Stelter strategisch

Es wird Zeit für den Dollar

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Faktor: Verknappung der Liquiditätsversorgung

- Die Verknappung der Liquiditätsversorgung mit US-Dollar wird auch von der US-Regierung befördert. Normalerweise strebt die Regierung rund 500 Milliarden Dollar als Reserve für unvorhergesehene Ereignisse an. In den vergangenen Monaten wurde diese Reserve mit Blick auf die Schuldenobergrenze bereits deutlich reduziert. Nach der mit Sicherheit zu erwartenden Erhöhung der Schuldengrenze – nach mehr oder weniger medienwirksamen Theater – müsste das Liquiditätspolster wieder aufgebaut werden, was nach Schätzungen der Analysten der Danske Bank durchaus bis zu 350 Milliarden US-Dollar binden könnte. Dies kommt einer monetären Straffung gleich und würde die Maßnahmen der Fed nochmals verstärken.

Risk-off spricht für den Dollar

Für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist der Wechselkurs des US-Dollars mittlerweile einer der Frühindikatoren für die Stimmung an den Finanzmärkten. Ein schwacher US-Dollar und spiegelbildlich ein starker Euro korrespondieren demzufolge mit erhöhter Risikobereitschaft der Akteure. Die Börsen steigen, die Kreditvergabe nimmt zu, vielleicht profitiert gar die Realwirtschaft ein wenig.

Umgekehrt signalisiert ein steigender Dollar eine abnehmende Risikobereitschaft. Kommt es also zu der diskutierten Verknappung der Dollarliquidität und damit steigenden Kursen, sind die Befürchtungen von der Jahreswende schnell wieder aktuell, vor allem die Auswirkungen auf die hoch in US-Dollar verschuldeten Schwellenländer und die dortigen Banken. Sinkende Börsen und fallende Zinsen wären ebenso Bestandteil des Szenarios. Dies sollten wir bei der Kapitalanlage in den kommenden Monaten bedenken.

Wie Währungen zu ihren Namen kamen
Dollar Quelle: dpa
Peso Quelle: AP
Lira Quelle: REUTERS
Mark Quelle: AP
Rial Quelle: dpa
Rand Quelle: REUTERS
Yuan, Yen und Won Quelle: REUTERS

Strategisch bleibt der Euro ein Rohrkrepierer

Doch damit nicht genug. Strategisch dürfen wir nicht vergessen, dass der Euro in seiner heutigen Form nicht überlebensfähig ist. Zum einen wird die EZB weiterhin eine Politik des billigen Geldes fahren müssen, will sie nicht einen baldigen Kollaps der Eurozone herbeiführen. Zum anderen ist die deutsche Wirtschaft, mit der die Währungsunion steht und fällt, längst nicht so solide aufgestellt, wie Medien und Politiker uns dies in Wahlkampfzeiten einreden. Nach der Wahl werden uns die europäischen Partner, angeführt vom neuen französischen Präsidenten, die Rechnung für die Fortführung des politisch gewünschten, ökonomisch jedoch unfundierten Projektes präsentieren und wir können getrost davon ausgehen, dass die nächste Bundesregierung dem Drängen nachgeben wird.

Doch selbst die Einführung einer Transferunion wird nichts daran ändern, dass die Eurozone in einem japanischen Szenario schwachen Wachstums mit tendenzieller Deflation gefangen bleibt. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis es politisch knallt.

Insofern bietet die temporäre Eurostärke die Gelegenheit sich währungsmäßig diversifizierter aufzustellen und das Haus mit Investments in Dollar wetterfest zu machen für die Stürme des Herbstes.

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