Verkehrte Finanzwelt

MiFID oder der schwierige Weg zu fairen Finanzmärkten

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Riesiger Aufwand

Handelstransparenz oder die Qual der Berichterstattung

Transparenz im Handel mit Finanzinstrumenten ist ein weiteres viel diskutiertes MiFID-Feld. Nach Einführung im Januar erhält jedes Finanzinstrument eine eineindeutige Kennzeichnung. Neue Produkte müssen bei der Pariser ESMA registriert werden. Ihnen wird zudem eine regulatorische Einordnung mit entsprechenden Berichtsanforderungen zugeordnet. Werden sie gehandelt, müssen alle Trades aufgezeichnet und direkt oder über die nationalen Aufsichtsbehörden wie die BaFin an die ESMA gemeldet werden. Diese erstellt daraus Datenbanken, die wiederum von den Finanzmarktakteuren eingesehen werden können.

Auch diese Regelungen stellen einen riesigen Aufwand für Banken, Broker und Handelsplätze dar. Schließlich müssen Prozesse geändert, Systeme erneuert und Investitionen getätigt werden. Einige Marktteilnehmer werden sicher auch die Emission bestimmter Instrumente einstellen, weil sich deren Produktion und Vertrieb unter den neuen Regeln nicht mehr lohnt.

Aber lohnt sich die Regel für den Anleger? Zumindest ist das sehr wahrscheinlich, denn dann kann statistisch festgestellt werden, an welchem Handelsplatz welches Wertpapier am häufigsten und am günstigsten gehandelt wird. Zusätzlich können Anleger besser erkennen, welche Instrumente illiquide und daher möglicherweise mit einem erhöhten Verlustrisiko beim Verkauf behaftet sein können. Ohne die genauen Entwicklungen nach Einführung der MiFID genau zu kennen, ist es auch denkbar, dass gerade nicht extrem vermögende Privatanleger mittels verbesserter Datenlage in Finanzportalen einen günstigeren und bequemeren Zugang zu Daten und Informationen bekommen.

Auch hier versucht die Regulierung im Sinne des Anlegers einen wichtigen Teil des Marktes zu verbessern. Transparente Märkte mit informierten Entscheidern funktionieren nun mal besser.

Nicht das letzte Wort oder die Effizienz der Regulierung

Man könnte die Argumentationskette mit weiteren Beispielen wie dem Verbot der Annahme von Zuwendungen für Vermögensverwalter, der Pflicht zur lückenlosen Aufzeichnung den Handel betreffender Telefonate oder dem Verbot der Annahme von kostenlosen Wertpapieranalysen durch Fondsmanager fortsetzen. Für alle gilt: Den hohen regulatorischen Anforderungen und damit verbundenen Kosten steht ein gut zu verstehender und wichtiger Kundennutzen gegenüber.

MiFID ist daher sicher ein wichtiges und nützliches Regelwerk. Ist es deshalb auch in all seinen Ausgestaltungen und weiterführenden delegierten Rechtsakten uneingeschränkt zu unterstützen und positiv einzuschätzen?

Hier ist natürlich Vorsicht geboten. Unnötige Vorschriften, übertriebene Anforderungen an Berichte, Formulare und zu hohe Kosten können in einem ethisch positiv ausgerichteten Regelwerk durchaus erheblichen Schaden anrichten, ja sogar den angestrebten Nutzen für den Anleger zunichtemachen. Daher sollten die Ausgestaltungen nach Einführung in regelmäßigen Abständen überprüft und unnötige Vorschriften entfernt werden. Letztlich wird nur eine effiziente Regulierung am Markt erfolgreich sein und die Regelungsziele auch erreichen. Die Chancen dafür stehen bei MiFID II nicht schlecht.

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