Angst vor der Blase Ein Sturm zieht auf am Börsenhimmel

Seit zwei Jahren geht es für Aktien unbeirrt nach oben. Finanzprofis fürchten eine Blasenbildung und warnen vor überzogenen Preisen. Schuld sei auch die laxe Geldpolitik der US-Notenbank. Diese jedoch sieht keine Blase.

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Fassade der New York Stock Exchange. US-Aktien erleben seit zwei Jahren eine Rally. Der Dow Jones durchbrach am 03. Juli erstmals die Marke von 17.000 Punkten. Quelle: Reuters

New York Zwei Jahre ununterbrochener Kursgewinne bei US-Aktien schüren die Ängste unter den Fachleuten der Finanzwelt. Drei von fünf Finanzprofis in einer weltweiten Bloomberg-Umfrage sagen, dass der Markt am Rande einer Blase steht oder sich bereits in einer solchen befindet.

Der Standard & Poor's 500 Index liegt nach Einschätzung von 47 Prozent der Befragten kurz vor einem nicht mehr haltbaren Niveau, während 14 Prozent bereits eine Preisblase ausmachen, zeigt die vierteljährliche Umfrage unter 562 Investoren, Analysten und Händlern, die Kunden von Bloomberg sind.

Fast ein Drittel der Umfrageteilnehmer bezeichnete den Markt für Firmenanleihen mit niedriger Bonität als überhitzt, und die meisten Befragten rechnen damit, dass die Kursschwankungen bei Aktien im Laufe der nächsten sechs Monate zunehmen werden.

Während Biotechnologie-Aktien zu mehr als dem 500-fachen der Gewinne gehandelt werden, es wieder zu Mega-Übernahmen kommt und Anleihen im Rekordtempo platziert werden, wächst die Sorge, dass angesichts der S&P-500-Rally - die den Index 30 Prozent über den Höchststand von 2007 getrieben hat - die Kurse zu hoch sein könnten.

Die US-Notenbank teilt die Ansicht nicht. Die Federal Reserve warnte in dieser Woche zwar vor den überzogenen Bewertungen bei kleineren Firmen in den Bereichen Biotechnologie und Soziale Medien, die Preise für Vermögenswerte lägen aber generell im Rahmen der historischen Stände.

„Das ist wie ein aufkommender Sturm“, sagt Umfrageteilnehmer Dane Fulmer, der seit über 40 Jahren mit Aktien und Anleihen handelt und Dane Fulmer Investments in Fort Smith, Arkansas, leitet. „Man muss kein Meteorologe sein, um die Wolken zu sehen.“

Seit Beginn des Bullenmarkts im März 2009 sind mehr als 15 Billionen Dollar in US-Aktienwerte geflossen und der S&P 500 ist um 193 Prozent geklettert. Der breite Aktienindex wird zum 18,1-fachen der Gewinne gehandelt, was das höchste Niveau seit 2010 darstellt, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.


Markt für „Ramsch“-Anleihen ist überhitzt

Ob es sich nun um eine Blase handelt oder nicht, die Umfrageteilnehmer sind geteilter Meinung darüber, wann die Rally enden wird. Etwa 40 Prozent der Befragten sehen in den USA für die nächsten zwölf Monate noch immer die beste Investment-Gelegenheit. Der US-Markt wurde in jeder Umfrage von Bloomberg seit Januar 2011 als das beste Zielgebiet für Anlagen genannt.

Die Umfrage wurde von Selzer & Co. aus Des Moines im US- Bundesstaat Iowa vom 15. bis 16. Juli durchgeführt. Die Fehlermarge beläuft sich auf plus/minus 4,1 Prozentpunkte.

Fast 70 Prozent der Befragten sehen den Markt für „Ramsch“-Anleihen in einer Blase oder kurz davor. Unternehmen haben in den USA in diesem Jahr 211 Milliarden Dollar an Hochzinsanleihen begeben, nach einem Rekordvolumen von 346 Milliarden Dollar im Vorjahr, zeigen Bloomberg-Daten. „Ramsch“-Anleihen haben laut Indexdaten von Bank of America Merrill Lynch in diesem Jahr um 5,3 Prozent zugelegt, nach einem Plus von 7,4 Prozent in 2013.

Die Aktien- und Anleihekurse werden durch die beispiellosen Konjunkturmaßnahmen der US-Notenbank, fünf Jahre mit Gewinnzuwächsen und die expandierende Wirtschaft gestützt.

Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer hält die Geldpolitik der US-Zentralbank für zu akkommodierend, während 41 Prozent von einer angemessenen geldpolitischen Ausrichtung ausgehen. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen hatte in dieser Woche vor dem Senat gesagt, dass die Federal Reserve ihre Konjunkturmaßnahmen wegen der Schwäche am Arbeitsmarkt fortsetzen müsse. Der Fed-Leitzins liegt schon seit Jahren nahe Null.

„Wir sehen weiterhin eine sehr laxe Geldpolitik“, sagt Chef-Datenanalyst Campbell Faulkner von OTC Global Holdings in Houston, der ebenfalls an der Umfrage teilgenommen hatte. „Das wirkt sich aus. Auch wenn die starken Bilanzen und die anhaltend positiven Nachrichten andeuten, dass wir Maßnahmen zurückfahren und die Leitzinsen erhöhen sollten.“

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