Aktien für Print, TV und Online Milliardäre haben die Medien entdeckt

Quelle: AP

Immer mehr Superreiche halten Beteiligungen an traditionellen Verlagshäusern. Aber anders als früher nicht primär wegen der guten Renditen, sondern auf der Suche nach Synergien und dem Turn-around.

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Dass Verlagshäuser von Superreichen kontrolliert werden, ist nicht neu. Nur interessierten die sich früher vor allem für die hohen Renditen, die mit Zeitschriften und Magazinen zu erzielen waren. Diese Zeiten aber sind vorbei, auch in den USA. Dort sind die Printanzeigenumsätze seit 2005 von 49 Milliarden Dollar auf zuletzt nur noch 12,4 Milliarden Dollar eingebrochen. Das Onlinewerbegeschäft, das dominiert wird von Google und Facebook, kann diese Lücke nicht schließen.

Die Notlage vieler Verlage nutzen immer mehr Superreiche aus und legen sich traditionsreiche Zeitungen und Magazine zu. Mitunter schaffen die Blätter dank Finanzspritzen und straffem Management der Milliardäre sogar die Wende. Seit Einstieg von Amazon-Gründer Jeff Bezos bei der „Washington Post“ hat das berühmte Blatt Dutzende Journalisten eingestellt und schreibt inzwischen wieder schwarze Zahlen.

Hinter der Übernahme des kriselnden Time-Verlags durch den US-Medienkonzern Meredith stehen die beiden konservativen Milliardäre Charles und David Koch. Die beiden Brüder unterstützen die 1,84 Milliarden Dollar schwere Übernahme des New Yorker Verlags („Time“, „People“, „Sports Illustrated“, „Fortune“) mit angeblich mehr als 500 Millionen Dollar. Sie erhalten aber kein Mitspracherecht bei journalistischen Fragen und Managemententscheidungen, so Meredith.

Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar

Wie in Europa der Axel-Springer-Verlag hat sich das 115 Jahre alte US-Verlagshaus, bekannt durch Frauenjournale und Magazine für Haus und Garten, frühzeitig auf den Strukturwandel hin zu digitalen Medien eingelassen und seine Inhalte auf mehrere Vertriebsplattformen gesetzt. Produziert werden aber nicht nur Magazine und digitale Inhalte. Meredith betreibt auch 17 regionale TV-Stationen in den USA. Zum Konzern gehört auch MXM, eine der international bekanntesten Content-Marketing-Agenturen.

Meredith stellt Einsparungen in Höhe von bis zu 500 Millionen Dollar in den ersten beiden Jahren nach Abschluss des Time-Deals in Aussicht. Die Börse glaubt daran. Nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots für Time legte die Meredith-Aktie spürbar zu. Doch es besteht noch Luft nach oben. Wir trauen der Aktie noch ein Kurspotenzial von 25 Prozent zu.

Medienaktien für mehr Rendite

Blockbuster unter den Medienwerten

In der Liga der Superreichen spielt auch Vincent Bolloré. Seitdem der gefürchtete französische Unternehmensjäger vor 20 Jahren den traditionsreichen Bau- und Telekommunikationskonzern Bouygues aufmischte und aus dem Deal mit mehreren Hundert Millionen Gewinn ausstieg, hat er sich auf unterbewertete Firmenkonglomerate spezialisiert. Prominentestes Objekt ist der Medienkonzern Vivendi. Vor sechs Jahren stieg Bolloré hier ein, heute ist er mit 20,5 Prozent größter Aktionär, Verwaltungsratschef und treibende Kraft bei Vivendi. Für risikofreudige Anleger ist die Aktie der Blockbuster unter den Medienwerten.

Bolloré hat aus Vivendi einen schlagkräftigen Konzern für Medien, Inhalte und Kommunikation gemacht. Bei der Telecom Italia hat Vivendi seinen Anteil mittlerweile auf 24 Prozent aufgestockt und einen eigenen Vertreter als Chef installiert. Vom Konkurrenten Mediaset, hinter dem der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi steht, gehören Vivendi 29 Prozent. Bei einem Zusammenschluss entstünde der mit Abstand führende europäische Medienriese. Besonders scharf ist Bolloré auf das lukrative Bezahlfernsehen von Mediaset, das er mit dem eigenen Sender Canal+ verbinden könnte.

Noch ist offen, ob es angesichts von möglichen Kartellproblemen wirklich zur Fusion kommt. Dennoch laufen zwischen beiden Unternehmensgruppen gemeinsame Projekte, derzeit etwa die Produktion von Bezahlinhalten für mehrere Hundert Millionen Euro.

Zum Kassenschlager für Vivendi könnte die Musiksparte Universal Music Group (UMG) werden, ein Toplabel der Branche. Die Vivendi-Manager spielen mit dem Gedanken, UMG an die Börse zu bringen. Auch wenn Vivendi-Chef Arnaud de Puyfontaine den UMG-Wert mit 34 Milliarden Euro etwas optimistisch ansetzt, ist das ein Treibsatz für Vivendi.

Das Umfeld für UMG ist gut, der lukrative Verkauf von Musikrechten und hohe Wachstumsraten mit Streamingangeboten werden den Umsatz von Vivendi in diesem Jahr zweistellig klettern lassen. Mit fast 50 Prozent Eigenkapitalquote hat Vivendi genug Reserven für die weitere Expansion.

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