Anlagestrategie Die Lebensversicherung wird fällig - wohin mit dem Geld?

Die Sparguthaben der Deutschen verkümmern auf niedrig verzinsten Sparkonten. Besonders ärgerlich ist das bei großen Summen, wie fällig werdenden Lebensversicherungen. Welche Alternativen es gibt.

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Quelle: Getty Images

Sparen macht froh. Und Sicherheit geht vor. Zwar sind dies nur zwei von vielen Ergebnissen des diesjährigen Vermögensbarometers des Sparkassen- und Giroverbands. Dennoch stehen sie sinnbildlich für den deutschen Sparer. Und für sein Dilemma. Denn er scheut das Risiko und lässt dafür lieber die Rendite links liegen. Geht es um hohe Summen, ist das besonders dramatisch.

Den Weltspartag in der kommenden Woche nutzen Banken und Finanzdienstleister traditionell, um die deutschen Sparer auf dieses Dilemma aufmerksam zu machen. Auch das Vermögensbarometer zeigt nicht nur, dass sich Anleger das Sparen fürs Alter kaum noch leisten können. Es zeigt auch, dass Anleger, die noch fürs Alter vorsorgen, klassische Geldanlagen wie Immobilien, Rentenversicherungen oder Bausparverträge weiterhin bevorzugen. Die Befragten sind der Meinung, dass diese Produkte sich besonders für die Altersvorsorge eignen. Selbst der Lebensversicherung, welche dank immer niedrigerer Zinsen in der Beliebtheitsskala deutlich gesunken ist, geben immerhin noch ein Viertel der Sparer ihre Stimme.

Auf diese Niedrigzinsprodukte schwören die Deutschen
FestgeldDas Marktforschungsinstitut TNS Emnid hat ermittelt, wo die Deutschen ihr Geld im Jahr 2013 angelegt haben. Auch 2011 hat sich das Institut das Spar- und Anlageverhalten der Deutschen angesehen. Das Ergebnis: Die Deutschen sparen zwar mitunter mehr Geld als noch vor zwei Jahren, aber es scheint ihnen mittlerweile völlig egal zu sein, wie viel Zinsen sie bekommen. So parken dieses Jahr fast 20 Prozent der Deutschen ihr Geld auf Festgeldkonten (2011 waren es rund 15 Prozent), auf denen sie maximal 1,91 Prozent bekommen (VakifBank). Quelle: Fotolia
Sparstrumpf22 Prozent stecken ihr Erspartes in die Sparstrümpfe oder das Schweinchen. Jedenfalls antworteten sie auf die Frage nach ihrer Geldanlage, dass sie ihr Geld zuhause verwahren. Quelle: Fotolia
TagesgeldDeutlich mehr Zinsen als beim heimischen Sparschwein winken den 27 Prozent der Deutschen, die ihr Erspartes aufs Tagesgeldkonto legen. Bei 1,1 Prozent Inflation im August sind 1,5 Prozent Zinsen allerdings nicht wirklich lohnend. Quelle: Fotolia
SparbuchDas Sparbuch ist in diesem Jahr deutlich in der Gunst der Deutschen gefallen. Im ersten Quartal 2013 ist die Beliebtheit des Sparkontos um fünf Prozentpunkte auf 31 Prozent gesunken. Trotzdem ist das Sparbuch mit seinen 0,1 bis 1,5 Prozent Zinsen die Nummer vier der beliebtesten Anlageformen der Deutschen. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
LebensversicherungenDie Lebensversicherung ist seit Jahrzehnten der Deutschen liebste Form der Altersvorsorge, es existieren Millionen Verträge. Und auch, wenn die Zeiten üppiger Renditen schon lange vorbei sind und die Policen immer häufiger als Kostenfalle, Abzocke und Auslaufmodell gelten: Die Deutschen lieben sie. Allein in diesem Jahr gaben 33 Prozent der Befragten an, ihr Erspartes in Lebensversicherungen zu stecken. Quelle: dpa
BausparverträgeDie Nummer zwei in der Gunst der Deutschen ist der Bausparvertrag. Er zählt vor allem noch immer zu den Klassikern der Immobilienfinanzierung. Dementsprechend gaben 34 Prozent an, 2013 ihr Geld in Bausparverträgen anzulegen. Quelle: dpa
GirokontoDie meisten Deutschen parken ihr Geld allerdings auf dem völlig unverzinsten Girokonto. 45 Prozent nutzen dieses Konto 2013, um ihr Geld zu verwahren. Quelle: dpa

Sparen macht arm, nicht sexy

Eine Umfrage der comdirect kommt ebenfalls zu einem klaren Ergebnis. Die Deutschen sparen sich arm. Sie legen ihr Geld einfach genauso an wie vor der Zinswende. Demnach würden 49 Prozent der Befragten die niedrigen Zinsen bei Tages- und Festgeld sowie auf dem Sparbuch einfach ignorieren. "Eine Mischung aus Unsicherheit, Unwissenheit und Desinteresse führt dazu, dass sich zu viele Deutsche langfristig arm sparen", sagt Holger Hohrein, Finanzvorstand der comdirect.

Warum reagieren die Sparer nicht? 16 Prozent sind laut der Umfrage unsicher, wie sie ihr Geld besser anlegen können. Neun Prozent geben zu, sich schlicht nicht für das Thema zu interessieren und sieben Prozent geben an, nicht zu wissen, wie hoch die Zinsen gerade sind.

Hier können Sie auswählen, welche Angebote Sie im Vergleich haben möchten (Neukundenangebote, reduzierte Anlagesicherheit, Kreditkartenkonten, Online-Beantragung). Auch die Abgeltungsteuer ist integriert.

Ignoranz hat ihren Preis

Richtig teuer wird diese Ignoranz erst, wenn es große Summen sind, die einfach aufs Tagesgeldkonto oder Sparbuch geschoben werden. Rund 80,2 Milliarden Euro haben Lebensversicherer im vergangenen Jahr an ihre Kunden ausgeschüttet. Experten gehen allerdings davon aus, dass ein großer Teil des Geldes aus fälligen Policen vom Empfänger sträflich vernachlässigt wird und auf simplen Sparkonten landet. Dadurch gehen enorme Zinseinnahmen verloren. Wie lassen sich große Beträge trotz Minizinsen sinnvoll anlegen?

Wenn die Lebensversicherung fällig wird, haben Anleger normalerweise die Wahl. Die meisten Assekuranzen bieten an, das Geld entweder als Einmalzahlung zu überweisen, oder verrentet, also häppchenweise in monatlichen Raten. Wie hoch der Anteil der Kunden ist, die sich für die lebenslange Rente entscheiden, ist allerdings nicht bekannt. Die R+V Versicherung beispielsweise will die Zahlen aus Wettbewerbsgründen lieber nicht nennen.

Auch wenn die lebenslange Rente der eigenen Versicherung bequem und verlockend erscheint, sollten Sparer sich die Mühe machen, das Angebot mit anderen Sofortrenten zu vergleichen. "Normalerweise haben Bestandskunden keinen Vorteil bei ihrer Versicherung, sie zahlen die gleiche Provision für Sofortrenten wie Neukunden", sagt Honorarberaterin Stefanie Kühn aus Grafing bei München. Grundsätzlich sei die Idee der Sofortrente zwar gut für Anleger, die sich eine regelmäßige Ergänzung zur Rente wünschten. Allerdings sei das Modell eben mit hohen Kosten verbunden.

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