Ein Großteil der deutschen Ruheständler und Berufstätigen hält die Rente für zu niedrig. Zu diesem Ergebnis kommt der Axa Deutschland-Report der gleichnamigen Versicherung. So gaben jeweils 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmer aus beiden Gruppen an, dass die Rentenbezüge im Verhältnis zur Einzahlung nicht angemessen seien. Für die Studie, die der WirtschaftsWoche vorab vorliegt, wurden gut 3300 Erwerbstätige und Personen im Ruhestand im gesamten Bundesgebiet befragt.
Gleichzeitig glauben mehr Berufstätige, bisher nicht genug für die Rente getan zu haben. Waren dies beim vorangegangen Report 2016 noch 47 Prozent, so machten in der aktuellen Ausgabe 61 Prozent der Befragten diese Angabe.
Dabei offenbaren sich auch deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während in Niedersachsen 51 Prozent der Befragten bei sich eine Vorsorgelücke sehen, sind es in Berlin 74 Prozent. Die Bundeshauptstadt stellt damit den Negativrekord unter den Ländern auf.
Deutschlandweit gibt mehr als die Hälfte „zu geringes Einkommen oder Vermögen“ als Grund dafür an, dass sie zu wenig in die eigene Altersversorge investieren. Nicht einmal jeder Zehnte sagt, dass er sein Geld lieber für Konsum als für Sparanlagen ausgibt.
Dabei ist den Berufstätigen gute Altersvorsorge wichtig: Gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Absicherung im Ruhestand für sie zu den drei wichtigsten Lebenszielen gehört.
Während die arbeitende Bevölkerung mit ihrer Vorsorge unzufrieden ist, sind es die heutigen Ruheständer mit ihrer aktuellen Lebensqualität. Fast 60 Prozent gaben an, dass sich ihre Lebensqualität im Vergleich zu ihrem Erwerbsleben verschlechtert habe. Nur elf Prozent sehen eine Verbesserung. Vor einem Jahr meinten nur 41 Prozent, dass sich ihre Lebensqualität verschlechtert habe, während ein Drittel eine Verbesserung ausmachen konnte.
Dementsprechend sind sich zwei Drittel der Berufstätigen und drei Viertel der Ruheständler einig, dass höhere Renten das wichtigste Staatsziel sind – noch vor geringeren Steuern und besserer Bildung.
Für beide Gruppen ist dabei jedoch klar, dass ein höheres Rentenniveau nicht durch eine steigende Staatsverschuldung finanziert werden sollte. Jeweils gut die Hälfte der Deutschen sieht das so. Lediglich in Nordrhein-Westfalen würde sich für die Schuldenfinanzierung eine knappe Mehrheit finden.
Die private Altersvorsorge scheint dabei keine gute Alternative zu sein: Deutschlandweit weiß die Hälfte der Erwerbstätigen nicht, ob sie überhaupt noch Sinn macht. In Berlin sind es sogar 65 Prozent.
Sowohl Berufstätige als auch Ruheständler halten hingegen die betriebliche Altersvorsorge für eine gute Möglichkeit der Altersvorsorge und erwarten vom Staat diese zu stärken. So soll nach Meinung von fast drei Viertel der Berufstätigen jeder Berufsanfänger automatisch in eine betriebliche Altersvorsorge beitreten. Unter den Ruheständlern sprechen sich sogar mehr als vier von fünf Befragten für diese Maßnahme aus.
In beiden Gruppen wollen außerdem drei Viertel der Befragten, dass der Staat seine Zuschüsse für die betriebliche Altersvorsorge erhöht. Das dürfte auch im Jahr der Bundestagswahl ein interessantes Ergebnis sein.