Was hat eine schwedische Pop-Band mit der Rendite von Immobilien zu tun? Nicht viel. Bis auf die Tatsache, dass die sogenannte „ABBA“-Anlagestrategie für Wohn-Investments den gleichen Namen trägt wie das Erfolgsquartett aus den 1970er-Jahren. Hinter der Buchstabenkombination verbirgt sich ein einfacher Tipp.
„Investoren sollten innerhalb von beliebten A-Städten in B-Lagen investieren – und damit tendenziell in günstigeren Gebieten“, erklärt Ulrich Jacke, Geschäftsführer des Anlageberaters Dr. Lübke & Kelber. In günstigeren B-Städten seien hingegen A-Lagen vorteilhafter. Denn dort seien die Renditen gemessen am Standortrisiko noch vorteilhafter. Das Erfolgsrezept „ABBA“ funktioniert – so geht es zumindest aus einer aktuellen Analyse des Beratungshauses hervor.
Die Analysten haben die Standortrisiken mit den zu erwartenden Objekt- beziehungsweise Eigenkapitalrenditen in 110 deutschen Städten verglichen. Bei ihrer Untersuchung sind sie von einer Eigenkapitalquote von 55 Prozent ausgegangen – bei einem auf zehn Jahre fixierten Zins von 1,2 Prozent für das geliehene Kapital.
Beim Blick auf die beliebten „Top-7-Städte“ (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) zeigt sich deutlich: In den guten Lagen ist bei Bestandsimmobilien kaum noch etwas zu holen. In Berlin ist die Situation besonders krass: „Weder im Bestands- noch im Neubausegment lassen sich in der Hauptstadt gegenwärtig Renditen erzielen, die das Standortrisiko hinreichend einpreisen“, schreiben die Experten über das negative Risiko-Rendite-Verhältnis. In den mittleren Lagen von Berlin seien jedoch – wie in allen „Top-7-Städten“ – durchaus lohnenswerte Transaktionen möglich. Berlin habe als Standort einen sichtbaren und anhaltenden Aufschwung erlebt, Investoren sollten aber ganz genau hinschauen, empfiehlt Jacke.
In den guten Neubau-Lagen der sieben beliebtesten Städte müssen Investoren ebenfalls damit rechnen, weniger als die Mindestrendite zu erwirtschaften. Die einzigen Ausnahmen sind Hamburg und Stuttgart. Die nachfragegetriebenen Preiseffekte in den Großstädten kämen mit ebenfalls steigenden Baulandpreisen und Baukosten zusammen, schreiben die Experten. Das könnte nicht durch höhere Mieten ausgeglichen werden. „Gerade dort, wo der höchste Bedarf besteht, ist Neubau aus Investorensicht oftmals unrentabel“, sagt Jacke.
Definition von Städten und Gemeinden
Der Begriff, der aus dem altgriechischen kommt und zu deutsch „Mutterstadt“ bedeutet, hat keine politische oder verwalterische Relevanz. Gemeinhin wird die Bezeichnung Metropole für eine Großstadt benutzt, die den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Mittelpunkt einer Region oder eines Landes bildet.
Eine Gemeinde gilt als Großstadt, wenn sie mindestens 100.000 Einwohner hat.
Wohnen in einer Stadt rund 20.000 bis 100.000 Menschen, spricht man von einer Mittelstadt.
Mindestens 5000 Menschen muss ein Ort haben, um als Kleinstadt zu gelten. Bei der Begrenzung nach oben variieren die Angaben der Experten. Sie ziehen die Grenze bei 20.000 oder 25.000 Menschen.
Eine Gemeinde kann ein Dorf oder ein Zusammenschluss aus Dörfern und Kleinstädten sein. Definiert sind Gemeinden (oder Kommunen) als die unterste Stufe in der politischen Gliederung. Eine Gemeinde besitzt – vergleichbar zu einer Stadt – das Recht zur Selbstverwaltung.
Vergleichsweise wenig Risiko gebe es übrigens in München und Frankfurt/Main. Dr. Lübke & Kelber ermittelte für die beiden Metropolen Risikozuschläge von 0,1 beziehungsweise 0,2 Prozentpunkten. Es folgen Stuttgart mit 0,3 Prozentpunkten Risikoaufschlag sowie Hamburg und (als erster B-Standort) Ingolstadt mit je 0,4 Prozentpunkten.
Top-B-Lagen im Bestand
„Bei einer Investment-Entscheidung reicht die reine Risikobetrachtung selten aus. Alle von uns ermittelten sogenannten hidden champions sind B-Standorte“, sagt Jacke. Hierbei ergäben sich auch abseits der Top-7-Städte durchaus attraktive Investitionsstandorte mit besonders günstigem Risiko-Rendite-Verhältnis.
Die Geheimtipps im Bestand finden sich demnach in Osnabrück, Wolfsburg und Worms. Dasselbe gilt für Neubauten in Wolfsburg, Aschaffenburg und Fürth. „Worms, Trier und Landshut in mittleren Lagen sowie Osnabrück, Wolfsburg und Worms in guten Lagen bieten Investoren deutschlandweit bei Bestandsimmobilien das beste Risiko-Rendite-Verhältnis“, sagt Jacke.
Top-B-Lagen bei Neubauimmobilien
Im Neubausegment führten Würzburg, Oldenburg und Landshut in mittleren sowie Wolfsburg, Aschaffenburg und Fürth in guten Lagen das Feld an. Insgesamt können Investoren zudem in fast allen 110 untersuchten Städten Eigenkapitalrenditen von deutlich über drei Prozent erzielen. Das gelte sowohl für das Bestands- als auch das Neubausegment.
Fazit: Während in den guten Lagen der A-Städte derzeit nur noch wenig Rendite winkt, sieht es in mittleren Lagen und B-Städten wie Osnabrück oder Worms deutlich besser aus. Folgen Investoren also der „ABBA“-Strategie, könnten sie einen echten Hit landen – mit dem Titel: „Money, money, money“.