Es war ganz schlechtes Timing. Gerade hatte die börsennotierte Reederei Hapag-Lloyd die Übernahme des arabischen Konkurrenten UASC unter Dach und Fach gebracht, da begann im Juni eine diplomatische Krise zwischen Katar und zahlreichen Nachbarländern um Saudi-Arabien. Das Problem: Seit der UASC-Übernahme zählen die Staatsfonds beider Länder zu den Großaktionären von Hapag-Lloyd.
Die Frage, ob die Fonds trotz der Animositäten an einem Strang ziehen, beschäftigte Investoren über Monate. Vergangene Woche nun beantwortete die Reederei sie mit „ja“.
Da nämlich gab Hapag bekannt, knapp zwölf Millionen Aktien ausgeben und sich so 352 Millionen Euro besorgen zu wollen. Alle vier Großaktionäre, neben den beiden arabischen Staatsfonds sind das der Milliardär Klaus-Michael Kühne und die chilenische Reederei CSAV, sind bei der Operation an Bord und garantieren ihr Gelingen. Die Einigung kam gerade noch rechtzeitig, um den von Hapag-Chef Rolf Habben Jansen angepeilten Zeitplan für die Kapitalerhöhung einzuhalten. Investoren sind beruhigt.
Hapag-Lloyd (Aktie)
Branche: Transport; ISIN: DE000HLAG475
Im spekulativen Musterdepot der BörsenWoche seit: 13.1.2016
Kaufkurs: 19,66 Euro (inklusive Gebühren)
aktueller Kurs: (4.10.2017; 16.30 Uhr): 34,78 Euro
Entwicklung seit einer Woche: -3,7 Prozent
Entwicklung seit Kauf: +76,9 Prozent
Aktien-Aussicht: positiv
Seit Montag haben Aktionäre nun die Bezugsrechte im Depot und können für 14 alte Aktien eine neue zu 30 Euro das Stück beziehen. Kurzfristig drückt das auf den Kurs, der vor der Ankündigung an der 40-Euro-Marke kratzte. Langfristig ist die Kapitalerhöhung aber enorm wichtig, weil die Netto-Verschuldung des Unternehmens im Zuge der UASC-Übernahme deutlich auf 6,5 Milliarden Euro angestiegen ist. So viel ist auf Dauer kaum tragbar. Das frische Geld wird daher vor allem in die Tilgung von Verbindlichkeiten fließen. Das wiederum sollte die Zinslast senken und dafür sorgen, dass Hapag - auch dank der Übernahme-Effekte – gestärkt aus der Schifffahrtskrise hervorgeht. Die Aktie bietet Anlegern die Möglichkeit, genau darauf zu setzen.
Entwicklung der BörsenWoche Musterdepots
(nach Steuern und Gebühren; Stand: 4.10.2017):
Konservatives Depot: +11,2 Prozent
Spekulatives Depot: +30,3 Prozent
Beide Musterdepots wurden am 13.4.2015 aufgelegt.
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