Die letzten Tage und Wochen waren für Anleger nicht einfach. Das Pokerspiel um den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone hält die Börsen in Atem und sorgt dafür, dass die Kurse so stark schwanken wie lange nicht mehr. Erst am Montag rauschten die Börsen erst weit in den Keller, nur um sich im Tagesverlauf wieder merklich zu erholen.
Denn nach dem Verkauf ist vor dem Kauf - viele Börsianer nutzten offenbar die gesunkenen Kurse zum Einstieg und kauften kräftig nach. Schwankungen zwingen Anleger oft, das Depot umzuschichten. Nervöse können Stoppkurse setzen, um starke Verluste zu vermeiden. Haben sich die Märkte beruhigt, kann wieder gekauft werden.
Volatilität dürfte anhalten
Glaubt man Experten, dann sollten Anleger sich an dieses Wechselspiel gewöhnen, denn es könnte weit über die Griechenland-Krise hinaus die Depots durcheinander wirbeln. „Im Zuge der kommenden Zinserhöhung durch die US-Notenbank werden die Kurse deutlich volatiler“, sagt Jonathan H. Xiong, Leiter Fixed Income Alternatives bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM). Xiong rechnet damit, dass die Märkte über einen Zeitraum von rund sieben bis zwölf Monaten deutlich stärker schwanken werden als zuvor. „Es wird vor allem die Märkte treffen, die am meisten von der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken profitiert haben, also auch den Aktienmarkt“, sagt Xiong.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Für Anleger bedeutet dieses Szenario nicht nur, dass sie starke Nerven brauchen. Sie müssen auch gut rechnen können. Denn ökonomisch sinnvoll ist so ein Wechselspiel zwischen Aktienkauf und -verkauf nur bei gewissen Ordermengen und niedrigen Orderkosten im eigenen Depot.
Gut für Anleger, dass das Kaufen und Verkaufen von Aktien in den vergangenen Jahren immer günstiger geworden ist. Das liegt vor allem an zahlreichen Onlinebanken und -brokern, die den Wettbewerbsdruck im Markt deutlich erhöht haben. Die Preisspanne zwischen teuren und günstigen Anbietern ist recht groß – beim letzten Vergleich der Stiftung Warentest ergab sich bei einem Depot von gut 30.000 Euro immerhin eine Differenz von 800 Euro im Jahr.
Kosten fürs Depot unterscheiden sich stark
Der Überblick über die unterschiedlichen Gebühren ist gar nicht so einfach. „Bei vielen Geldinstituten herrscht ein regelrechtes Wirrwarr aus Prozentsätzen, Pauschalgebühren, Mindest- und Höchstgrenzen“, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in einem Depotvergleich. Insbesondere für Einsteiger ist die Suche nach einem passenden Depot deshalb schnell eine Herausforderung.
Die Frankfurter FMH Finanzberatung hat für WirtschaftsWoche Online Depot- und Ordergebühren zahlreicher Broker und Banken verglichen und die besten Angebote sowohl für Gelegenheits- als auch für Vieltrader herausgesucht. Dabei wurden nicht nur die Gebühren für den Aktienkauf im Inland, sondern auch im Ausland berücksichtigt.
Der Vergleich zeigt, dass sich die Kosten je nach Anbieter deutlich unterscheiden können. Wer beispielsweise sechsmal im Jahr Orders in Höhe von durchschnittlich 1000 Euro über den Online-Broker Flatex handelt, zahlt 30,00 Euro. Bei der ING Diba oder der Consorsbank fallen dafür bereits knapp 60 Euro an. Weniger zahlt in der Regel, wer seltener, aber dafür höhere Summen handelt. Bei der OnVista Bank und bei Flatex kosten zwei Orders im Jahr über durchschnittlich 5000 Euro nur 10 Euro an Gebühren. Bei der Auswahl des richtigen Depots spielt das persönliche Kaufverhalten also eine entscheidende Rolle.
Unser Vergleich geht von einem Musterkunden aus, der insgesamt zwölfmal im Jahr handelt – sechsmal einen geringen Betrag von 1000 Euro, viermal 3000 Euro und zweimal 5000 Euro. Am niedrigsten sind die Gesamtkosten dieses Musterkunden mit 60 Euro bei der OnVista Bank und dem Broker Flatex, beide teilen sich den ersten Rang. Darauf folgt der Broker sino, bei dem Gesamtgebühren von 96 Euro anfallen.