Managementfehler Schlechte Laune bei Chefs kostet Unternehmen viel Geld

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Frust an der Türklinge kleben lassen

Wie kann man schlechte Laune in den Griff kriegen?

Da gibt es zwei Ebenen. Die eine schlechte Laune, die jeden von uns dann und wann mal erfasst und dann der Frust auf ein Leben, was als nicht erfüllend wahrgenommen wird.
Bei der „temporären“ schlechten Laune geht es darum, sich diese überhaupt bewusst zu machen: „Wie bin ich gerade drauf? Und was ich kann ich jetzt tun, damit es mir schnell wieder besser geht?“. Im Seminar erlernen Führungskräfte viele Tricks und Kniffe, sich selbst zu führen und ihren Zustand dahingehend zu managen, dass sie schneller und flexibler in ihrem emotionalen Zustand „switchen“ können. Das erfordert Übung und Disziplin und setzt natürlich ein „Wollen“ voraus.
Auch empfehle ich, den Griff an der Eingangstüre des Unternehmens als Anker zu nutzen, sich zu erinnern und bewusst zu machen, dass sie mit dem Gang durchs Unternehmen die emotionale Richtung des Tages setzen. Dazu gehört auch, sich innerlich aufzurichten, mitunter den Ärger auf den Stau, den Streit mit dem Partner, die Beklemmung nach den Nachrichten im Radio beiseite zu schieben und sich somit auf die Mitarbeiter bewusst einzustellen.

Wer Führungskräfte sucht, soll sich am besten intern umsehen, raten Experten. Deshalb befördert so mancher Chef seine besten Fachleute. Das geht leider oft schief.
von Kerstin Dämon

Und wie ist das mit dem Frust aufs Leben?

Temporäres Zustandsmanagement wirkt nicht wirklich, wenn der Chef sich in seinem Leben nicht (mehr) wohlfühlt. Es gibt nicht wenige Chefs, die neben der Arbeit kaum Raum haben, um sich emotional positiv aufladen können. So etwas beleuchten wir zum Beispiel in Seminaren. Hier muss man Möglichkeiten schaffen, um sein Leben neu zu denken, um mehr Spaß, Genuss und Erholung zu integrieren. Denn wer sein Leben geniesst, ist meist auch geniessbarer für seine Umgebung.

Was bedeutet emotionale Führung?

Emotionale Führung bedeutet die eigenen als auch die Emotionen anderer zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren bzw. sie zu nutzen.
Es hat viel mit Selbsterkenntnis und Selbststeuerung zu tun. Es geht einerseits darum, zu bemerken und reflektieren zu können, in welchem emotionalem Zustand man sich befindet und wie man ihn verändert. Andererseits geht es darum zu bemerken, welche emotionalen Zustände man in der Interaktion mit anderen auslöst oder auslösen möchte. Dazu gehört Präsenz, Wachheit und Beobachtungsgabe. Beispielsweise sind viele Führungskräfte bei Gesprächen sehr mit sich selbst beschäftigt und bemerken überhaupt nicht, was das Gesagte beim anderen macht. Dasselbe gilt für Teams: Woran erkennt man, dass es in einem Team brodelt und woran erkennt man, dass ein Team im Flow ist? Die Antwort liegt auf der Hand. Emotional intelligente Führung bedeutet also, empathisch zu sein, schlechte Laune zu erkennen, im Bestfall zu vermeiden oder so damit umzugehen, dass sich die Stimmung wieder bessert.

von Daniel Rettig, Lin Freitag, Kristin Rau

Ganz schön anstrengend, schlechte Laune einfach auszuschalten?

Es kommt auf den Menschen an. Manchen gelingt das sehr leicht, was man diesen Menschen meist auch ansieht – sie lachen mehr, wirken relaxt und man fühlt sich in ihrer Gegenwart schnell wohl und entspannt.
Andere wiederum haben sich über Jahre antrainiert, ihrer schlechten Laune voll Raum zu geben und sie sogar nach künstlich aufrecht zu erhalten. Sie tendieren dann auch gerne dazu, andere für ihre schlechte Laune verantwortlich zu machen und geben somit leider auch die Steuerung über ihren Zustand ab. Je stärker dieses Verhalten trainiert ist, umso mehr Übung braucht es um flexibler zu werden und vor allem auch disziplinierter im Umgang mit den eigenen Stimmungen und Gefühlsmomenten.

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