Zahlungsrichtlinie PSD2 Was sich im Januar an Ihrem Konto ändert

Kontoinhaber bekommen Post von ihrer Bank: Die neue Zahlungsrichtlinie soll ab dem 13. Januar den Turbo fürs Onlinebanking zünden. Kunden können Kontodaten teilen und neue Dienste nutzen. Was das für Ihr Konto bedeutet.

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Am Samstag, dem 13. Januar, ist es soweit: Für Bankkunden bricht eine neue Ära an. Für alle, die entweder im Internet ihr Konto verwalten, oder auch nur im Internet einkaufen und bezahlen. Berater von Roland Berger gehen von mehr als einer Milliarde Konten in Europa aus, die von der neuen Regelung betroffen sind.

Die Rede ist von PSD2, einer Zahlungsrichtlinie der Europäischen Kommission. Die wurde bereits vor zwei Jahren beschlossen, nun muss sie im Januar in nationales Recht umgesetzt werden. Die Kommission hat mit der Umsetzung der Richtlinie vor allem eins im Sinn: den europäischen Zahlungsverkehr für Kunden sicherer und bequemer machen. Und gleichzeitig will sie für mehr Innovation und Wettbewerb sorgen. So könnte die Vormachtstellung der Großbanken gebrochen werden. Die Europäische Kommission erhofft sich, neuen Dienstleistern, den sogenannten Fintechs, besseren Zugang zum Finanzmarkt und seinen Kunden zu bieten.  

Doch warum betrifft ihre Richtlinie nun auch jeden Bankkunden? Weil sie von ihnen Mitdenken erfordert. Wie bereits Nutzer des Smartphones, die Google, Facebook und Co Einblick in ihre Kontaktlisten und das Surfverhalten geben, stehen jetzt Bankkunden vor der Frage: Die eigenen Daten schützen, oder Anbietern Einblick gewähren und dafür neue Dienste nutzen? Bislang saßen nur Hausbanken auf einem Datenschatz, der Einblick über Zahlverhalten und Bonität der Kunden gibt. Den Schatz können Kunden künftig teilen, wenn sie mögen. 

Bequemer für Nutzer

Die Europäische Kommission schreibt zwar nicht explizit vor, dass es für Bankkunden künftig bequemer werden soll, wenn sie im Internet zahlen und ihr Konto verwalten. Letztlich bedeutet die Umsetzung der neuen Zahlungsrichtlinie für die Bankkunden aber genau das: mehr Bequemlichkeit.

Denn als Kernpunkt lässt sie Drittanbieter auf dem Markt zu. Wenn der Bankkunde es erlaubt, können sie künftig auf sein Konto zugreifen.

Es ist ein Turbo für das digitale Banking. Bislang war es ja schon ein Fortschritt, wenn Banken ihren Kunden in Tortendiagrammen zeigen konnten, wie viel Geld sie im Monat für Shopping oder Versicherungen ausgegeben haben.

Beispiel: Wer ein Konto bei Bank Eins und ein zweites Konto bei Bank Zwei eröffnet, soll beide künftig über einen dritten Anbieter gemeinsam verwalten und analysieren können.

Fintechs als Plattformbetreiber oder Kontoinformationsdienst dürfen beide Konten verknüpfen. Statt auf die Homepage der Bank gelangt der Kunde über die App des Drittanbieters in sein Konto. Darüber hinaus wird es mit Zahlauslösediensten neue Spieler auf dem Bezahlmarkt geben. Sie alle dürfen laut PSD2-Richtlinie auf das Konto des Kunden zugreifen und mit seiner Genehmigung nutzen.

Thomas Sontheimer blickt schon mal etwas voraus. Er ist Geschäftsführer im Bereich Finanzdienstleistungen beim Berater Accenture und skizziert, was unter der neuen Richtlinie künftig möglich ist.

Angenommen, ein Kunde hat Konten bei drei verschiedenen Banken. Bei einer Onlinebestellung will er eine Rechnung über 100 Euro zahlen. „Dann wäre es möglich, dass ihm dafür künftig drei Optionen zur Abwicklung angeboten werden, eine von jeder seiner Banken. Wenn nun eine Bank für die Überweisung einen Euro Gebühr verlangt, und die andere nur 50 Cent, wird es zu mehr Wettbewerb unter den Banken und geringeren Kosten für Kunden führen.“ Noch, sagt Sontheimer, sei eine solche Entwicklung aber nicht absehbar.

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