Katharina Sachse Was den perfekten Anleger ausmacht

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„Manche Menschen brauchen Nervenkitzel, um sich wohlzufühlen“

Macht es Menschen glücklich, Aktien zu halten?
Manche Menschen brauchen Aufregung und Nervenkitzel, um sich wohlzufühlen. Diese könnten durchaus psychisch davon profitieren, in riskante Anlageformen zu investieren. Einen großen Einfluss hat aber sicher auch das Interesse und die Motivation, sich mit Aktienhandel zu beschäftigen. Sehe ich es als notwendiges Übel an, das mir Zeit für Dinge raubt, die ich eigentlich viel lieber tun würde, beispielsweise Zeit mit der Familie zu verbringen -  dann macht es sicher nicht glücklich. Finde ich es aber spannend und tue ich es freiwillig, dann kann die Beschäftigung mit Aktien durchaus der Bedürfnisbefriedigung und damit dem Wohlbefinden dienen. Auch Anleger, die seltener nach ihrem Portfolio schauen, „leiden“ weniger als diejenigen, die häufig schauen. Wenn ich täglich die Wertentwicklung verfolge, sehe ich viel mehr Ups und Downs. Da die Downs subjektiv schwerer wiegen als die Ups, bleibt in der Summe eine negative Empfindung, selbst wenn sich der eigentliche Wert gar nicht verändert.

Wie kann man lernen finanzielle Verluste zu ertragen?
Es gibt zwei grundsätzliche Bewältigungsstrategien: die problemorientierte und die emotionsorientierte  Strategie. Bei der problemorientierten Strategie wird versucht, das Übel an der Wurzel zu packen und das Problem zu beseitigen. Der Anleger würde hier beispielsweise sein Portfolio umschichten. Bei der emotionsorientierten Strategie wird hingegen versucht, die mit dem Verlust verbundenen negativen Gefühle zu reduzieren. Hier würde der Anleger die Verluste aussitzen und nicht mehr hinschauen, oder er redet sich ein, dass alles gar nicht so schlimm ist.

Was klappt besser?
Das hängt zum einen von der Situation ab: Kann ich das Problem beseitigen oder nicht? Zum anderen aber auch von der Persönlichkeit. Hier zeigt die Forschung, dass gewissenhafte Menschen eher problemorientiert vorgehen, während Menschen mit einer hohen Ausprägung des Neurotizismus eher emotionsorientiert handeln. Beide Strategien reduzieren das Unwohlsein bei Verlusten. Die problemorientierte Bewältigungsstrategie ist jedoch erfolgsversprechender wenn es darum geht, künftige Verluste zu minimieren. Diese Strategie kann erlernt werden. In Unternehmen werden Stressmanagementkurse angeboten, bei denen Mitarbeiter den Umgang mit belastenden Situationen erlernen können. Ähnliches könnte man sich auch für Anleger vorstellen.

Warum können manche Menschen besser mit finanziellen Verlusten umgehen als andere?
Auch hier machen sich Persönlichkeitsunterschiede bemerkbar. Manche Menschen verharren emotional und gedanklich bei dem Verlust. Andere Anleger sind hingegen eher handlungsorientiert und suchen bei Misserfolgen nach Lösungen und Handlungsalternativen. Sie gehen somit aktiv mit der Situation um. Dadurch haken sie Verluste schneller ab.

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