Commerzbank-Aktie Der Traum vom Milliardengewinn könnte platzen

Gut eine Woche vor der eigentlichen Verkündung der Quartalszahlen gibt die Commerzbank einen Gewinnrückgang bekannt. Die Aktie befördert es ans Dax-Ende. Analysten waren schon länger skeptisch.

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Blitze zeichnen sich über der Zentrale der Commerzbank ab. Quelle: dpa

Das Jahr 2016 begann vielversprechend für die Commerzbank-Aktionäre. Auf der Hauptversammlung Ende April verkündete der scheidende Chef Martin Blessing, dass die Bank eine Dividende zahlen werde. Mit 20 Cent pro Aktie fiel diese zwar bescheiden aus. Doch für das angeschlagene Geldhaus kann sie dennoch als Erfolg gewertet werden – schließlich sieht es sich seit der Finanzkrise 2008 zum ersten Mal in der Lage, seinen Aktionären überhaupt etwas zu zahlen. Doch schon damals war klar, dass die Dividende das Zuckerstück ist, das Aktionären helfen soll, die bittere Pille der schrumpfenden Erträge herunterzuschlucken. Denn der Gewinn der Bank hatte sich bereits im ersten Quartal im Jahresvergleich fast halbiert.

Jetzt führt Martin Zielke die Bank und die Aktionäre müssen erneut eine Enttäuschung verkraften. Am späten Mittwochabend – genau eine Woche vor geplanter Bekanntgabe der Quartalszahlen – teilte die Bank mit, dass der Gewinn im zweiten Quartal um 32 Prozent auf 209 Millionen Euro geschrumpft sei. Im Vorjahresquartal betrug er noch 307 Millionen Euro. Damit rückt der angepeilte Milliardengewinn der Commerzbank wieder in weite Ferne.

Der neue Vorstandschef hatte schon im Mai gewarnt, dass es schwierig werde, das Vorjahresergebnis von mehr als einer Milliarde Euro zu wiederholen. Im Vorjahr hatte die Bank Anleger mit einem Milliardenergebnis positiv überrascht. Zielke steht jedoch unter Druck, die Kosten zu senken.

Denn die dünner werdende Kapitaldecke wird immer mehr zum Problem. Verschärfte Kapitalvorschriften drückten per Ende Juni die harte Kernkapitalquote auf 11,5 Prozent. Drei Monate vorher waren es noch 12,0 Prozent. Einer der Gründen: Neue Berechnungen von Risiken im Tagesgeschäft.

Und obwohl Zielke nicht an der zugesagten Dividende rühren will, reagierten die Aktionäre mit Verkäufen. An der Spitze verlor die Commerzbank-Aktie knapp sechs Prozent auf 5,44 Euro. Zuletzt stand sie noch 5,6 Prozent tiefer bei 5,50 Euro je Anteilsschein. Die Aktie war größter Verlierer im Dax.

Aktienexperten bewerten das Commerzbank-Papier zunehmend negativ. Analyst Adam Barrass von der Berenberg-Bank betont die schwache Kapitaldecke der Commerzbank. „Es ist besorgniserregend, wie wenig Kapitalpuffer die Bank im zweiten Quartal aufgebaut hat und wie stark sie ihren Konkurrenten im Sektor hinterherhinkt”, so Barrass in seinem Kommentar. Angesichts der schwierigen Umfelds müssten die Banken lernen, ihre Geschäfte so gut zu kontrollieren wie es eben geht – vor allem die Kosten und Risiken. „Bei der Commerzbank sollte der Fokus jedoch klar auf den Kosten liegen ”, so der Analyst. Berenberg hat die Aktie zwar mit einem Kursziel von 8,50 Euro bewertet, empfiehlt aber dennoch „Verkaufen”.

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