Hype um Küchenmaschine "Thermomix ist der Küchenporsche des Amateurs"

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"Im Thermomix liegt ein Stück deutsche Kulturgeschichte"


Ist er denn auch Statussymbol?
Das ist er zweifellos. Für den Missionar des gelingenden Lebens. So empfinden es die Menschen, die sich einen anschaffen. Die wollen ja auch ihre Umgebung überzeugen. Für die ist es ein Statussymbol, wenn auch nicht wie ein Porsche oder Mercedes. Die Begriffe wie Statussymbol, die wir für Produkte wie den Thermomix anwenden, sind diesem Phänomen gegenüber sperrig, sie treffen es nur bedingt. Wenn, dann ist er so etwas wie der Küchenporsche des kulinarischen Amateurs.

Die sechs Sparten von Vorwerk

Der auch viel Geld verdienen kann.
Absolut, es hat nichts mit dem Einkommen zu tun. Der kulinarische Amateur ist ja vom Sozialmilieu zeitgleich der hyperbeschäftigte Investmentbanker wie die alleinerziehende Mutter. Es ist weder Ober- noch ausschließliches Unterschichtenphänomen und kulinarische Amateure gibt es in allen Schichten. Wir sind in einer Zeit, in der die Kunst des guten Essens abnimmt, deswegen sind die Sendungen mit Meisterköchen so beliebt, da sie häufig nicht in der Lage sind, etwas Schmackhaftes zuzubereiten. Sie widmen dem guten Essen keine Aufmerksamkeit und da sind wir wieder bei der Maschine – das sublimiert sie. Sie nimmt das schlechte Gewissen, dass man eigentlich nicht mehr weiß, wie ein guter Camembert schmeckt.

Wir müssen diese Frage stellen: Würden Sie selber einen kaufen oder besitzen Sie bereits einen?
Vor 20 Jahren habe ich so ein Ding gekauft, als ich als Vater, der unsere Tochter vom Kindergarten abgeholt habe, von so einer – heute Repräsentantin genannten – Verkäuferin angesprochen wurde. Ich bin in eine Müttergruppe geraten. Zu dem Zeitpunkt war ich ein arbeitsloser Soziologe und hatte viel Zeit. Sie erzählte von einem Wahnsinnsgerät. Ich bin dann zu denen nach Hause. Genau, wie man sich es erzählt. Und in nullkommanichts – vermutlich aus einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Neugier auf etwas technisch Raffiniertes, war ich Besitzer des damaligen Thermomix. Er steht heute eingestaubt da. Wir setzen ihn ein, wenn wir Mandeln für einen Nusskuchen mahlen wollen. Und das macht er. Der zerkleinert ja alles. Unabhängig davon, ich habe den Eindruck, im Thermomix liegt ein Stück deutsche Kulturgeschichte vor uns, das mit diesem Gerät zu schreiben ist und das werde ich tun.

Da freuen wir uns drauf.
Da kommt noch mehr hinzu, das kann man in der WirtschaftsWoche ja alles nicht schreiben.

Die zehn größten Direktvertriebe der Welt
Rang 10: Nu SkinDer amerikanische Direktvertrieb verkauft Hautpflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. 1984 von Blake M. Roney gegründet ging das Unternehmen 1996 an die Börse. Der Umsatz erreichte 2015 rund 2,3 Milliarden Dollar. Quelle: Screenshot
Rang 9: TupperwareDas Unternehmen wurde vom Chemiker Earl Tupper gegründet. 1946 brachte er Kunststoffbehälter mit Verschluss auf den Markt, in denen sich Essen länger frisch hielt. Doch im Einzelhandel waren sie Ladenhüter. Erst mit dem Vertrieb über Verkaufspartys ab 1951 kam der Durchbruch. Alle 1,2 Sekunden beginnt auf der Welt eine Tupperparty. Mehr als drei Millionen freie Vertriebsmitarbeiter - überwiegend Frauen - arbeiten weltweit für Tupperware, das neben Küchenutensilien auch sechs Kosmetikmarken vertreibt. Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Orlando Florida erwirtschaftete 2015 rund 2,28 Milliarden Dollar. Schwellenländer trugen zwei Drittel zum Umsatz bei. Quelle: PR
Rang 8: NaturaDie Firma wurde 1969 von Luiz Seabra in Brasilien gegründet. Seit 2004 ist der Direktvertrieb börsennotiert. 2015 lag der Umsatz bei 2,4 Milliarden Dollar. Natura zählt heute zu den führenden Kosmetikherstellern Brasiliens. Daneben werden auch Haushaltsprodukte vertrieben. Quelle: Screenshot
Rang 7: PerfectPerfect Resources vertreibt Kosmetika und Hautpflegeprodukte vornehmlich in Asien. Das Unternehmen machte 2015 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Dollar. Gegründet wurde der Direktvertrieb von Koo Yuen Kim in Malaysia. Quelle: Screenshot
Rang 6: Mary KayDie Amerikanerin Mary Kay Ash gründete 1963 mit 5000 Dollar Startkapital eine Kosmetikfirma. Inzwischen beschäftigt der Direktvertrieb mehr als drei Millionen selbstständige Vertrieblerinnen in 35 Ländern. Mary Kay erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar. In Dallas gibt es sogar ein Mary Kay-Museum in Erinnerung an die Gründerin. Quelle: PR
Rang 5: InfinitusDas chinesische Unternehmen verkauft vor allem Produkte der traditionellen chinesischen Medizin. Das Angebot reicht von Soja-Riegeln bis zu Pflanzenessenzen. Der Direktvertrieb wurde 1992 von Lee Man Tat, Chairman der traditionsreichen Lebensmittelherstellers Lee Kum Kee, gegründet. 2015 machte Infinitus einen weltweiten Umsatz von 3,9 Milliarden Dollar. Quelle: Screenshot
Rang 4: VorwerkDas Wuppertaler Familienunternehmen wurde 1883 als Barmer Teppichfabrik gegründet. Kerngeschäft ist heute der Direktvertrieb hochwertiger Produkte. Die Palette umfasst den Staubsauger Kobold, die Küchenmaschine Thermomix, ein neues Heimwerkerset namens Twercs, Kosmetik, Teppiche, Wasserfilter sowie Mittelstandsfinanzierung und Gebäudeservice. Der Umsatz der Gruppe stieg 2015 um 23,9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro (4,0 Milliarden Dollar). Für Vorwerk arbeiten in mehr als 70 Ländern etwa 625.000 Menschen, darunter rund 612.000 selbstständige Berater. Quelle: Handelsblatt Online

Nun sind wir aber gespannt.
Das Gerät kommt aus Barmen! Vorwerk kommt aus Barmen! Barmen zählt zu den Schlüsselregionen der deutschen Wirtschaftsgeschichte! Friedrich Engels, der Kumpel von Karl Marx, kommt aus Barmen. Mitgründer Carl Vorwerk war verheiratet mit einer Nichte von Friedrich Engels. Die Menschen dieser Region stehen unter dem Bann der Idee einer gottgefälligen Lebensführung und die setzt die Anstrengung zur Rationalisierung frei. Innovationen sind demnach religiös motiviert, in der Region um Wuppertal ist es vornehmlich der Pietismus, der auf das Bemühen um Zeitersparnis ethische Prämien setzt. Die ersten Produkte von Carl Vorwerk waren Teppiche, maschinell hergestellt. Entzauberung der Teppichknüpferei, so wie der Thermomix die Kochkunst entzaubert. Praktisch die gleiche Idee. Entzauberung der Magie.

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