzeitschrift „food-service“ gut 68 Millionen Euro um, nach Unternehmensangaben waren es 2014 fünf Prozent mehr als 2013.

Zehn Karrieretipps, die Sie 2015 weiterbringen
Setzen Sie sich realistische ZieleDie Personalberatung Page Personnel rät Arbeitnehmern, die Tage zwischen den Jahren für eine sachliche Bestandsaufnahme zu nutzen: Was haben Sie in den vergangenen Jahren erreicht? Wo möchten Sie sich hin entwickeln? Und wie viele Schritte können Sie 2015 realistisch schaffen auf dem Weg zu Ihrer Wunschposition? Überlassen Sie Ihre Karriere nicht dem Zufall, sondern setzen Sie sich klare Ziele für 2015. Notieren Sie, was Ihnen im Berufsleben wichtig ist. So haben Sie den Blick auf das Wesentliche gerichtet und lassen sich nicht aus der Spur bringen. Quelle: Fotolia
Suchen Sie sich neue PerspektivenManchmal ist die Zeit reif für einen Jobwechsel. Nutzen Sie die Chance, um in alle Richtungen zu denken. Wollen Sie in Ihrem jetzigen Arbeitsfeld bleiben? Möchten Sie vielleicht in einer anderen Branche arbeiten? Oder gar ins Ausland gehen? Überlegen Sie, auf welche Branche sich Ihre Kompetenzen und Erfahrungen übertragen lassen. In ähnlichen Marktsegmenten stehen Ihre Chancen gut, eine neue Herausforderung zu finden. Oder vielleicht reizt Sie der Wechsel von Kunden auf Lieferantenseite? Egal wie Ihr Weg aussieht, jede Karriere hat ihr eigenes Profil. Quelle: Fotolia
Bringen Sie Ihren Lebenslauf auf VordermannBevor Sie sich jedoch irgendwo bewerben, bringen Sie erst einmal Ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand: Was haben Sie geleistet, was waren Ihre größten Erfolge, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Da die Jobsuche - wie alles andere auch - zunehmend mobiler wird, sollten auch die Lebensläufe auf die Smartphone-Bewerbung umgestellt werden. Was früher im Anschreiben erklärt wurde, geht verkürzt in den Lebenslauf über. Bewerber sollten unter den einzelnen Karrierestationen beschreiben, was sie dort gemacht haben und Erfolge hervorheben. Wichtig ist, dass der Lebenslauf dabei nicht ausartet – die Punkte sollten kurz, klar und übersichtlich aufgeführt werden. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Suchen Sie sich einen MentorViele Firmen bieten heute bereits Mentorenprogramme für Berufseinsteiger an. Aber auch auf dem weiteren beruflichen Weg ist es wertvoll, einen Karrierecoach im Unternehmen zu haben. Gehen Sie aktiv auf Ihren Wunschmentor zu, zum Beispiel mit konkreten Handlungsvorschlägen. Viele Manager nehmen solche Kontaktangebote dankbar an, um ihre Verbindung zur Belegschaft zu stärken. Überlegen Sie, wie Ihr Mentor von Ihnen profitieren kann und was Sie ihm anbieten können. Im Gegenzug wird er Sie bei Ihrer Karriereplanung unterstützen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Bilden Sie sich weiterIn der heutigen Arbeitswelt ist kontinuierliches Lernen Pflicht. Hier gilt der Grundsatz: Wer rastet, der rostet. Selbst erfahrene Fach- und Führungskräfte bilden sich permanent weiter. Dabei kann eine richtig ausgewählte Weiterbildung den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bedeuten: Sie signalisiert dem Arbeitgeber Leistungsbereitschaft und Erfolgswillen und kann je nach Branche neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder ein höheres Gehalt eröffnen. Bei Ingenieuren beispielsweise profitieren diejenigen, die gleichzeitig technisches und betriebswirtschaftliches Know-how mitbringen. Für viele Ingenieure werden daher berufsbegleitende IHK- oder MBA-Lehrgänge immer interessanter, die in Rechnungswesen und Controlling, Management und Marketing schulen und gezielt auf Führungsaufgaben vorbereiten. Quelle: Fotolia
Verhandeln Sie Ihr Gehalt neuBereiten Sie das Gehaltsgespräch mit Ihrem Vorgesetzten fundiert vor. Arbeiten Sie im Vorfeld klar heraus, welchen Beitrag Sie zum Erfolg des Unternehmens leisten. Welche Argumente rechtfertigen Ihren Gehaltswunsch: Haben Sie mehr Personalverantwortung übernommen? Ihren Aufgabenbereich erweitert? Umsatzziele übertroffen oder Projekte erfolgreich abgeschlossen? Vor dem Gespräch sollte Sie für sich die Höhe Ihres Gehaltswunsches definieren. Bedenken Sie, dass die Zahl, die Sie nennen von Ihrem Gegenüber als Verhandlungsbasis aufgefasst wird. Prinzipiell gilt: je besser Sie vorbereitet sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen eine Gehaltserhöhung bewilligt. Quelle: Fotolia
Bauen Sie Ihr Netzwerk ausMachen Sie sich zunächst Ihr vorhandenes Netzwerk bewusst. Dann überlegen Sie, wie und in welche Richtung Sie es ausbauen wollen. Networking ist allerdings deutlich mehr, als wahllos Kontakte zu horten. Richtiges Netzwerken ist ein konstantes Geben und Nehmen. Werden Sie sich daher über Ihre Stärken klar und vermarkten Sie diese gewinnbringend. Quelle: Fotolia

„Ich bin kein Verlierertyp, wer nichts wagt, ist feige“, sagt Gosch. „Ein Unternehmer muss seine Chancen erkennen und nutzen.“

Gosch hatte eigentlich keine – genutzt hat er sie trotzdem, von frühester Kindheit an: Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen ohne Vater im nordfriesischen Küstenörtchen Tönning, muss Klein-Jünne schon mit vier Jahren mit Krabbenpulen das kärgliche Familieneinkommen aufbessern helfen.

Bis zu 20 Pfund der Schalentiere putzt er täglich, bis zu 40 Mark landen so Woche für Woche in der Familienkasse. Manchmal übernimmt er auch die Ration seiner Schwestern, die nicht so fingerfertig sind wie der Bruder, der es gut 40 Jahre später gar zum offiziellen Krabbenpul-Weltmeister bringen sollte.

Start in den Dünen. Mit einem Korb voller Aale zog Jürgen Gosch (rechts) ab 1967 über Sylt. Quelle: PR

Herrscher des Müllbergs

„Ich war so flink, weil ich schnell auf den Fußballplatz wollte“, erinnert sich Linksaußen Gosch, mit zwölf Jahren in Nordfriesland „Talent des Jahres“. Noch besser als kicken kann er etwas anderes: „Ich wusste immer, wie ich Geld verdienen kann.“

Zum Beispiel beim Murmelspielen gegen die Mitschüler. Auch beim Sammeln von Altmetall ist er so geschickt, dass er im Dorf bald als „Schietbargkönig“ gilt – der Herrscher des Müllbergs. Goschs Trick: Statt auf der Müllkippe sucht er schon am Straßenrand nach Wiederverwertbarem, bevor die Müllabfuhr den Abfall einsammelt und zur Deponie bringt. Oft hilft Gosch junior auch den Fischern beim Ausladen des Fangs.

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