Dax-Bilanzen belastet Pensionsverpflichtungen laufen den Konzernen davon

Die Betriebsrenten belasten die Bilanzen der Dax-Konzerne immer stärker. Die Pensionsverpflichtungen steigen schneller als die Pensionsvermögen. Schuld sind die niedrigen Zinsen.

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Die größten deutschen Pensionseinrichtungen
Platz 12: Deutsche Bank Quelle: dpa
Platz 11: Ärzteversorgung Westfallen-Lippe Quelle: dpa
Nordrheinische Ärzteversorgung Quelle: dpa
RWE Quelle: dpa
Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte Quelle: dpa
Allianz Quelle: dpa
Siemens Quelle: dpa

Die internationale Unternehmensberatung Mercer hat die Bilanzkennzahlen von 20 der insgesamt 30 Dax-Konzerne, die bereits Geschäftszahlen für 2016 vorgelegt haben, unter die Lupe genommen. Demnach steigen 2016 die Pensionsverpflichtungen für alle Dax-Konzerne zusammen voraussichtlich von 361 Milliarden Euro auf 396 Milliarden Euro – so hoch wie nie zuvor. Innerhalb eines Jahres bedeutet das einen Anstieg um 35 Milliarden Euro oder knapp zehn Prozent.

Die Pensionsvermögen wuchsen im selben Zeitraum allerdings nur von 236 Milliarden Euro auf nun 251 Milliarden Euro – ein Plus von 6,4 Prozent. Der Deckungsgrad sinkt nur leicht auf 63 Prozent. Die 20 untersuchten Dax-Unternehmen stehen für knapp 80 Prozent der Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen.

Grundsätzlich haben die Pensionsverpflichtungen und –vermögen keine Auswirkungen auf die Ertragslage eines Unternehmens, sondern stellen eine rein bilanzielle Bewertung dar. Die Verpflichtungen selbst sind normalerweise nicht abhängig von der Zinsentwicklung, die späteren Versorgungszahlungen werden also durch die Niedrigzinsphase grundsätzlich nicht beeinträchtigt. Aber für die Bilanz müssen Unternehmen künftigen Betriebsrenten mit einem Marktzins kalkulieren.

Laut Mercer ist der dafür herangezogene Rechnungszins im Jahr 2016 von etwa 2,4 auf etwa 1,7 Prozent gesunken. "Die Dax-Unternehmen mussten den verwendeten Rechnungszins erneut deutlich reduzieren. Dadurch entstanden versicherungsmathematische Verluste in Höhe von etwa 44 Milliarden Euro, die aber das Jahresergebnis nicht belasten, da sie erfolgsneutral zu erfassen sind", erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.

Im September 2016 wurde mit etwa 1,3 Prozent der bislang niedrigste Rechnungszins erreicht. Darunter hatten Siemens, Infineon und ThyssenKrupp zu leiden, deren Bilanzstichtag der 30. September ist. Siemens und Infineon haben im Euroraum einen Zins von nur 1,0 Prozent angesetzt, ThyssenKrupp 1,3 Prozent.

Ohne die Veränderungen beim Zins wären die Verpflichtungswerte nur unwesentlich angestiegen, weil der planmäßige Anstieg der Verpflichtungen durch Verzinsung und weitere Dienstjahre in etwa genauso groß war wie die getätigten Zahlungen.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Auch Pensionsvermögen erreicht Rekordmarke

Sinken die Zinsen am Markt, steigen die Werte bestehender festverzinslicher Wertpapiere, die noch einen höheren Zins aufweisen. Dementsprechend stiegen auch die Pensionsvermögen der Unternehmen. Ebenso konnten Aktienanlagen zulegen. Nur ein kleiner Teil des Anstiegs der Pensionsvermögen um 15 Milliarden Euro beruht auf einer gestiegenen Kapitalausstattung der Pensionsrücklagen, die voraussichtlich etwa zwei Milliarden Euro über den Mittelabflüssen aus dem Pensionsvermögen liegen.

Der darüber hinausgehende Vermögensanstieg ist demnach auf die gute Wertentwicklung der angelegten Gelder zurückzuführen. Die Gesamtrendite liegt dabei laut Mercer bei etwa sechs Prozent. Für das nächste Jahr prognostiziert Mercer eine zunehmende Belastung der Unternehmen durch einen sinkenden Rechnungszins.

So viel schütten die Dax-Unternehmen aus

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