Die Zahl der Haushalte in Deutschland steigt. Und das liegt nicht nur an Zuwanderung und erhöhter Geburtenrate. Schuld daran ist vielmehr die steigende Zahl alleinlebender Personen. Mittlerweile ist der Singlehaushalt die beliebteste Form des Wohnens in Deutschland, 41 Prozent der deutschen Haushalte bestehen aus nur einer Person.
Die Folgen sind insbesondere auf dem Wohnungsmarkt spürbar. So berichtet der Deutsche Mieterbund in seiner Verbandszeitschrift etwa über die Entwicklung in Niedersachsen. Demnach wird dort die Zahl der Haushalte in den kommenden Jahren um drei Prozent steigen, obwohl die Bevölkerung in dem Bundesland schrumpft. Dem Bericht zur Wohnungsmarktbeobachtung von NBank und Niedersächsischem Sozial- und Bauministerium zufolge liegt der Anstieg der Haushalte vor allem an der weiteren Zunahme der Ein- oder Zwei-Personenhaushalte. Deshalb steige auch der Bedarf an neuen Wohnungen.
Der in Niedersachsen verzeichnete Trend hin zu kleineren Haushaltsgrößen lässt sich in weiten Teilen Deutschlands beobachten, insbesondere in Groß- und Universitätsstädten. Doch es steigt nicht nur die Zahl der Single-Haushalte, sondern auch der Quadratmeterbedarf pro Person. Den höchsten Anteil an Ein-Personen-Haushalten verzeichnen Städte wie Regensburg oder Würzburg. Dort liegt wie auch in München, Flensburg, Passau und Düsseldorf die Quote bei mehr als der Hälfte aller Haushalte.
Das hat weitreichende Folgen: Wo viele Alleinlebende auf Wohnungssuche sind, können Vermieter mehr Geld verlangen. Dementsprechend sind in diesen Städten die Preise für Ein- oder Zwei-Zimmerwohnungen besonders hoch (siehe Tabelle). Die Daten haben die Immobilienexperten von Homeday exklusiv für die WirtschaftsWoche erhoben und analysiert. Für 250 Landkreise, kreisfreie Städte und Stadtkreise mit ausreichender Datengrundlage wurden dazu die Angebotspreise für kleine Wohnungen ausgewertet und mit den Vorjahreswerten verglichen.
„Die Nachfrage nach kleinen Wohnungen steigt immer mehr“, sagt Homeday-Geschäftsführer Steffen Wicker. „Das wirkt sich auch auf den Immobilienmarkt aus. So liegen die Quadratmeterpreise von Einraumwohnungen teilweise über den Preisen von Wohnungen mit zwei Zimmern.“
Hier sind Single-Haushalte in der Überzahl
In Regensburg sind 42.300 von insgesamt 80275 Haushalten Single-Haushalte. Damit haben die Haushalte Alleinlebender einen Anteil von 52,7 Prozent.
36.876 Single-Haushalte gibt es in Würzburg. Bei insgesamt 71.221 Haushalten machten das einen Anteil von 51,8 Prozent.
Von 44.746 gemeldeten Haushalten in Flensburg werden 22.722 von einer einzelnen Person bewohnt (50,8 Prozent).
50,3 Prozent der 732.793 Münchner Haushalte werden von nur einer Person bewohnt, also 368.447.
13.994 Single-Haushalte gibt es in Passau. Das entspricht bei insgesamt 27.845 Haushalten einem Anteil von 50,3 Prozent.
318.313 Haushalte gibt es in Düsseldorf, davon 159.252 Einzelhaushalte (50 Prozent).
28.932 der 58.044 Erlanger Haushalte sind Single-Haushalte (49,8 Prozent).
In Berlin gibt es mehr Single-Haushalte als so manche andere Stadt im Ranking überhaupt Haushalte hat: 881.613 Wohnungen werden von Einzelpersonen bewohnt, 1.794.936 Haushalte sind es insgesamt. Das entspricht einem Anteil von Single-Haushalten von 49 Prozent.
Trier hat einen Single-Haushalt-Anteil von 49,1 Prozent: 27.273 von 55.711.
Von 268.622 Haushalten in Leipzig sind 48,8 Prozent (138.356) von Einzelpersonen bewohnt.
Tatsächlich ist dieses Phänomen bei den zehn teuersten Mietmärkten für Singles fast durchgängig so. Ausnahme bilden lediglich die Zweizimmerwohnungen im Landkreis Dachau. Dort sind Einzimmerwohnungen geringfügig billiger als Zweizimmerwohnungen, der Median der Nettokaltmieten weicht lediglich um zwei Cent pro Quadratmeter ab. Dort liegt der Anteil der Single-Haushalte allerdings auch bei nur 30,6 Prozent und ist damit weit unterdurchschnittlich. Die relativ hohen Mietpreise sind dort vor allem durch die Nähe zu München zu erklären.
Insofern sind die Single-Hochburgen nicht automatisch Hochpreisregionen für Alleinlebende. Regensburg landet beim Mietpreisniveau für Zweizimmerwohnungen zum Beispiel nur auf Platz 20 von mehr als 250 ausgewerteten Wohnungsmärkten trotz des rekordhohen Anteils an Single-Haushalten. Die Median-Kaltmiete für eine Wohnung mit zwei Zimmern ist in Regensburg mit 9,92 Euro pro Quadratmeter auch deutlich günstiger als zum Beispiel im Landkreis Dachau, wo Vergleichbares immerhin 11,25 Euro an Miete pro Quadratmeter verschlingt. Bei einer kleinen 40-Quadratmeter-Wohnung sind das schon mehr als 50 Euro pro Monat mehr an Mietkosten.
Die teuersten Wohnungsmärkte für Singles
In München kosten die begehrten Zweizimmerwohnungen im Mittel 14,84 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Gegenüber dem Vorjahr zog die Miete hier um 6,8 Prozent an. Für eine Einzimmerwohnung sind sogar 17,25 Euro Kaltmiete fällig – ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber 2016
Quelle: Homeday;
Stand: August 2017;
Anmerkung: Verglichen wurden ausschließlich Angebotspreise zur Neuvermietung.
Auch im Umland von München wohnen Singles teuer. Der Median der Kaltmieten für Zweizimmerwohnungen liegt bei 12,83 Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 6,4 Prozent. Einzimmerwohnungen schlagen im Mittel mit 14 Euro kalt pro Quadratmeter zu Buche. Hier stiegen die Mieten sogar um 10,5 Prozent. Dabei ist der Anteil der Single-Haushalte mit rund 34 Prozent eher unterdurchschnittlich.
Hier kosten Zweizimmerwohnungen im Mittel 12 Euro pro Quadratmeter, die Mieten stiegen gegenüber 2016 um stolze 10,2 Prozent. Einzimmerwohnungen wurden hingegen kaum teuer und kosten 12,72 Euro pro Quadratmeter. Das ist sogar ein leichter Rückgang um ein halbes Prozent. Der Anteil an Singlehaushalten ist auch mit 34 Prozent eher niedrig.
Eine Zweizimmerwohnung kostet in der Mainmetropole 11,90 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, das ist ein Anstieg um 4,1 Prozent. Einzimmerwohnungen sind mit 13,78 Euro deutlich teurer, hier kletterten die Mieten um 6,0 Prozent. Mit mehr als 48 Prozent ist der Anteil der Singlehaushalte in Frankfurt sehr hoch.
Eine Wohnung mit zwei Zimmern kostet in Ingolstadt derzeit im Mittel 11,69 Euro pro Quadratmeter. Die Median-Miete ist damit fast 15 Prozent teurer als vor einem Jahr. Dafür sind Einzimmerappartements für 12,73 Euro pro Quadratmeter zu bekommen – ein kleines Plus von 1,8 Prozent gegenüber 2016. Der Anteil der Singles auf dem Ingolstädter Wohnungsmarkt beträgt rund 39 Prozent.
Im Landkreis Fürstenfeldbruck liegt die Median-Kaltmiete für eine Zweizimmerwohnung bei 11,51 Euro je Quadratmeter. Das ist eine Mieterhöhung um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einzimmerappartements kosten im Mittel 12,57 Euro je Quadratmeter – gegenüber dem Vorjahr ist das sogar ein Rückgang um 2,5 Prozent. Die Quote der Single-Haushalte liegt mit 32,8 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Die baden-württembergische Landeshauptstadt hat mit einem Anteil von 44,4 Prozent überdurchschnittliche viele Single-Haushalte. Mit einer Nettokaltmiete von im Mittel 11,43 Euro pro Quadratmeter sind Zweizimmerwohnungen auch entsprechend teuer. Die Mieten für diese Wohnungen stiegen im Vorjahresvergleich um 6,8 Prozent. Einzimmerwohnungen kosten 13,90 Euro und sind die drittteuersten im deutschlandweiten Vergleich. Hier stiegen die Mieten um stolze 15,9 Prozent. Es ist die größte Mietpreiserhöhung unter den teuersten Städten für Singles.
11,25 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter müssen Singles im Landkreis Dachau bei Anmietung einer Zweizimmerwohnung im Mittel zahlen, 4,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Mit einer mittleren Mieterhöhung von 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind die Mieten für Einzimmerappartements rasant gestiegen. Der Median der Nettokaltmiete liegt hierbei bei 11,23 Euro pro Quadratmeter. Der Anteil der Single-Haushalte ist im Landkreis mit 30,6 Prozent unterdurchschnittlich.
Die beliebte Universitätsstadt kommt mit Studenten auf einen Anteil an Single-Haushalten auf 46,5 Prozent – der höchste Wert unter den teuersten Wohnungsmärkten für Singles. Die Zweizimmerwohnungen kosten dort im Mittel 11,07 Euro je Quadratmeter. Das entspricht einer Mieterpreiserhöhung um 5,2 Prozent. Einzimmerwohnungen kosten mit 11,23 Euro pro Quadratmeter nur wenig mehr, sind im Preis aber gegenüber den 2016er Zahlen um stolze 11,3 Prozent gestiegen.
Unter die zehn teuersten Wohngegenden für Singles schafft es auch der Landkreis Ebersberg in Bayern. Zweizimmerwohnungen kosten hier im Median10,99 Euro Miete pro Quadratmeter.
Auch bei den kleinen Wohnungen für Alleinstehende ist München wieder mal am teuersten. Sowohl Einraumwohnungen sind mit 17,25 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter mit Abstand am teuersten, als auch bei den Zweiraumwohnungen, die im Mittel 14,84 Euro pro Quadratmeter kosten.
Die größten Mieterhöhungen bei den Zweizimmerwohnungen verzeichnet aber nicht eine der Metropolen, sondern die Stadt und der Landkreis Landshut. Angesichts von 45 Prozent Single-Haushalten kletterten die Kaltmieten binnen eines Jahres um 18 Prozent und liegen nun im Median bei 9,44 Euro pro Quadratmeter.