Facebook, Telekom, Infineon und GM Von diesen Börsen-Flops können Sie lernen

Mit Spannung erwarten Anleger die Börsengänge Alibaba, Zalando und Rocket Internet. Sie sollten aber ihre Euphorie bremsen – denn Flops wie das Facebook-Desaster haben gezeigt, dass Skepsis vor Verlusten schützen kann.

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Börsengänge haben jetzt Hochkonjunktur. Aber nicht immer geht der Kurs nach dem IPO auch durch die Decke. Quelle: Getty Images

Köln Börsengänge haben derzeit Hochkonjunktur. Mit besonderer Spannung erwarten Anleger die Aktienneuemissionen des chinesischen Internetgiganten Alibaba sowie der deutschen Online-Unternehmen Zalando und Rocket Internet. Der Online-Modehändler und die Start-Up-Schmiede der Samwer-Brüder dürften die beiden größten Internet-Börsengänge in Deutschland seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 werden, sagen Analysten.

Anlegern steht also ein spannender Herbst bevor, hier und da macht sich schon Euphorie breit. Denn die Zeit für einen IPO (Initial Public Offering) scheint günstig. Hohe Bewertungen und positive Geschäftsaussichten der Unternehmen sowie relativ geringe Kursschwankungen an den Börsen schaffen Analysten zufolge ein gutes Umfeld für Erfolgsgeschichten.

Ein Blick in den Rückspiegel zeigt allerdings, dass zu viel Euphorie nicht angebracht ist, sondern gesunde Skepsis geboten ist. Zu oft schon haben Unternehmen Anleger mit ihren Börsengängen enttäuscht. Zum Beispiel Facebook: Das Desaster um die Aktie des sozialen Netzwerks dürfte vielen Anlegern noch gut im Gedächtnis sein. Im Jahr 2012 sollte der IPO des Unternehmens der Börsengang des Jahrhunderts werden. Das Unternehmen, das es damals erst seit acht Jahren gab, machte bereits einen Milliardenumsatz, mehr als 800 Millionen Menschen weltweit nutzten Facebook. Die Börsenbewertung lag bei 100 Milliarden US-Dollar.

Nach dem Auftakt an der US-Technologiebörse Nasdaq stieg die Facebook-Aktie zwar kurzzeitig über den Ausgabekurs von 38 US-Dollar, doch danach ging es steil bergab. Händler kämpften angesichts des Ansturms der Händler mit Serverproblemen. Im September erreichte der Kurs des Papiers mit 17,73 US-Dollar seinen Tiefpunkt. Die Aktie hatte etwa 50 Milliarden US-Dollar Börsenwert eingebüßt.

Mittlerweile hat sich das Papier berappelt, der Facebook-Aktienkurs liegt derzeit bei 77 US-Dollar (60 Euro). Das liegt auch daran, dass das Unternehmen einige Maßnahmen ergriffen hat, um auf Wachstumskurs zu bleiben. Facebook hat unter anderem auf Smartphones zugeschnittene Werbeformen eingeführt. Der verpatzte Börsengang hat vielen Anlegern dennoch hohe Verluste beschert.


Was Sie aus gescheiterten IPOs lernen können

Das bekannteste deutsche Beispiel für ein Börsen-Desaster ist die einst zur Volksaktie ausgerufene Aktie der Telekom. Das Papier startete im Jahr 1996 mit großem Brimborium, der Kurs kletterte zunächst unaufhaltsam nach oben. Der Ausgabepreis hatte damals bei 28,50 D-Mark gelegen, das Papier war fünffach überzeichnet. Im Jahr 1999 folgte die zweite Tranche. Zuvor erlitt die Telekom jedoch einen ersten Rückschlag, die Internationalisierungspläne des Konzerns funktionierten nicht so wie gewünscht. Dennoch ging es weiter aufwärts, der Aktienkurs stieg und stieg, um im März 2000 ein Allzeithoch von 104 Euro zu erreichen.

Danach ging es nur noch bergab. Im Zuge des Abschwungs an den Aktienmärkten und angesichts großer Probleme und schlechter Geschäftszahlen der Telekom fiel der Kurs der T-Aktie unaufhaltsam. Im Juni 2002 notierte das Papier zwischenzeitlich bei 8,91 Euro. Die Euphorie war vorbei. Mittlerweile dümpelt der Kurs bei elf Euro. Von einer Volksaktie ist der Telekom-Titel weit entfernt.

Weitere Beispiele für gefloppte Börsengänge sind unter anderem der Autokonzern General Motors (GM), dessen Aktie nach dem IPO im November 2010 innerhalb von zwei Jahren mehr als 30 Prozent verlor. Auch der Halbleiterhersteller Infineon, der im Jahr 2000 an die Börse ging, konnte die großen Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. Die Aktie war bei ihrem Start 33fach überzeichnet, kurz nach dem ersten Börsentag hatte sich der Ausgabekurs von 35 Euro mehr als verdoppelt. Davon ist die Infineon-Aktie mittlerweile wieder weit entfernt: Der Kurs schwankt mittlerweile zwischen fünf und neun Euro.

Aus solchen gescheiterten Börsengängen können Anleger lernen: Auch, wenn das Geschäftsmodell aussichtsreich erscheint und es für das Unternehmen zum Zeitpunkt der Aktienneuemission bestens läuft: Anleger sollten immer mit einer gewissen Vorsicht an Aktien von Börsendebütanten herangehen und sich nicht von Euphorie leiten lassen.

Vor dem Kauf ist eine nüchterne Analyse der tatsächlichen Situation des Unternehmens wichtig. Zahlen wie Umsatz, Gewinn, Kunden- und Mitarbeiterzahl und Gewinnmarge geben zumindest einen Anhaltspunkt dafür, ob die Aktien zu einem angemessen Preis an die Börse gehen.

Anleger sollten sich auch Zeit nehmen, um Geschäftsberichte und Börsenprospekte zu studieren, um Chancen und Risiken eines Investments abzuschätzen. Im Zweifel gilt: Erst einmal nichts tun und abwarten, wie sich das Papier an der Börse entwickelt. Ein späterer Einstieg kann sich lohnen – denn wer auf den Erfolg eines Börsenneulings spekuliert, kann zwar im Optimalfall viel gewinnen. Aber eben auch viel verlieren.

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