Schmuckkauf im Urlaub Vorsicht vor Schnäppchen bei Gold und Edelsteinen

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Nichtssagende Zertifikate und kleine Anhaltspunkte

Butschal zufolge bieten selbst beiliegende Echtheitszertifikate kaum Schutz. Oftmals fehlen Angaben oder sind die Aussagen zur Güte schlicht falsch oder nur selektiv. Letztlich dienen sie nur dazu, das Misstrauen beim Käufer zu reduzieren, für Laien ist ihr Wert sonst nicht erkennbar.

Gold aus Sternenstaub und Diamanten aus Seife
Gold gehört zu den begehrtesten, weil edlen und raren Elementen. Die Gründe dafür liegen im Kosmos, denn dort entsteht das Edelmetall. Allerdings nicht wie etwa Kohlenstoff oder Eisen in normalen Sternen durch Kernfusion, sondern nur durch extrem energiereichere Vorgänge, etwa die Kollision zweier Neutronensterne. Quelle: dpa
Bei diesen Fusionen verschmilzt neutronenreiches Material der Auswurfmasse, anschließend zerfallen die daraus hervorgegangenen Elemente wieder zu stabilen Kernen wie eben Gold. Bei einem solchen Ereignis, das Astronomen vor einigen Jahren beobachteten, entstand eine Menge Gold, die schätzungsweise zehnmal der Masse unseres Mondes entspricht. Quelle: dpa
Die Weltproduktion an Diamanten reicht längst nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken: 80 bis 90 Prozent aller Diamanten werden daher mittlerweile künstlich erzeugt. Sie kommen meist in der Industrie zum Einsatz, Schmuck macht den kleinsten Teil aus. Die 20 Tonnen Naturmaterial stammen vor allem aus zwei Quellen: Zum einen aus den klassischen Minen, bei denen sogenannte Kimberlit-Schlote nahezu senkrecht in die Erde ausgebeutet werden – der Stein trägt die begehrten Diamanten. Quelle: dpa
Die andere Quelle sind sogenannte Diamantseifen, die trotz ihres Namens nichts mit waschaktiven Substanzen zu tun haben. Vielmehr handelt es sich hier um eine besondere Form der Mineralanreicherung. Verwittert der Kimberlit, bleiben die Diamanten als extrem robuste Materialien übrig. An einigen Küsten wie in Namibia passiert dies auch in Strandnähe. Wenn ankommende Wellen Material auf den Strand verfrachten, nimmt das zurückströmende Wasser die leichteren Körner wieder mit, während die harten Brocken, eben die Diamanten, im Sand oder Kies zurückbleiben und sich dort zu Diamantseife anreichern. „Seife“ stammt übrigens aus dem geologischen Sprachgebrauch und bezeichnet jede Art sekundärer Mineralanreicherung in Sedimenten. Quelle: Lempertz, Köln
Ein altes Flussbett bei Ratnapura, südöstlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo, ist das Eldorado für Edelsteinsucher. Seit 2000 Jahren schätzen Glückssucher die Region wegen ihrer relativ leicht zugänglichen Vorkommen an Saphiren, Rubinen und Granaten. Ursprünglich stammen sie aus dem angrenzenden Hochland, wo ihr Ausgangsgestein erodiert und von Niederschlägen in die Flussläufe gespült wurde. Dort lagerten sich die edlen Steine ab und wurden von jüngeren Sedimenten überdeckt. (Foto: dpa)
2016 wurde hier einer der bislang größten Saphire der Welt ausgegraben und der Öffentlichkeit vorgestellt: Er wiegt 1404 Karat und ist schätzungsweise 90 Millionen Euro wert. Bei dem hier abgebildeten Stein handelt es sich um ein anderes Exemplar, das bei einer Versteigerung im Jahr 2008 „nur“ knapp drei Millionen Euro erbrachte. (Foto: dpa)
Bislang besteht die wirtschaftliche Bedeutung des bolivianischen Salar de Uyuni in seinem touristischen Wert. Der riesige Salzsee im Altiplano der Anden lockt jedes Jahr zehntausende Touristen an, die die bizarre Salzpfanne bewundern. Doch der Salar besitzt noch einen weiteren Schatz, und der weckt industrielle Begehrlichkeiten: Er umfasst das weltweit vielleicht größte Vorkommen an Lithium – einem Metall, das etwa für Akkumulatoren von Elektroautos oder Smartphones gebraucht wird. Quelle: dpa

Echte Diamanten bleiben angeblich klar, wenn man sie anhaucht, Imitate bleiben hingegen länger beschlagen. Außerdem weisen Edelstein als Naturprodukte kleine Einschlüsse auf, die unter der Lupe erkennbar sind. Nur die teuersten und hochwertigsten Edelsteine weisen keine oder kaum Einschlüsse. Imitaten hingegen fehlt meist diese Natürlichkeit, sie sind somit zu schön, um echt zu sein. Allerdings: Selbst Imitate wie Zirkonia gibt es mittlerweile mit kleinen Einschlüssen, um echte Steine noch besser zu imitieren. Ohne spezielle technische Prüfverfahren, gibt es daher auch hier keine Gewissheit.

Anhaltspunkte für die Frage, ob echt oder Fälschung, liefert bestenfalls die Einfassung der Edelsteine in Schmuck. Teure, echte Edelsteine wie etwa Diamanten werden in der Regel eine Öffnung in der Rückseite eines Schmuckstücks in die Fassung gedrückt. Billige Imitate werden hingegen meist von vorn in Ring, Armband oder Medaillon geklebt. Auch ein Sicherungskettchen am hochwertigen Verschluss sowie verlötete Ösen sprechen für Echtheit, Billigvarianten sparen sich diese Zusatzkosten.

Seriöse Händler sind nicht billig, aber sicher

Wer also seriös kaufen will, muss zu einem vertrauenswürdigen oder sogar staatlich zertifiziertem Händler gehen. Der ist zwar nicht unbedingt billiger als hiesige Händler, sorgt aber auch für nötigen Ausfuhrpapiere. Die sind nämlich für den Zoll zwingend notwendig. Als Faustformel kommen auf den Kaufpreis noch rund ein Prozent Zoll sowie 19 Prozent Mehrwertsteuer oben drauf. Wer ohne Ausfuhrpapiere mit Schmuck im Gepäck zurückkehrt und erwischt wird, macht sich der Steuerhinterziehung schuldig. Anmeldefrei sind lediglich Schmuckstücke mit alltäglichen Ziersteinen, die den Wert von ein paar hundert Euro nicht übersteigen.

Wer unbedingt Edelsteine und Schmuck aus dem Urlaub mitbringen möchte, sollte daher seriöse Händler aufsuchen und nicht irgendwelche Hinterzimmer an gefährlichen Orten. „Touristen sollten lieber in den Hotelshop gehen, dort achtet man auf einen guten Ruf“, sagt Butschal. Einen qualitativ brauchbaren Diamanten mit zwei Karat Gewicht wird es aber auch dort nicht unter 10.000 Euro geben. Was selten, gut und schön ist, ist nun einmal teuer. Das gilt auch im Urlaub. 

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