Riedls Dax-Radar

Was Anleger 2018 erwartet

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Marktbewertung: Mögliche Schwankung zwischen 10000 und 15000 Punkte

Bei einem Indexstand von 13000 Zählern und 750 Euro Unternehmensgewinn ergibt sich für den Dax ein 2018er-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von rund 17. In den vergangenen fünf Jahren lag die Spannweite der KGVs im Dax inklusive der Kursextreme zwischen 14 und 25. Werden die extremen Kursspitzen, die der Dax nur an einem oder wenigen Tagen erreicht hatte, geglättet, ergibt sich ein Bewertungsband  zwischen 15 und 19. So gesehen ist der Dax derzeit also weder besonders teuer noch billig. Eine solche mittlere Bewertung ist zudem typisch für einen ruhigen, stabilen Aufwärtstrend und nicht für eine hektische Phase, nach der die Märkte zusammenbrechen.

Mit dem Bewertungsband des Dax und den erwarteten Gewinnen lassen sich fundamentale Zielzonen hochrechnen. Bei einem 19fachen KGV ergäben 750 Euro Gewinn Spielraum bis 14.250 Punkte; ein 15faches KGV ergäbe nur 11250 Punkte.

Schon hier zeigt sich: Zehn Prozent Kursplus im Dax sind zwar keine Utopie, doch dafür müsste die Bewertung schon an den oberen Rand der durchschnittlichen Bandbreite gehen. Oder es müssten die Gewinne der Unternehmen 2018 noch besser ausfallen als erwartet. Sollten es 800 Euro werden und käme ein 19er-KGV dazu, ergäbe das Spielraum bis 15200 Punkte. Andererseits, sollten die Unternehmensgewinne 2018 nur auf der Stelle treten und etwa politische Krisen auf die Stimmung drücken, wäre bei einer 15fachen Bewertung auch ein Rückgang in Richtung 10.000 Indexpunkte möglich.

Fazit für 2018: Begrenztes Potenzial bei erhöhtem Risiko

Die Eckdaten für die Börse sehen zunächst nicht schlecht aus: Die Wirtschaft wächst wohl temperiert. Die Zinsen dürften marginal anziehen, doch ihr Niveau bleibt niedrig. Die Unternehmensgewinne können weiter zulegen und die Märkte sind noch nicht heiß gelaufen.

Das Problem dabei: Die aktuelle Bewertung signalisiert, dass die Aktienmärkte dieses Szenario zu einem großen Teil eingepreist haben. Um jenseits einstelliger Prozentschwankungen einen echten Zugewinn im Dax zu erschließen, müssten die Unternehmensgewinne entweder noch viel stärker zulegen; oder es müsste sich die Stimmung noch einmal aufheizen und die Bewertungen nach oben treiben. Beides ist ziemlich unwahrscheinlich.

Damit bleibt selbst im guten Fall wahrscheinlich nur ein überschaubarer Gewinn, der auch noch durch ein erhöhtes Risiko erkauft werden muss. Da der Aktienmarkt von einem positiven Szenario ausgeht, könnten schon kleine Abstriche zu deutlichen Kursrückgängen führen. Das muss nicht automatisch in einem Crash enden, doch auch ein Rückschlag auf 10.000 Punkte wäre vom aktuellen Stand aus gerechnet fast 25 Prozent Verlust – doppelt so viel, wie das vergleichsweise gute Börsenjahr 2017 an Gewinn gebracht hat.

Ein vorsichtiger Blick auf 2018 heißt nicht, jetzt hektisch Aktien über Bord zu werfen. Dennoch ist es ratsam, bei guten Gewinnen auch einmal Kasse zu machen und bei Neukäufen sehr selektiv vorzugehen. Also: Favoritenunternehmen nur bei Rückschlägen kaufen und im Zweifelsfall lieber Pulver trocken halten.

Und wer weiß, vielleicht führen die wachsenden Schwierigkeiten an den Aktienmärkten dazu, dass der Goldpreis seine fast fünfjährige Bodenbildung abschließt und nach oben dreht. Ein starkes Kaufsignal gäbe es hier, wenn die Feinunze über das Niveau von 1350 Dollar klettern würde.

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