CEO der Schmuckmarke Van Cleef & Arpels "Deutschland ist für Juwelenschmuck ein wichtigerer Markt geworden"

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Uhren mit einem Augenzwinkern

Hat das allein den Ausschlag gegeben?

Nein, als wir vor einigen Jahren mit E-Commerce begannen, war der deutsche Markt von Beginn an stark vertreten. Die Deutschen waren die ersten Kunden. Die Rückmeldung war, dass die Marke bei denen, die sie kannten, beliebt war, aber viele eben doch nicht so oft in die Städte reisen, in denen wir Boutiquen vertreiben. Das war also ein guter Indikator. Zeitgleich begannen wir auf der Kunst- und Antiquitätenmesse Tefaf unsere Juwelen zu zeigen. Dort sind viele Sammler zugegen, denen wir unsere besonderen Einzelstücke präsentieren konnten – auch da erlebten wir eine gute Resonanz der deutschen Kunden. Wir haben also ausreichend Bestätigung dafür erhalten, dass sich ein stärkeres Engagement lohnt.

Das ist das Warum. Wie wollen Sie nun hier ihre Bekanntheit vergrößern?

Es wird vor allem Zeit brauchen, das ist uns klar. Wir sind nun sichtbarer. Wir brauchen sicher auch die Unterstützung einer umfassenden Strategie in der Kommunikation. Ich habe das Gefühl, dass der Name bekannt ist, die Menschen wissen, dass es uns gibt, aber noch nicht so genau, wofür wir stehen. Was steckt hinter dem Namen, was sind die Kollektionen. Das können Kunden nun unkompliziert vor Ort entdecken, wenn sie auf der Maximilianstraße unterwegs sind.

München und speziell die Maximilianstraße ist vor allem für die Kunden von Luxusmarken ein begehrtes Ziel. Wen wollen Sie hier vor allem ansprechen? Den nationalen oder den internationalen Kunden?

Beide. Ohne Frage. Ich glaube nicht, dass Boutiquen funktionieren, die nur auf Touristen setzen. Sie sind eine wichtige Komponente. Aber auch auf Märkten wie Mailand oder Paris, die als Reiseziel etabliert sind, benötigen sie einen starken einheimischen Markt. Es geht nicht das eine ohne das andere.

Aber ohne Touristen geht es auch nicht?

Nein. Und das gilt für Van Cleef & Arpels, insofern, dass wir in dieser Branche immer noch eine junge Marke sind. 1906 haben wir am Place Vendome die erste Boutique eröffnet. Einige unserer Wettbewerber waren da schon Jahrzehnte am Markt. Cartier zum Beispiel seit 1847. Einige sind aus dem 18. Jahrhundert. Wir waren historisch also nicht die Lieferanten von königlichen Familien wie einige andere Unternehmen. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Idee, mit den Monarchen in diskreten Salons zu handeln, an ihr Ende gekommen und die Ära des Reisens begann. Und an diese Klientel richten wir uns heute – eine Gruppe von Menschen, die weltweit mobil ist und Luxus, Qualität und Handwerk schätzt.

Neben Ihren aufwändigen Schmuckstücken präsentiert VC&A auf dem Genfer Uhrensalon stets Uhren mit einem gewissen Augenzwinkern. Das spricht für einen „good sense of humor“, obwohl es sich um eine französische Marke…

Und den haben wir Franzosen etwa nicht?

Sagen wir, dass das Land dafür weniger bekannt ist als für sein gutes Essen – ein Schicksal, dass es mit Deutschland übrigens teilt, das angeblich gar keinen Humor besitzt. Was ist die Idee dahinter?

Wir möchten den „good sense of humor“ damit auch nach Deutschland bringen… Nein, das ist natürlich nur ein Spaß. Aber wir haben unser eigenes Universum. Es gibt eine erzählerische Komponente in unseren Produkten, manchmal eben mit einer Spur Humor versehen – wenn auch vielleicht nicht auf die britische Art. Eine gewisse Leichtigkeit wohnt unseren Produkten inne. Sie sind jedoch nie ironisch, höchstens gönnen sie sich eine gewisse Naivität, Offenheit gegenüber der Welt. Sie sollen ein Lächeln im Gesicht haben, wenn Sie als Kunde sich mit unseren Stücken beschäftigen. Das ist nicht bei allen Schmuckstücken so, aber es ist eine der Komponenten unserer Philosophie und sicher eine, die wir in die Welt unserer Uhren einbinden wollen. Es geht immer um eine klare eigene Identität. Cartier hat sie. Bulgari hat sie. Wir haben sie.

Wie sieht sie aus?

Bei den Uhren ist es diese Verspieltheit, die ich ansprach, die sich aber auch in Geschichten über Emotionen ausdrückt. Als wir vor ein paar Jahren begonnen, unsere Uhrensparte neu auszurichten, war von Beginn an klar, dass es für einen Juwelier wie uns nicht darum gehen kann, einen weiteren Chronographen, eine weiter Fliegeruhr auf den Markt zu bringen. Wir haben allein in unserem Konzern genug Marken, die dieses Segment beherrschen von Vacheron Constantin bis Officine Panerai. Wenn wir beispielsweise eine neue Uhr mit einer Komplikation wie zum Beispiel der Darstellung des Sternensystems vorstellen, dann, weil wir vielleicht einen anderen Weg haben, die Stunde anzuzeigen. Das ergänzt dann das Angebot des Marktes.

Den Löwenanteil Ihres Umsatzes machen Sie jedoch. mit Juwelen und Schmuck. Uhren sind ein kleineres Geschäft. Wollen Sie das ändern?

Nein. Wir sind eine Schmuck- und Juwelen-Marke. Die Uhrenwelt ist eine eigene. Die sich überschneidet mit unserer. Uhren können eben auch Schmuck sein, ganz besonders wenn es darum geht, sie mit Edelsteinen und ungewöhnlichen Formen zu gestalten.

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