Weihnachtsgeld Anlegen statt Ausgeben

Millionen Deutsche haben in den vergangenen Tagen Weihnachtsgeld bekommen. Die meisten von ihnen geben es aus, viele lassen es einfach auf dem Konto liegen. Aber anlegen? Lieber nicht. Obwohl viel dafür spricht.

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Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland bekommen die Zusatzleistung. Quelle: dpa

Spätestens an diesem ersten Adventswochenende geht die Jagd nach den Weihnachtsgeschenken für Familie und Freunde los. Da trifft es sich gut, dass viele Arbeitgeber gerade Weihnachtsgeld überwiesen haben. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland kann sich über Weihnachtsgeld freuen. Das hat eine aktuelle Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung ergeben.

Viele stehen vor der Frage: Was tun mit dem Geld? Ausgeben? Für sich selber oder eben für Geschenke an andere? Zurücklegen? Oder vielleicht sogar anlegen? Letzteres kommt nur für die wenigsten in Frage: Nur acht Prozent würden das Extra-Geld vom Chef in Aktien oder Fonds investieren. Das hat eine repräsentative Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag von Fidelity International ergeben.

Die Deutschen haben eine ganz klare Präferenz, was sie mit ihrem Weihnachtsgeld tun: 47 Prozent geben es lieber für den Konsum aus. Immerhin jeder Dritte lässt es einfach auf dem Konto liegen.

Wer sich auf Weihnachtsgeld freuen darf
Rechtsanspruch Quelle: dpa
Jeder zweite bekommt Weihnachtsgeld Quelle: obs
Gewinner sind Banker, Chemikanten, Drucker Quelle: dpa
Versicherungsgewerbe Quelle: dpa/dpaweb
Handel Quelle: dpa
Öffentlicher Dienst und Beamte Quelle: dpa
Arbeitsvertrag entscheidet Quelle: dpa

Dabei würde es sich durchaus lohnen, das Weihnachtsgeld anzulegen. Wer nämlich vor genau einem Jahr sein Weihnachtsgeld in den Dax investiert hat, kann sich über ein Plus von gut 22 Prozent freuen. In drei Jahren erhöhte sich das Weihnachtsgeld sogar um mehr als 30 Prozent und in fünf Jahre um 75 Prozent.

Natürlich kann der Dax nach vielen guten Aktienjahren auch mal wieder ein wirklich schlechtes Jahr erwischen. Das Weihnachtsgeld könnte sich dann sogar halbieren. Dann könnte es sich lohnen, gleich noch mal nachzukaufen und das nächste Extra-Geld vom Chef gleich auch noch zu investieren. Lohnen würde es sich auch, das Weihnachtsgeld Jahr für Jahr zu investieren – zumindest teilweise.

Langfristig lohnt sich das auf jeden Fall, denn auf Sicht von zehn und mehr Jahren sind Aktien bekanntlich die renditestärkste Anlageform überhaupt. Das bestätigt auch die Bundesbank, die errechnet hat, dass Aktien langfristig Renditen von im Schnitt gut acht Prozent pro Jahr erzielen. Damit sind sie, so die Bundesbank, die erfolgreichste Anlageklasse überhaupt.


Mythen statt Fakten

Spricht das nicht auch für Aktien oder Fonds als Weihnachtsgeschenk? Scheinbar nicht. Auch hier sind die Deutschen mehr als zurückhaltend. Nur vier Prozent der von Fidelity Befragten haben sie schon mal verschenkt. „Wertpapiere liegen nur selten unter dem Weihnachtsbaum, nur Bares scheint Wahres zu sein“, sagt Andreas Telschow, Anlageexperte bei Fidelity International. „Doch statt das Geld auszugeben, kann eine langfristige Teilhabe an einem Unternehmen sinnvoll sein – nichts anderes ist eine Aktie.“

Aber davon wollen die meisten Deutschen nicht hören. Nur 14 Prozent der Deutschen haben Aktien oder Aktienfonds investiert, wie Zahlen des Deutschen Aktieninstituts zeigen. Der Axa Deutschlandreport 2017 hat gerade erst wieder gezeigt, dass 58 Prozent der Deutschen glauben, mit einer Geldanlage an der Börse unkontrollierbare Risiken einzugehen.

Fast die Hälfte (46 Prozent) ist sogar der Meinung, dass Geldanlage an der Börse genauso riskant ist wie ins Spielcasino zu gehen. „Mythen statt Fakten dominieren die Vorstellung von der Börse, weshalb sich die Deutschen viele Chancen verbauen“, sagt Patrick Dahmen, verantwortlich für das Lebensversicherungsgeschäft im Vorstand der Axa-Konzerns

Allerdings glauben auch 42 Prozent der Befragten, dass eine Geldanlage an der Börse hochinteressant ist. Ebenso stehen Aktienfonds klar an erster Stelle, wenn die Deutschen gefragt werden, welche Geldanlage langfristig die besten Chancen zum Vermögensaufbau verspricht. Bundesweit vier von zehn Erwachsenen geben an, dass sie gerne Geld an der Börse anlegen würden, ihnen aber das Wissen dazu fehle. „Insgesamt hat die nun schon Jahre andauernde Niedrigzinsphase aber offenbar ein Umdenken in Deutschland eingeleitet", so Dahmen. „Nur die Umsetzung der Erkenntnis hakt noch.“

Und solange das so ist, wird das meiste Geld weiterhin auf kaum noch verzinsten Spareinlagen oder in Versicherungspolicen stecken. Oder es liegt auf dem Girokonto, wo nun auch wieder jede Menge Weihnachtsgeld schlummert.

 

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