An nur einem Tag gingen beim chinesischen Paketversender Cainiao 467 Millionen Bestellungen ein. Das sind etwa so viele, wie die Deutsche Post DHL in rund einem halben Jahr wegschaffen muss. Das war am 11. November 2015, dem chinesischen Singles Day. Der chinesische Shopping-Wundertag, dem Pendant zum amerikanischen Black Friday, bei dem US-Kunden zu Thanksgiving die Läden stürmen und Internethändlern wie Amazon die Lager leerräumen, um besonders günstige Schnäppchen zu ergattern.
Cainiao gehört zum Alibaba-Konzern, dem Amazon-Klon aus China. Alibaba ging im September 2014 in New York an die Börse, die Platzierung war mit einem Wert von 25 Milliarden Dollar der bislang größte IPO der Geschichte.
Anleger bekommen in New York ein sogenanntes ADR-Papier, also ein Zertifikat, das an die Entwicklung hinterlegter Originalaktien der Alibaba-Wertpapiere in Shanghai geknüpft ist. So können auch Privatanleger in den Konzern investieren, ohne den sehr komplizierten Umweg an die chinesische Börse zu gehen.
Bislang macht das Unternehmen fast alle seine Umsätze ausschließlich in China. Auch wenn die Industrieproduktion Chinas lahmer läuft: Die Absatzzahl von Cainiao zeigt, welches Potenzial noch in Chinas Konsum steckt.
Anleger setzen große Hoffnung auf die konsumkräftigen Massen, die 2016 in China das Wachstum stabil halten sollen. "Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind zwar vorbei", sagte Schwellenländer-Guru Mark Mobius von Franklin Templeton im WiWo-Interview. "Aber in absoluten Zahlen betrachtet ist das Wachstum viel größer als noch vor zehn Jahren. Zudem befindet sich die chinesische Wirtschaft gerade in einer enorm wichtigen Übergangsphase zur Konsumgesellschaft."
Alibaba verkaufte am Singles Day Waren im Wert von 14,3 Milliarden Dollar. Das ist zwar kein reiner Konzernumsatz, weil über die Handelsplattform ähnlich wie beim Amazon Marketplace oder auf Ebay auch externe kommerzielle Anbieter ihre Produkte verkaufen können.
Acht wissenswerte Fakten über Online-Shopper
...Online-Shoppern, also ein Fünftel aller Befragten, möchten, dass ihre Pakete an einen lokalen Verkäufer geliefert werden, wenn sie gerade nicht zu Hause sind, um den Empfang zu bestätigen.
...Kunden sind zufrieden mit der Verfügbarkeit von Live-Chats.
...Online-Shoppern (43 Prozent), die ihre Bestellung nicht pünktlich geliefert bekommen haben, suchen sich für die nächste Einkaufstour einen anderen Shop aus.
...Konsumenten (47 Prozent) sind nicht zufrieden mit der Verständlichkeit der Rückgaberichtlinien auf den Seiten der ihnen bekannten Online-Shops.
...Kunden (59 Prozent) finden, dass online angebotene Produkte in der Regel detailliert genug beschrieben sind, um festzustellen, ob sie ihren Erwartungen entsprechen.
...Käufern finden, dass kostenloser Versand ein wichtiger Faktor beim Online-Einkauf ist.
...Kunden (81 Prozent) reagieren positiv auf die Möglichkeit, bestellte Produkte kostenlos im Geschäft zurückzugeben oder mithilfe eines vorfrankierten Retourenscheins zurückzusenden.
...Befragten lesen sich die Rückgaberichtlinien eines Verkäufers durch; immerhin Zweidrittel tun dies vor dem Kauf.
UPS Pulse of the Online Shopper, UPS-Konsultationspapier, März 2015
Aber das Weihnachtsgeschäft und der Singles Day beflügelten die Umsatzzahlen im dritten Quartal 2015. So konnte Firmengründer Jack Ma am Donnerstag in Hangzhou mit soliden Zahlen überraschen. Denn die schwächelnde Konjunktur in China deutete auf wenig Wachstum bei Alibaba hin. Der Kurs der Alibaba-Aktie stand deswegen seit Monaten immer wieder unter Druck.
Doch die Handelsplattform scheint unbeschadet durch die wirtschaftlichen Turbulenzen im Heimatland zu kommen. Der Umsatz sprang im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 32 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro.
Schwung gab vor allem das Geschäft auf Smartphones: Mit 2,6 Milliarden Euro waren die mobilen Umsätze fast drei Mal höher als ein Jahr zuvor. Alibaba profitiert auch von dem Fokus auf die vielen ländlichen Regionen. Der Konzern will unter anderem bei Handel und Zustellung von Lebensmitteln aus regionaler Produktion mitmischen. Dienste dafür würden inzwischen in 12.000 Dörfern angeboten, erklärte Alibaba. Man wolle Industrieartikel aus den Städten auf dem Lande verkaufen und den Bauern helfen, frische Lebensmittel in die Ballungszentren zu bringen.
Der Gewinn im Ende Dezember abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal wurde mit knapp 12,46 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Euro) sogar mehr als verdoppelt. Das lag allerdings auch an Erlösen aus dem Verkauf von zwei Geschäftsbereichen an die konzerneigene Film-Tochter Alibaba Pictures.