Starinvestor Buffett weiß nicht, wo er seine Milliarden investieren soll

Warren Buffett und seine Holding könnten 100 Milliarden Dollar investieren. Doch kein Unternehmen kann den Starinvestor derzeit überzeugen – sie sind schlichtweg zu teuer. Buffett bringt das in eine Luxus-Zwickmühle.

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Warren Buffett, chairman and CEO of Berkshire Hathaway, takes his seat to speak at the Fortune's Most Powerful Women's Summit in Washington October 13, 2015. REUTERS/Kevin Lamarque Quelle: Reuters

Es ist zweifellos angenehmer, zu viel Geld zu haben als zu wenig. Die USA sind zwar rein statistisch gesehen ein reiches Land. Dennoch gibt es viele Amerikaner, die finanziell nur gerade so über die Runden kommen. Denn etliches ist teuer im Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten – vor allem die Krankenversicherung, die Ausbildung der Kinder und in manchen Städten wie New York und San Francisco auch die Wohnungen.

Warren Buffett wohnt in Omaha, Nebraska. Dort, im Mittleren Westen, ist es im Vergleich nicht so teuer. Buffett jedoch hat nicht zu wenig Geld, sondern rund 100 Milliarden Dollar zu viel. Genauer gesagt: Seine Holding, Berkshire Hathaway, hatte Mitte des Jahres rund 20 Milliarden Dollar Bargeld, 66 Milliarden – damit fast 20 Milliarden mehr als im Vorjahr – in kurzfristigen US-Staatspapieren und noch einmal 23 Milliarden in anderen festverzinslichen Wertpapieren. Bleibt die Frage: Wohin mit all dem Geld?

Buffett investiert in Unternehmen. Er kauft Aktienpakete oder ganze, nicht börsennotierte Firmen. Dabei plagt ihn ein Problem, das auch andere Investoren haben: Zurzeit ist fast alles teuer. Die Aktienbörse erreicht immer wieder neue Höchststände. Die Zinsen sind niedrig, was die Anleger in teure, möglicherweise überbewertete Anlagen treibt. Und die hohen Aktienkurse färben auf den Markt für nicht an der Börse notierte Unternehmen ab.

Buffett hat seine Milliarden mit einer strengen Ausgabendisziplin verdient. Er kauft nur, wenn der Preis stimmt, das Management gut ist und ihn die Geschäftsidee überzeugt. Er behält Aktienpakete lange und Unternehmen, die er komplett aufkauft, mit unbegrenzter Laufzeit. Ist er vom Management einer Firma überzeugt, lässt er den Verantwortlichen freie Hand, verlangt keine Planzahlen oder Strategiekonzepte. Entscheidungen trifft er sehr schnell – entweder persönlich, mit seinem langjährigen Partner Charles Munger, oder er überlässt sie einem seiner wenigen engen Mitarbeiter wie etwa Ted Weschler, der ein besonderes Auge auf Deutschland wirft.

In Deutschland hat seine Holding den Motorrad-Zubehör-Händler Louis übernommen. Gut 400 Millionen Dollar hat er 2015 dafür bezahlt – für seine reiche Holding ist das nur ein Klacks. Er hat offensichtlich Interesse am deutschen Mittelstand. Denn die Kultur dort, die auf Beständigkeit ausgerichtet ist und das Unternehmen über den persönlichen Erfolg stellt, ist ganz nach Buffetts Geschmack. Doch bislang hat er außer Louis kaum Firmen gefunden, die ihn preislich überzeugen.

Bei der vergangenen Hauptversammlung deutete Buffett zaghaft an, dass er möglicherweise den hohen Barbestand durch Ausschüttungen verringern könnte. Noch ist er nicht so weit. Noch hofft er auf lukrative Unternehmen, um das Geld gewinnbringend anzulegen.

Im zweiten Quartal 2017 ging der Gewinn nach Steuern von Berkshire auf 4,3 Milliarden Dollar zurück, nach fünf Milliarden im Vorjahreszeitraum. Die Zahlen waren schlechter als von Experten erwartet. Zur Relativierung: Buffett war als Investor stets ein Langstreckenläufer, kein Sprinter. Seine Ergebnisse waren oft dann enttäuschend, wenn Aktien überbewertet waren. Zusammen mit seinem offensichtlichen Problem, Geld zu investieren, ergibt das ein deutliches Warnzeichen: Unternehmen sind zurzeit weltweit verdammt teuer.

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