Wenn sich der Dax bis heute (29. Dezember) Abend nicht mehr dramatisch verändert, sind deutsche Aktien im Jahr 2017 um 13 Prozent gestiegen. Das ist nicht schlecht – aber dieser Gewinn ist nur halb so groß wie der Zuwachs, den der amerikanische Leitindex Dow Jones geschafft hat. Immerhin ist der Gewinn im Dax genau doppelt so groß wie im Euro Stoxx 50. Unabhängig davon, dass im Dax auch noch Dividenden verrechnet sind, ist dieses Ergebnis eindeutig: America first, Europa weit hinten.
Die Performance von 2017 ist ein Schwächeausweis für europäische Aktien. Schwäche ist an der Börse nicht nur die Beschreibung vergangener Kurskurven. Der Begriff beschreibt einen Zustand, eine Verfassung, in der die Märkte anfällig sind für Risiken.
Spielverderber ist derzeit der starke Euro. Mit Notierungen von fast 1,20 Dollar setzt die Europa-Währung die Aufwärtsbewegung fort, die sie vor einem Jahr begonnen hat. In den vergangenen Monaten ist der Verlauf zum Aktienmarkt spiegelbildlich: Im November ist der Euro gestiegen und der Dax gesunken; im Dezember war es umgekehrt. Da der Euro auch gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem Yen robust ist, spricht das für eine generelle Aufwärtstendenz. Der Dax muss bis auf weiteres wohl mit dem Euro-Risiko leben.
Es gibt viel mehr Aktien mit guten Kursaussichten als mit schlechten
Den einzelnen Aktien im Dax gelingt das ganz unterschiedlich. Unter taktischen Gesichtspunkten lassen sich die 30 Dax-Titel in vier Gruppen einteilen:
Starke Werte, die oberhalb der 200-Tage-Linie in einem dynamischen Aufwärtstrend verlaufen. Hierzu gehören Allianz, BASF, Beiersdorf, Commerzbank, Continental, Deutsche Börse, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, HeidelbergCement, Infineon, Linde, SAP und Vonovia. Hier sind zwar kurzfristige Korrekturen jederzeit möglich, vor allem bei heiß gelaufenen Aktie wie der Lufthansa, die übergeordnete Tendenz aber zeigt nach oben.
Die zweite Gruppe sind Aktien, die in einer stabilen Seitwärtsbewegung verlaufen. Dazu zählen BMW, Daimler, FMC und Münchener Rück. Hier ist kurzfristig nicht mit einer grundlegenden Richtungsänderung zu rechnen – und wenn, dann spricht die insgesamt robuste Entwicklung dieser Papiere eher für einen Ausbruch nach oben als für eine Abwärtswende.
Die dritte Gruppe sind angeschlagene Werte, die unterhalb ihrer 200-Tage-Linie notieren und bei denen sich zum Teil schon eine Abwärtswende abzeichnet. Hierzu zählen Adidas, Bayer, Deutsche Telekom, Fresenius, Henkel, Merck und Siemens. Die Werte dieser schwächeren Gruppe müssen jetzt nicht gleich einknicken, dennoch kommen für trendorientierte Investoren solche Aktien derzeit nicht in Frage.
Die vierte Gruppe im Dax sind Turnarounds und Spezialsituationen: Dazu gehören Deutsche Bank, E.On, RWE, Thyssenkrupp, Volkswagen und ProSieben. Die Spannweite reicht von der erfolgreichen Wende bei VW über die Wackelpartie bei Thyssenkrupp und Deutscher Bank bis zum fast freien Fall bei ProSieben.