Robo-Advisor Der Roboter verliert seine Unschuld

Seite 3/3

Ein Algorithmus entscheidet - aber nicht unabhängig

Als Werbeaktion bietet Blackrock aber schon jetzt ETFs bei einigen Onlinebanken vorübergehend vergünstigt an. Kunden der Onvista Bank können derzeit zum Beispiel iShares-ETFs für über 1000 Euro ohne Gebühr kaufen. Einen Teil der sonst fälligen Ordergebühr bekommt Onvista von Blackrock erstattet. All das können Kunden im Kleingedruckten der Aktion nachlesen.

Blackrock wiegelt ab: „Solche temporären Produktpartnerschaften sind mit Scalable nicht geplant.“ Auch Erik Podzuweit sagt: „Wir haben mit Blackrock noch nicht darüber gesprochen, ob sie uns die ETFs günstiger geben.“ Er wolle auch gar keine Sonderbehandlung. „Wir betrachten Blackrock trotz der Beteiligung wie alle anderen externen Produktanbieter.“ Sollten Kosten sinken, würde der Vorteil an die Kunden weitergegeben.

Der Rechner entscheidet - nicht unabhängig

Deutsche mögen Gold, halten aber am Sparbuch fest
Fragt man die Deutschen nach attraktiven Anlageformen, sind sie sich weitgehend einig: Das Eigenheim, die betriebliche Altersvorsorge und Gold. Trotzdem setzt das Gros immer noch auf renditearme Sparbücher, Tages- und Festgeldkonten, wie das Investmentbarometer der GfK zeigt. Hier erfahren Sie, wie groß die Diskrepanz zwischen Einschätzung und Umsetzung ausfällt.Zur Studie: Seit 1999 untersucht das GfK-Investmentbarometer, wie sich Privatanleger in den USA und Europa verhalten. Für die aktuelle Studie haben die Konsumforscher im November 2016 in Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und Großbritannien rund 5000 Menschen danach befragt, welche Finanzanlagen die Menschen besitzen und wie attraktiv sie verschiedene Sparmöglichkeiten und Finanzprodukte finden. Allein in Deutschland wurden 2000 Menschen befragt. Quelle: dpa
Rang 1: ImmobilienDie attraktivste Form der Geldanlage ist für die Deutschen die eigene Immobilie. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass Investitionen in eine private Wohnung oder ein Haus attraktiv oder sehr attraktiv seien. De facto haben hierzulande aber nur 46 Prozent ihr Geld in eine Immobilie investiert. Auch für die Franzosen, Italiener und Briten sind Immobilien die attraktivste Form der Geldanlage. Quelle: dpa
Rang 2: Betriebliche AltersvorsorgeUm sich auf dem Altenteil nicht auf die gesetzliche Rente verlassen zu müssen, sorgen Millionen Bundesbürger vor. Die beliebteste Form: die betriebliche Altersvorsorge, auf die seit 2002 jeder Arbeitnehmer qua Gesetz Anspruch hat. Arbeitnehmer können einen Teil ihres Gehalts oder Sonderzahlungen als Beiträge in ihre betriebliche Altersvorsorge einzahlen. Der Arbeitgeber wiederum legt diesen Betrag für die Arbeitnehmer an – der Arbeitnehmer spart zudem Steuern und Sozialabgaben. 42 Prozent der Befragten gab an, die betriebliche Altersvorsorge für attraktiv oder sehr attraktiv zu halten. Die Realität zeigt: Aktuell nutzt sie nicht einmal jeder Fünfte. Nur 18 Prozent sind es. Quelle: obs
Rang 3: GoldGold gilt vor allem in unsicheren Zeiten als sichere Anlageform. 38 Prozent der Deutschen finden es als Anlageform attraktiv. Allerdings sind es nur 6 Prozent, die ihr Geld wirklich in Gold anlegen – nirgendwo ist die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität so groß. Quelle: REUTERS
Rang 4: BausparvertragDer Bausparvertrag ist insbesondere bei den Deutschen beliebt – was laut den Autoren das Bedürfnis der Deutschen nach sicheren Anlagen unterstreicht. 32 Prozent geben an, Bausparen attraktiv oder sehr attraktiv zu finden – und 29 Prozent legen ihr Geld auch wirklich so an. Quelle: dpa
Rang 5: Private RentenversicherungDie private Rentenversicherung sagt immerhin 28 Prozent der Deutschen als Form der Geldanlage zu. 21 Prozent der Befragten sorgen tatsächlich privat für ihre Rente vor. Quelle: dpa
Rang 6: Private KapitallebensversicherungDie private Kapitallebensversicherung ist eine Kombination aus Kapitalaufbau und Hinterbliebenenschutz. 21 Prozent der Befragten empfindet sie als eine attraktive Geldanlage – genauso viele legen einen Teil ihres Geldes auch dort an. Quelle: dpa

Blackrock bekommt zwar einen Sitz im neuen Aufsichtsgremium von Scalable. „Auf die Auswahl der ETFs und die Investmententscheidungen für unsere Kunden hat dieses Gremium aber keinen Einfluss“, sagt Podzuweit. Alle operativen Entscheidungen liegen alleine bei den Geschäftsführern, Podzuweit und seinem Co-Gründer Florian Prucker. Welche Anlageklassen in die Kundendepots wandern, entscheidet vor allem ein Algorithmus. Den haben die beiden zusammen mit Stefan Mittnik entwickelt, einem Finanzprofessor der LMU München. Doch welche ETFs dafür genutzt werden, können sie schon entscheiden – eine Software filtert die Angebote vor, etwa nach Kosten.

Scalable setzte schon vor der Blackrock-Beteiligung überwiegend auf iShares-ETFs. 67 Prozent der Produkte kommen aktuell von Blackrock. Anders in Großbritannien, wo Scalable ebenfalls aktiv ist und stärker auf ETFs von Vanguard setzt. „Die werden bislang an deutschen Börsen noch nicht gehandelt und würden beim Auslandshandel steuerliche Nachteile für unsere Kunden bringen“, sagt Podzuweit. Scalable tauscht jedes Jahr nach eigenen Angaben drei bis vier seiner 15 ETFs aus.

Auch Anbieter, die keine Finanzspritze von Blackrock erhalten haben, ziehen iShares-ETFs vor. Auf dem britischen Markt nutzt etwa der Robo-Advisor Moola ausschließlich iShares-ETFs. Und beim deutschen Robo-Advisor Vaamo bekommen Anleger zu 67 Prozent Blackrock-Produkte. Dabei hatte Vaamo nach seiner Gründung zunächst nur Fonds vom Anbieter Dimensional genutzt. Das ist vorbei. „Wir wollten unseren Kunden demonstrieren, dass wir unabhängig sind. Schließlich bestand nie eine exklusive Partnerschaft mit Dimensional“, sagt Vins.

Es wäre insofern eine Ironie der Geschichte, wenn sich nun Scalable nach dem Einstieg von Blackrock von iShares-ETFs abwenden würde – um die Unabhängigkeit zu belegen. Besser wäre, wenn Anleger sich darüber erst gar keine Gedanken machen müssten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%