Bundesbank-Vorstand "Ende der Umsonstkultur" bei Banken

Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret sieht bei vielen Banken "Ende der Umsonstkultur" für die Kunden. Außerdem sprach er sich für eine Pause bei der Bankenregulierung nach Verabschiedung der Basel-III-Regeln aus.

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Andreas-Dombret Quelle: dpa

Weil die Zinserträge unter Druck stehen, müssen sich die Banken andere Wege suchen, Erträge zu generieren. Immer öfter verlangen sie deshalb Geld für Produkte und Dienstleistungen, die Kunden lange Jahre gratis erhielten. Erst vorige Woche ergab eine Umfrage, das etwa jede zehnte Sparkasse bereits von ihren Kunden Gebühren für das Geldabheben am Automaten verlangt. Auch bei Privatbanken sowie Volks- und Raiffeisenbanken sind öfter Gebühren am Geldautomaten fällig.

Diesen Wandel in der Bankenbranche beobachtet auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. "Die Häuser verlangen für viele Dienstleistungen und Produkte wieder Gebühren", sagte Dombret der Zeitung "Die Welt". "Allerdings müssen diese Produkte auch attraktiv sein, sonst werden Banken und Sparkassen dafür diese Preise nicht am Markt durchsetzen können", warnte der Bundesbanker.

Viele Geldhäuser machen derzeit wegen niedriger Zinsen schlechtere Geschäfte – sie können etwa beim Geldverleihen weniger verdienen. Ursprünglich hätten Banken und Sparkassen an Kundenguthaben Geld verdient. "Heute ist das nicht mehr möglich, weil die Zinsen alle ähnlich niedrig sind. Der Bankensektor kann da nur Kosten senken oder Provisionen und Gebühren erhöhen", sagte Dombret.

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Einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor stellen für die Bankenbranche zudem die Anpassungen an die veränderten Eigenkapitalregeln nach Basel III sowie etliche Reformen in der Bankenregulierung dar, die seit der Finanzkrise angestoßen wurden. Dombret zufolge solle es deshalb eine "Phase der Zurückhaltung" geben. Ein permanenter Regulierungsmarathon helfe niemandem, und er würde die Banken über Gebühr belasten. Zugleich warb er für einheitliche Regeln weltweit. "Die Grundsätze müssen überall umgesetzt werden, sonst gibt es mit uns kein Basel III", sagte der Bundesbank-Vorstand.

Das Ringen um die sogenannten Basel-III-Reformen zur Bankenregulierung zieht sich schon lange hin. Die neue US-Regierung hatte zuletzt mit Überlegungen, die strengen Regeln für die heimischen Banken zu lockern, Befürchtungen ausgelöst, die USA könnten das Interesse an einer international abgestimmten Bankenregulierung verlieren. Eigentlich sollten die Reformen spätestens im Januar beschlossen werden.

US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Februar ein Dekret unterschrieben, dass die Lockerung des Dodd-Frank-Acts von 2010 unter der Obama-Administration ermöglichen soll. Der Dodd-Frank-Act ist ein gewaltiges Gesetzespaket mit mehr als 500 Artikeln, das primär auf die Verhinderung einer neuerlichen Banken- und Finanzkrise wie 2008 nach der Lehman-Pleite abzielt. Dombret sagte, es gebe noch zu wenige Fakten, um beurteilen zu können, in welche Richtung eine Deregulierung in den USA gehen könne. Ein Wettlauf um die niedrigste Regulierung werde aber langfristig allen schaden.

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