Rohstoffexperte Berlenbach "Die Goldreserven reichen noch zwölf bis 15 Jahre"

Im Interview erklärt der Rohstoffexperte Joachim Berlenbach, warum der Goldpreis nach Donald Trumps Wahlsieg gesunken ist, warum er wieder steigen sollte und warum die Welt in Zukunft Fracking brauchen wird.

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Goldbarren in einem Safe. Quelle: REUTERS

Herr Berlenbach, nach der Wahl von Donald Trump zum wahrscheinlich nächsten US-Präsidenten hat alle Welt mit einem steigenden Goldpreis gerechnet. Das Gegenteil ist passiert, der Preis ist gefallen. Woran lag es?

Trump will ein großes Konjunkturpaket auflegen über Steuersenkungen und Investitionen in Infrastruktur und Rüstung. Das schürt Erwartungen nach einer höheren Inflation und folglich steigenden Zinsen. Letztere haben den Dollar aufwerten lassen. Dadurch ist Gold in Dollar gefallen.

Joachim Berlenbach, Earth Resource Investment Group (ERIG)

Steigende Inflationserwartungen sollten eigentlich positiv sein für Gold?

Ich gehe deshalb auch davon aus, dass der Goldpreis wieder nach oben dreht. Dazu kommt die US-Entscheidung zugunsten von wahrscheinlich höheren Zinsen am 7. Dezember. Erinnern Sie sich an vergangenes Jahr. Nachdem die US-Notenbank Ende 2015 die Zinsen angehoben hat, ist der Goldpreis stark gestiegen. Das könnte sich nach dem nächsten Zinsentscheid im Dezember wiederholen. Es gibt auch sonst zu viele Unsicherheiten, um den sicheren Hafen Gold zu ignorieren.

Zur Person

Zum Beispiel?

So droht die Türkei, drei Millionen Flüchtlinge nach Europa zu senden. Die Anti-Establishment-Kräfte gewinnen in Europa zusehends die Oberhand. Trump fordert von Europa höhere Beitrage zur westlichen Militärallianz. Mehr Verteidigungsausgaben setzten die Staatshaushalte in Europa unter Druck. Für Gold sprechen auch die Käufe von Zentralbanken, die zunehmen könnten. Wollten etwa China, Indien, Russland und Brasilien den Goldanteil an ihren Währungsreserven auf 20 Prozent bringen, bedeutete das eine zusätzliche Goldnachfrage von gut 17 500 Tonen. Das entspricht mehr als fünf Jahresproduktion der Minen.

Gegen Gold sprechen aktuell die rekordhohen Tagesabflüsse aus börsennotierten Goldfonds.

Die zuletzt an einen Tagen teilweise panikartigen Verkäufe geben aus meiner Sicht eher ein Signal zum antizyklischen Einstieg in Gold.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Auch in Goldminenaktien?

Ja, auch deren Korrekturphase geht vorbei und es wird mindestens zu einer starken Gegenbewegung kommen. Insgesamt hat der Goldbergbau seine Kosten massiv reduziert und die Margen verbessert. Viele Minen erzielen positive freie Mittelzuflüsse und schütten Dividenden aus...

...aber investieren zu wenig.

Richtig. Das ist langfristig ein großes Problem. Die weltweiten Goldreserven reichen noch etwa 12 bis 15 Jahre. Seit zwei Jahren werden keine nennenswerten neuen Goldvorkommen mehr entdeckt. Und in den bestehenden Minen geht der Goldgehalt im abgebauten Erz zurück. Während die reinen Produktionskosten im Goldbergbau in den vergangenen Jahren weitgehend stabil blieben, strichen die Minen die Budgets zusammen für den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Minen, sowie der Exploration. Das Verhältnis dieser Kapitalkosten zu den Produktionskosten ist auf den tiefsten Stand seit 2000 gefallen. Damals markierte dieser Wert allerdings den Tiefpunkt und der Bullenmarkt startete.

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Welche Minen sind interessant?

Wir setzen vor allem auf mittlere und kleinere Firmen. Deren Aktien sind teilweise weniger stark gefallen als jene der großen Produzenten, aus dem Bewertungsblickwinkel aber trotzdem preiswerter. Neben anderen operativen und geologischen Kriterien ist für uns ein hoher Goldgehalt in den Vorkommen wichtig. Wir schauen uns die Minen vor Ort an. Stock-Picking ist der Schlüssel zum Erfolg.

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