Es klingt nach einer Erfolgsmeldung: Um 5,2 Prozent ist das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im vergangenen Jahr gestiegen. Das überrascht in den heutigen Niedrigzinszeiten. Doch die Erfolgsmeldung hat einen großen Schönheitsfehler. Zu 70 Prozent war der Anstieg nur neuen Sparanstrengungen zu verdanken, zeigen Daten der DZ Bank. Die Sparquote sei zum vierten Mal in Folge gestiegen, auf 9,8 Prozent. Nur 18 Prozent des Geldvermögens von 6,1 Billionen Euro steckte in Aktien und Investmentfonds. Dabei hätten gerade die hohe Kursgewinne gebracht. Doch statt davon zu profitieren und quasi im Schlaf das Vermögen zu steigern, mussten die Haushalte sich die zusätzlichen Rücklagen überwiegend mühsam vom laufenden Einkommen abzweigen.
Das ist die anstrengendste Form der Vermögensbildung. Große Sprünge sind damit nicht drin. In der aktuellen Titelgeschichte der WirtschaftsWoche zeigen wir, welche Sparleistungen nötig sind, um früh die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen: Rente mit 40 oder 50 statt erst mit 65 oder 67 Jahren, lautet das Motto.
Ohne auskömmliche Renditen wird das schwierig. So müsste ein 20-Jähriger, der vom 50. bis zum 100. Lebensjahr an als Privatier über 2500 Euro nach Abzug der Inflation verfügen will, stolze 3400 Euro im Monat bis zum 50. Geburtstag zurücklegen, wenn er sein Geld zu drei Prozent anlegen würde. In den allermeisten Fällen ist das utopisch viel.
Bewährtes WirtschaftsWoche-Mischdepot
Bei fünf Prozent Jahresrendite wären noch gut 2000 Euro Sparrate im Monat nötig, bei sieben Prozent nur noch rund 1250 Euro. Immer noch viel, zugegeben - aber eher machbar. Kommt absehbar ein Erbe oder eine Abfindung hinzu, ist der frühe Ruhestand noch leichter zu finanzieren. Diese und weitere Beispielrechnungen und Szenarien sowie aussichtsreiche Anlagestrategien für ein Leben als Privatier finden Sie in unserer Titelgeschichte "Ihr Finanzplan für die Rente mit 40".
Seit rund sechs Jahren stellt die WirtschaftsWoche außerdem regelmäßig eine einfache, aber renditestarke Anlagestrategie vor: das WirtschaftsWoche-Mischdepot. Dessen Bilanz kann sich sehen lassen. Seit Anfang 2012 hat das Depot 5,3 Prozent Rendite pro Jahr gebracht, seit Anfang 2013 4,8 Prozent, seit Anfang 2014 6,4 Prozent, seit Anfang 2015 4,5 Prozent, seit Anfang 2016 5,4 Prozent. Wäre der Ansatz noch früher verfolgt worden, hätte die Jahresrendite bis heute stets zwischen fünf und acht Prozent gelegen - bei allen Startjahren seit 2000. Die große Stärke des Mischdepots sind also nicht die - durchaus ansehnlichen - Renditen, sondern vor allem seine Verlässlichkeit.
Einfache Depotstruktur mit jährlicher Justierung
Und der simple Aufbau: Je 30 Prozent stecken in Aktien (MSCI Weltaktienindex) und Anleihen (Euro-Unternehmensanleihen), 25 Prozent in Gold und 15 Prozent werden als Stabilitätsanker in Tages- oder Festgeld vorgehalten. Jedes Jahr werden die Anteile zu Jahresbeginn wieder auf das Ausgangsniveau gebracht. Das bewahrt Anleger davor, sich vom Herdentrieb an der Börse anstecken zu lassen: Sie senken den Anteil stark gestiegener Anlageklassen wieder, damit diese keine Unwucht ins Depot bringen. Im Gegenzug werden zurückgebliebene Anlageklassen aufgestockt, um von einer späteren Erholung dann zu profitieren.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Dabei ist das Depot so aufgebaut, dass Schwankungen und Verlustrisiken möglichst reduziert werden. 2013 gab es im Mischdepot einen minimalen Verlust von einem Prozent, weil der Goldpreis in Euro rund 30 Prozent verloren hatte. Das zeigt: Selbst solche massiven Verluste eines Depotbausteins bringen das Konstrukt insgesamt nicht ins Wanken, weil andere Anlageklassen sich meist spiegelbildlich entwickeln. Stürzen die Aktienkurse ab, steigt dann zum Beispiel der Goldpreis, weil Anleger dort einen sicheren Hafen suchen. Selbst das Krisenjahr 2008 beendete das Mischdepot mit weniger als neun Prozent Verlust. Und die hatte es schon im Folgejahr wieder aufgeholt.