Mit über 13.000 Punkten tanzt der deutsche Leitindex Dax gerade in Rekordhöhen. Doch Anleger, die in diesem Jahr mit einem börsengehandelten Indexfonds (ETF) vom Kursanstieg der Dax-Aktien profitieren wollten, haben im internationalen Vergleich nur eine mäßige Rendite eingefahren.
Der Finanzdienst Bloomberg verfolgt die Kursentwicklung von 96 Aktienindizes weltweit – im Schnitt brachten sie seit Jahresanfang einen Ertrag von 41 Prozent. Der Dax schaffte nur rund 15 Prozent.
Über börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs genannt, können Anleger auch an solchen Märkten investieren, wo sie bislang keine Einzelaktien kaufen können. Und entsprechend der Kursentwicklung des Dax brachte der ETF iShares Core Dax knapp 15 Prozent Rendite seit Jahresanfang. Der beste ETF, den deutsche Privatanleger handeln können, schaffte dagegen 44 Prozent. Das zeigt eine Analyse der WirtschaftsWoche auf Basis von Bloomberg-Daten.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Die Auswahl für Anleger ist scheinbar grenzenlos: Ende 2016 boten in Europa 48 verschiedene Gesellschaften ETF-Indexfonds an. Allein über den Handelsplatz Xetra der deutschen Börse lassen sich rund 160 ETFs kaufen. Die Frage: welchen wählen?
Kein anderer Anbieter ist bei den Europäern so beliebt, wie Marktführer Blackrock mit seiner ETF-Marke iShares. 48 Prozent der Gelder, die europäische Anleger in ETFs investiert haben, verwaltet Blackrock. Doch sind die ETFs von iShares auch besonders rentabel?
Die erfolgreichsten Indexfonds
Die WirtschaftsWoche hat die ertragreichsten ETFs in diesem Jahr ausgewertet. Indexprodukte, die auf Rohstoffen aufsetzen, sogenannte ETCs, und börsengehandelte Schuldverschreibungen, ETNs, blieben bei der Betrachtung außen vor. Auch die Handelskosten für Käufe und Verkäufe bei Depotbanken und Onlinebrokern sind in der Auswertung nicht berücksichtigt. Hier geht es um die reine Performance seit Jahresanfang.
Die schlechte Nachricht: Die beste Performance aller weltweit 5394 von Bloomberg gelisteten ETFs brachten solche Fonds, die deutsche Anleger nicht kaufen können.
Der Direxion Daily Homebuilders & Supplies Bull 3X Shares ETF steht an erster Stelle mit über 200 Prozent plus seit Jahresanfang. Er bildet den Dow Jones US Select Home Construction Index ab. Anleger profitieren hiermit also vom Boom der Baubranche in den USA. Der Index selber legte um gut 50 Prozent zu. Bei einem dreifach gehebelten ETF müsste die Performance also 150 Prozent betragen.
Der Direxion ETF schnitt also noch besser ab, als er eigentlich müsste – statt dreifach konnten Investoren gleich vierfach vom Wertzuwachs des Bauindex profitieren. Doch die Indexfonds von Direxion sind nur in den USA und nur für professionelle Investoren handelbar.
Seine außergewöhnliche Performance ist in der Tat eine Ausnahme. Denn die beste Performance brachten in diesem Jahr überwiegend solche Anlagen, die den chinesischen Markt abbilden.
Mit einem Dax-ETF den Dax übertrumpfen
Und selbst wenn deutschen Anlegern nur ein Bruchteil der über 5000 weltweit gelisteten ETFs zur Verfügung steht: Sie konnten mit den 20 besten ETFs die Rendite des Dax deutlich schlagen.
Denn acht der besten 20 ETFs, die für deutsche Anleger an den deutschen Handelsplätzen verfügbar sind, bilden die Entwicklung von asiatischen Aktien ab. Allerdings müssen sie damit auch ein höheres Risiko als beim Dax eingehen. Denn die Märkte in asiatischen Schwellenländern können neben höheren Erträgen auch zu deutlich höheren Kursverlusten führen.
Dafür hätten sie seit Jahresanfang in der Spitze 44 Prozent Rendite gebracht. Nur der Comstage Emerging Markets 2X ETF schaffte mit 64 Prozent plus eine noch bessere Performance unter den ETFs, die für deutsche Privatanleger verfügbar sind.
Doch weil es ein gehebelter Indexfonds ist, der die Kursentwicklung des zugrundeliegenden Index verstärkt abbildet, soll er in dieser Analyse nicht weiter betrachtet werden.
Denn mit dem Hebel steigt das Risiko für Anleger. Für Privatanleger stellen solche ETFs ein zu hohes Risiko dar und eignen sich eher für Trader, die kurzfristig auf bestimmten Märkten spekulieren wollen.
Ein Trend ist klar erkennbar: 13 der 20 besten Indexfonds haben einen Schwerpunkt in Schwellenländern, vier der fünf besten sind allesamt Asien-ETFs. Lediglich die Kursgewinne der deutschen Technologieaktien im TecDax konnten mit den asiatischen Aktien mithalten. Der iShares TecDax ETF brachte mit 42 Prozent plus in diesem Jahr ähnlich hohe Erträge.
Mit dem portugiesischen PSI 20 schafft es auch ein wahrer Exot unter die besten ETFs seit Jahresanfang. Der ETF bietet Anlegern neben der starken Performance überhaupt erst die Möglichkeit in Portugal zu investieren. Bei deutschen Depotbanken und Onlinebrokern wird der Handel in Portugal kaum unterstützt, der S-Broker der Sparkassen ist eine der wenigen Ausnahmen.