Boom der Wertlager Kunst, Oldtimer und Wein schön sichern

Immer mehr Reiche wollen ihre Schätze sowohl sicher wissen, als auch in angemessenem Ambiente nutzen und genießen. Das Geschäft mit den Wertelagern boomt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein Blick hinter die Tore der Wertelager
ZentralDepot Meiningen Quelle: PR
Classic Remise Düsseldorf Quelle: PR
Winebank Mainz Quelle: PR
Hinter den Fenstern verbergen sich die gläsernen Garagen für die eingelagerten Fahrzeuge in der Düsseldorf Classic Remise. Quelle: PR
Lagern und Feiern: Neben den Fächern für vinophile Preziosen ist auch ausreichend Platz für Partys, Konferenzen oder Treffen in der Winebank Basel. Quelle: PR
Einen "wehrhaften" Charakter attestiert die Webseite des Büros Kollhoff selber der Fassade der ehemaligen Landeszentralbank, die später von der Bundesbank genutzt wurde, 2012 aufgegeben wurde und nun als Kunstlager fungiert. Quelle: PR
Der Innenhof im Obergeschoss des Zentraldepots ist von außen nicht einsehbar. Die Glasflächen im Boden lassen Licht ins Geschoss darunter dringen. Quelle: PR

Diese Heimstatt erlesener Kunst ist nicht in New York, Los Angeles, London oder Hongkong. Sie befindet sich in Meiningen. Einer Stadt, in der die Schlagzeilen lauten: "Trinkgelage endet in Meiningen mit Rippenbrüchen". Knapp 20.000 Einwohner. Gelegen zwischen Eisenach im Norden, Fulda im Westen, Suhl im Osten und Coburg im Süden. Hier in Südthüringen entschied die Bundesbank nach der Wende, die Landeszentralbank erbauen zu lassen.

Sie engagierte niemanden Geringeres als das Architekturbüro von Hans Kollhoff. Der Gestalter des DaimlerChrysler-Gebäude am Berliner Potsdamer Platz, der Newton Bar oder des Mainplazahochhauses in Frankfurt, setzte einen Quader mit "massivem, fast wehrhaftem Charakter der Fassade" in die Stadt an der Werra. 20 Millionen Euro kostete der Bau, der 2000 fertig gestellt wurde.

Allein: Nur knapp ein Jahrzehnt später wurde das Gebäude im Rahmen einer Strukturreform der Bundesbank nicht mehr benötigt. Am 30. September 2012 schlossen sich die Türen. Dahinter: Ein bis ins Details ausgeschmücktes Gebäude mit zahllosen Sicherheitsvorkehrungen und einer tonnenschweren Tresortür.

Seit Mai diesen Jahres öffnet sie sich wieder. Statt Noten und Münzen ruhen nun Kunstwerke in den ehemaligen Schalterräumen und Besprechungszimmern. 55 Räume in dem unveränderten Gebäude stehen zur Verfügung. Privatpersonen können sie mieten und dort ihre Gemälde nicht nur sicher unterbringen – sondern sie auch betrachten. Umbenannt in ZentralDepot ist aus der ehemaligen Bank ein Wertlager geworden.

Wertlager boomen bei den Superreichen

Es ist das vielleicht am unwirklichsten Ort gelegene Wertdepot, aber beileibe nicht das einzige. Für Autos, Wein und Kunst gibt es weltweit immer mehr Anbieter für sichere Verwahrung und gleichzeitig Erleben der eigenen Schätze. Was nützt die schönste Wertanlage, wenn sie zwar sicher aber unsichtbar in klimatisch kontrollierten und unzugänglichen Zellen verwahrt wird?

Diese Frage stellen sich immer mehr Reiche und Superreiche, die nicht nur hohe Kontostände, sondern auch ihre Liebe zu den schönen Dingen des Lebens planmäßig pflegen. Die Investition in einen Fußballverein gehört da ebenso zu wie in Yachten – oder auch empfindliche Dinge wie Kunst oder Wein.

"Wir bieten für Sammler Räume an, die eben auch eine Qualität haben, dass man sich in ihnen aufhalten will", sagt Nicolas Perren, einer der beiden Betreiber des ZentralDepots Vallor. Er war Architekt im Büro Kollhoff und kennt das Gebäude deswegen haargenau. Ebenso sein Partner Ulrich Schulten, der als am Bau beteiligter Ingenieur noch tiefer in den technischen Details steckte.

Sammlerstücke, die ein kleines Vermögen kosten
Superman-Comic Quelle: IMAGO
WeinAuch Wein ist bei Sammlern begehrt. Den bislang höchsten Preis erzielte eine Flasche 1974er Chateau Cheval Blanc. Die einmalige Flasche wurden von einem Liebhaber für 304.000 US-Dollar gekauft. Fünfstellige Beträge sind für seltene Weine nicht ungewöhnlich. Allerdings müssen die edlen Tropfen fachgerecht gelagert werden, um weiterhin schmackhaft zu bleiben. Bestimmte Weine können ihren Wert bei richtiger Lagerung um bis zu 20 Prozent jährlich steigern. Quelle: IMAGO
Teekanne Quelle: dpa
Dinosaurierknochen Quelle: AP
FossilienFossilien zu sammeln hat einen eigenen Charme, denn die Funde sind Millionen von Jahren alt. Es gibt allerdings viele nahezu wertlose, weil häufig vorkommende Fossilien. Hinzu kommt, dass derlei Versteinerungen in manchen Bundesländern per Gesetz dem Land ganz oder zur Hälfte gehören. Auf Messen oder Fachtagungen werden Fossilien auch gehandelt. Generelle Aussagen zur Rendite sind kaum möglich und es gibt sogar Fälschungen. Quelle: Fotolia
PorzellanJahrhundertelang hüteten die Chinesen das Geheimnis der Porzellanherstellung und drohten Verrätern mit Strafe. Marco Polo brachte es erstmals nach Europa. Erst im 18. Jahrhundert lüfteten die Sachsen das Produktionsgeheimnis. Meißener Porzellan hat seitdem eine herausragende Stellung unter Sammlern in Europa. Viele Stücke erschienen in streng limitierter Auflage. Generell steigt der Wert um acht bis zehn Prozent jährlich, besonders begehrte und seltene Stücke auch deutlich mehr. Quelle: IMAGO
RumAnders als Whisky, Wein oder Cognac findet Rum erst seit kurzem immer mehr Fans unter Anlegern. Dabei ist die Vielfalt enorm und in den vergangenen Jahren erzielten kundige Rum-Sammler beachtliche Wertsteigerungen mit Flaschenpreisen von bis zu 1000 Euro. Ausgewählte Sorten verzeichneten seit 2008 Preissteigerungen um mehr als 300 Prozent. Besonders geeignet als Wertanlage sind ausgesuchte, lang gereifte Sorten und alte Abfüllungen von den karibischen Inseln. Quelle: Fotolia

Drei Millionen Euro rief die Bundesbank beim Verkauf auf. "Wir haben es für deutlich weniger bekommen", sagt Perren. Vielleicht auch, weil die eingeschränkte Verwendung einer so speziellen Immobilie ausgerechnet in Meiningen noch weniger Optionen bot. Denn am Ende zählt immer Lage, Lage, Lage.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%