Immobilien Wohnungsnot der Studenten macht Investoren reich

Investoren mischen den Markt mit Studentenwohnungen auf und verdienen prächtig daran. 40 Prozent Mietsteigerung in Berlin binnen weniger Jahre beweisen das. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.

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Petra-Rexin Quelle: Max Threlfall für WirtschaftsWoche

Petra Rexin betritt die Baustelle an der Kaiserin-Augusta-Allee in Berlin-Moabit und ist erleichtert. Es geht voran: „Im Januar war noch nicht mal das Fundament zu sehen, und jetzt stehen vier Etagen.“ Die angehende Vermieterin, 58 Jahre alt, lässt ihren Blick schweifen, genießt den unverbaubaren Blick vom künftigen Studentenwohnheim auf die Spree. Zwei rauchende Bauarbeiter gehen vorbei. Rexin blickt ihnen nach und witzelt: „Ich dachte, das werden Nichtraucherapartments.“

Anfang des Jahres hat sie den Vertrag für ein knapp 20 Quadratmeter großes Apartment unterschrieben. Noch wird am Studentenwohnheim Smartments Student kräftig gebaut, im März 2018 sollen die Studenten einziehen. Der Termin steht – keine Selbstverständlichkeit in Berlin.

Etwas über drei Prozent Rendite wird Rexin dann einstreichen, auf die Investition samt Kaufnebenkosten gerechnet. Studentenwohnungen boomen, sie sind knapp und begehrt. Die drei Prozent Rendite sollen Studenten bringen, die dringend eine Wohnung suchen. Man könnte Rexin als Krisengewinnerin bezeichnen. Doch das Etikett passt nicht zu der Mutter zweier studierender Kinder, die mit ihrer Investition auch für mehr Wohnraum sorgen will. Und die es leid war, bei ihrer Arbeit als Angestellte einer Hausverwaltung ständig Studenten auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe mangels Angebot abweisen zu müssen.

Geldanlage mit studentischem Flair: So können Anleger am Trend verdienen

Auf die öffentlichen Wohnheime der Studierendenwerke können junge Leute nicht mehr bauen. Kamen 1991 noch rund 15 Prozent der 1,8 Millionen Studenten dort unter, sind es heute, bei 2,8 Millionen Studierenden, weniger als zehn Prozent. Rund 40 Prozent der Studenten wohnen allein oder mit Partner in einer privaten Wohnung; sie ist zur wichtigsten Wohnform aufgestiegen. Der Rest wohnt in Wohngemeinschaften (WGs) oder im Elternhaus.

Auch wenn Sondereffekte wie die hohe Nachfrage doppelter Abiturjahrgänge auslaufen, bleibt die Wohnungsnachfrage auf Dauer groß. Deutschland wird bei Studenten aus aller Welt immer beliebter, die Zahl der Studenten aus dem Ausland hat sich seit 1998 mehr als verdoppelt. Zusätzlich drängen auch Berufseinsteiger, Singles, alleinstehende Senioren und Touristen in den Wohnraum mit kleiner Fläche. Einige Projektentwickler sprechen daher lieber von Mikroapartments als von Studentenwohnungen. Das klingt weniger nach Zimmerwirtin und muffiger Absteige und taugt besser für die Werbung.

Teure Studentenbude: Entwicklung der Kaltmiete für Studentenwohnungen (in Euro je Quadratmeter). Für eine detaillierte Ansicht bitte auf die Grafik klicken.

Der Trend zur Kleinraumwohnung schlägt sich in den Zahlen bereits deutlich nieder. In Berlin sind die Mieten typischer Studentenwohnungen – 30 Quadratmeter, Einbauküche und nah an der Uni gelegen – seit 2010 um 42 Prozent gestiegen, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln errechnet. Im Schnitt liegt die Quadratmetermiete nun bei knapp zehn Euro, vor Betriebs- und Heizkosten, versteht sich. In München werden über 17 Euro fällig (siehe Grafik). Weil viel zu wenig gebaut werde, sei „ein Ende der Preisspirale in den kommenden Jahren nicht zu erwarten“. Vor allem für WGs geeignete Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen fehlen.

Häuserkampf Studenten gegen Investoren

Investoren wollen dabei sein. Zwar machen die häufigen Mieterwechsel mehr Arbeit als bei anderen Wohnimmobilien. Dafür lasse sich aber auch die Miete häufiger erhöhen, schreibt die Maklerfirma JLL unumwunden in einer Studie. Weil die meisten Studentenwohnungen möbliert sind, greife zudem die Mietpreisbremse nicht. Und das Investment sei unabhängig von Wirtschaftszyklen, weil es in wirtschaftlich angespannten Zeiten oft sogar mehr junge Leute an die Uni zieht.

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