Verlustrisiko abschätzen Wie moderne Risikomaße bei der Fondsauswahl helfen

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Von einigen Rating-Agenturen immer noch nicht entdeckt

Die Sharpe-Ratio setzt die geschilderte Überrendite ins Verhältnis zum Risiko (hier: die Volatilität der Renditen). Auf diese Weise misst diese Kennzahl das Gesamtrisiko, also neben dem systematischen auch das unsystematische Risiko, welches aufgrund einer weniger zufriedenstellenden Zusammenstellung des Portfolios besteht. Damit gibt die Sharpe-Ration unmittelbar Hinweise darauf, welcher der betrachteten Fonds (unter den genannten Aspekten) besser geeignet ist oder nicht. Auch hier gilt: Je höher die Sharpe-Ratio, umso besser ist der Fonds, allerdings unabhängig von einer Benchmark wie einem Marktindex.

Beispiel: Anleger Schmidt möchte zwei Aktienfonds miteinander vergleichen. Der risikofreie Zinssatz beträgt derzeit null Prozent. Fonds A weist eine jährliche Rendite von 15 Prozent und eine Volatilität von fünf Prozent auf. Fonds B weist eine jährliche Rendite von 20 Prozent und eine Volatilität von zehn Prozent auf. Damit beträgt die Sharpe-Ratio für Fonds A drei und für Fonds B zwei. Dadurch ist das Chance-Risikoverhältnis von Fonds A besser als das von Fonds B.

Grundsätzlich kann die Sharpe-Ratio im Gegensatz zur Treynor-Ratio marktübergreifend verwendet werden. Allerdings kommt dies wohl nur für wenige Anleger in Frage. Denn wer sein Portfolio thematisch nach den eigenen Vorstellungen ausrichten möchte, wird sich nicht davon abhalten lassen, bestimmte Anlageschwerpunkte (Länder oder Regionen) beziehungsweise Strategien (beispielsweise Value- oder Growth-Ansatz) zu bevorzugen.

Das Sparverhalten der Deutschen im Ländervergleich

Denn natürlich sind die Volatilitäten etwa bei Growth Fonds höher als bei Finanzprodukten mit Value-Strategie. Je nach Risikoneigung eines Anlegers kann dieser jedoch den Growth-Ansatz bevorzugen. Allerdings sollte die Sharpe-Ratio innerhalb der Schwerpunkte oder Strategien als äußerst hilfreiches Entscheidungskriterium hinzugezogen werden.

Wie modern die Sharpe-Ratio ist, zeigt der Umstand, dass sie von einigen Rating-Agenturen noch immer nicht entdeckt worden ist. Immerhin wird die Kennzahl durch die FWW Fund Stars in die Beurteilung der Qualität der Fonds miteinbezogen.

Weitere Kennzahlen zur Bewertung von Investmentfonds

Wer nur die Performance von Fonds betrachten möchte, kann auf die Kennzahl Jensens Alpha zurückgreifen. Eine Weiterentwicklung der Sharpe-Ratio ist die Sortino-Ratio, die im Gegensatz zur ursprünglichen Variante nur die negative Volatilität (Downside-Volatilität) berücksichtigt.

Kennzahlen wie die Treynor-Ratio oder ganz besonders auch die Sharpe-Ratio sind sinnvolle Unterstützungen bei den Einschätzungen von Investmentfonds. Vor allem letztere wird zukünftig vermutlich größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da ihre Bedeutung selbst in der Fachwelt noch nicht in ihrer vollen Tragweite erkannt worden ist.

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