Lichtschwert und Cybergeld Die wichtigsten Tech-Trends 2018

Seite 3/3

Künstliche Intelligenz und 3-D-Druck

Bot-Pourri – Künstliche Intelligenz

Es ist noch nicht lange her, da galt „Mobile first“ – die Idee in der IT, Hard- und Software vor allem für mobile Anwendungen zu konzipieren – als unumstößliches Mantra. Der PC, als ortsfeste Schnittstelle zwischen Mensch und digitalen Angeboten, spielte in den Visionen und Strategien von Apple über Google bis Microsoft (außerhalb des Büros) kaum noch eine Rolle. Die Zukunft, soviel war klar, heißt Smartphone.

Heute, ist von dem Mantra nicht mehr viel geblieben. Nicht, weil Handys ausgedient hätten. Aber sie stehen nicht mehr im Zentrum der Innovation. Das neue Trendthema heißt Künstliche Intelligenz. Smarte Software, die etwa in der Lage ist, menschliche Kommunikation auch inhaltlich zu verstehen. Programme, die schlau genug sind, aus Nutzerverhalten zu lernen und sich daran anzupassen. Maschinencode so smart, dass er aus atypischem Rollverhalten von Eisenbahnrädern, oder den Schwingungen von Maschinen schon auf Verschleiß zu schließen lernt, bevor der Schaden überhaupt eintritt.

Statt „Mobile first“ heißt es nun „AI first“ – abgeleitet vom englischen Begriff fürs künstliche Computerhirn: „Artificial Intelligence“. Die Riesen der IT-Welt investieren Abermilliarden von Dollar dafür AI massenmarkttauglich zu machen. Und die Industriekolosse – von GE bis Siemens – tun es ihnen gleich, wenn es darum geht, die smarten Algos im Maschinenbau zu etablieren … und daraus die Industrie 4.0 zu schmieden.

Es entsteht allenthalben ein wahres Potpourri der „Bots“ genannten Digitalwesen. IBM erschließt mit seinem intelligenten und lernfähigen Großrechner Watson immer neue Geschäftsfelder. Facebook bemüht sich, seinen Algorithmen das Erkennen von Fake News beizubringen und Amazon, Google und Microsoft drängen mit ihren smarten Assistenten Alexa, Google Home oder Cortana in die Haushalte.

Wie rasch und wie gut das gelingt, und wie sehr sie Alltag und Geschäftswelt WIRKLICH verändern, auch dafür wird 2018 der Prüfstein.

Rob der Baumeister – 3-D-Druck

Es ist eine Revolution, die sich im Stillen vollzieht: Im niedersächsischen Örtchen Varel produziert der Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec die ersten tragenden Serienbauteile für Passagierflugzeuge mithilfe riesiger Produktionsroboter, sogenannter 3-D-Druckern. In einem stundenlangen Feuerwerk aus Laserblitzen schmelzen die riesigen Maschinen fast geräuschlos feinstes Titanpulver zu massiven Konstruktionsteilen für Airbus A 350-Jets.

2018 sollen die Teile in die ersten Maschinen eingebaut werden. Sie sind leichter und robuster als ihre traditionell gegossenen und gefrästen Vorgänger. Der Druck halbiert zugleich die Produktionszeit und senkt die Herstellungskosten um ein Drittel.

Mehr noch, 3-D-Druck ermöglicht es, Werkstücke zu entwerfen, die mit herkömmlichen Verfahren wie Gießen, Schmieden, Stanzen oder Fräsen gar nicht herstellbar wären: Komplexe, ineinander verschachtelte Werkstücke zum Beispiel, die bisher von Hand montiert werden mussten, nun aber als ein Teil entstehen. Aber auch Träger, die innen bis auf netzartige Gitter hohl sind. Sie sind der Natur nachempfunden und können wie Pflanzenstängel oder Röhrenknochen sehr hohe Lasten oder Kräfte aushalten. Zugleich sind sie viel leichter als massive Bauteile.

Der Leichtbau aus Licht markiert eine Zäsur in der industriellen Produktion, die weit über die Luftfahrt hinausreicht. Vorbei die Zeiten, da Entwickler mithilfe von 3-D-Druckern nur zerbrechliche Designproben produzierten. Nun erreicht die Technologie die Industriereife. Ob im Maschinenbau oder in der Medizin, in Freizeitkleidung oder beim Möbelbau – immer mehr Unternehmen setzen die Technik in der Serienproduktion ein.

Noch sind es die innovativsten Unternehmen, die den industriellen Einsatz der Technik erproben, doch die Zahl der professionellen Anwender entwickelt sich exponentiell. Zusätzlichen Schub bekommt der 3-D-Druck durch das milliardenschwere Engagement von Technologieriesen wie GE oder Hewlett-Packard (HP).

Der US-Mischkonzern GE hat 2016 rund eine Milliarde Dollar in Zukäufe von 3-D-Technik investiert, davon rund die Hälfte für den Einstieg beim deutschen 3-D-Druck-Spezialisten Concept Laser – einen von drei deutschen High-Tech-Anbietern, die den Weltmarkt von 3-D-Metalldruckern dominieren. Und HP steckte mehrstellige Millionenbeträge in die Entwicklung eines Druckverfahrens, das feinstes Kunststoffpulver mithilfe der hauseigenen Tintendrucktechnik zu massiven Plastikkörpern verschmilzt. Inzwischen arbeitet das Unternehmen bereits an einer Folgetechnik, die es ermöglichen soll, auch kleine Metallteile zu drucken.

Damit ist klar: 2018 wird das Jahr, in dem die Industrie „Druck macht“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%